Beim Jahnplatz-Umbau explodieren die Kosten

Bielefeld. Das dürfte für viele ein Schock sein. Zwar gab es schon 2020 erste Andeutungen. Doch jetzt ist klar: Der Jahnplatz-Umbau sprengt den Kostenrahmen deutlich. Statt 13,9 soll er 22,3 Millionen Euro verschlingen, 8,4 Millionen mehr als 2018 kalkuliert, lautet die neueste Schätzung des Amtes für Verkehr. Die legt es jetzt den Ratsgremien vor – und schlägt gleichzeitig noch ein neues Fahrradparkhaus unter dem Jahnplatz vor. Dirk Vahrson, der das Projekt als stellvertretender Amtsleiter betreut, ist nicht zu beneiden, wenn er die Zahlen in der Bezirksvertretung Mitte am 6. Mai und im Stadtentwicklungsausschuss am 18. Mai vortragen muss. Dass der Umbau des zentralen Verkehrsknotens kompliziert würde und viele Unwägbarkeiten barg, war klar. Doch die Kosten liefen stärker aus dem Ruder als gedacht. Aber dafür erhalte Bielefeld auch mehr Wert, sagt Vahrson. Die dicksten Brocken Denn die Stadt hat an vielen Stellen korrigiert, umgeplant und erweitert. Das lag teils an den vielen Leitungen, die aufwendig erneuert und verlegt werden mussten. Grund waren teils Fehleinschätzungen und unerwartete Hürden. Und das lag teils an Optimierungen von Technik und Aufbauten. Den dicksten Brocken bei der Verteuerung machen die Verkehrs- und Freianlagen aus: Hier stieg die Summe von 8,6 um 5,3 auf 13,9 Millionen Euro. 40 Prozent der Erhöhung seien auf Erschwernisse, Zusatzkosten und Preissteigerungen zurückzuführen, 60 Prozent auf zusätzlich bearbeitete Flächen. Denn die Stadt hat mehr als 8.500 Quadratmeter (gut ein Fußballfeld) mehr pflastern und asphaltieren lassen an Oberntorwall/Alfred-Bozi-, Friedrich-Verleger-, Herforder Straße und Niederwall. Vahrson: &bdquo;In dem schon ambitionierten Zeitplan bis Juni 2022 bauen wir deutlich mehr als geplant. Dafür ist alles aus einem Guss.“ Dächer und Leuchten Den zweiten großen Brocken machen die Haltestellendächer aus, deren Kosten um 1,5 auf 2,8 Millionen Euro klettern. Etwa 30 Prozent seien auf zusätzliche Dachflächen zurückzuführen, um Stadtbahnzugang und Einstieg mit vor Regen zu schützen, und 70 Prozent auf die schwierige Gründung sowie technische Ergänzungen. Die Beleuchtung verteuert sich um 790.000 Euro auf 1,1 Millionen Euro. Dazu bei trage, dass die Haltestellendächer mehr Licht erhalten sollen und die Hängeleuchten, die in ursprünglicher Planung zu schwer waren, optimiert und mit zusätzlichem Masten gestützt werden müssen. Als weitere Posten führt das Amt höhere Honorarsätze für die Planer an sowie gestiegene Baukosten mit 1,7 Millionen Euro (plus 637.000 Euro), externe Bauüberwachung mit 1,2 Millionen Euro (plus 480.000 Euro) sowie 420.000 Euro (plus 80.000 Euro) für Vorplanung und Verkehrsversuch mit der Umweltspur. Teuer für die Stadt Die Hoffnung der Stadt, 90 Prozent des Umbaus aus Zuschüssen finanzieren zu können, zerschlug sich schnell. Die Folge: Ihr Eigenanteil steigt auf 8,7 Millionen Euro. 5,6 Millionen davon will sie durch Einsparungen und Verschiebungen im Haushalt auffangen, 700.000 Euro müssten 2022 zusätzlich aufgebracht werden, heißt es in der Vorlage, die Kämmerer Rainer Kaschel (CDU) unterschrieben hat. Daneben schiebt Bielefeld Fördermittel, die eigentlich für die Friedrich-Ebert-Straße fließen sollten, schon für den Jahnplatz ein. Das sei mit der Bezirksregierung abgestimmt. Neue Fördertöpfe nötig Das bedeutet aber auch, dass Pläne im Umfeld wie Friedrich-Ebert-, Elsa-Brändström- und Herforder Straße bis Zimmerstraße aus anderen Fördertöpfen gespeist werden müssen. Die Ebert-Straße solle trotzdem im August beginnen, so Vahrson. An der Herforder Straße müssten die Stadtwerke erst noch anderthalb Jahre die große Fernwärmeleitung erneuern. Die Fahrbahn folge ab 2024. Ein Fahrradparkhaus Überraschend könnte auf dem Jahnplatz doch noch ein Projekt, das fast verloren schien, Wirklichkeit werden. Das Amt für Verkehr schlägt auf Idee von Dezernent Gregor Moss (CDU) vor, im Keller des früheren Opitz-Hauses (jetzt TK Maxx), der unter dem breiten Gehweg zum Pizza-Hut-Pavillon liegt, ein Fahrradparkhaus mit bis zu 600 Stellplätzen als Option vorzusehen. Das wäre zwar kleiner als das einmal im Forum geplante, das der Rat wegen der zu hohen Kosten aber stoppte. Doch der Bedarf an Fahrrad-Abstellmöglichkeiten am Jahnplatz sei weiter groß. Ob ein solches Parkhaus kommt, ist offen. Vahrson: &bdquo;Wir wollen erst einmal hören, ob die Politik das mitträgt.“ Das müsse aber schnell passieren, weil darauf Umbau und Pflasterung auf dem Platz abgestimmt werden müsste. Denn für eine Fahrradtiefgarage müssten eine Radwegschleife plus Rampe in den Niederwall gebaut werden und die Taxiplätze auf die Rathausseite wechseln.

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