Bielefeld

"Absoluter Ausnahmezustand": Arzt schildert Blitzeis-Tag in Bielefelder Klinik

Der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Bielefeld-Mitte, Thomas Groß, spricht von Patienten mit Knochenbrüchen & Co.

Bis zu 25 Patienten in der Stunde wurden ins Klinikum gebracht. | © Oliver Krato

02.02.2021 | 02.02.2021, 17:22

Herr Groß, am Montag war Blitzeis in Bielefeld. Wie war die Situation in der Zentralen Notaufnahme des Klinikums - hatten Sie viele Patienten?
Thomas Groß: Durch die extrem vielen Wegeunfälle im morgendlichen Berufsverkehr kamen zu uns ab 7 Uhr massenhaft Patienten, die verunfallt und verletzt waren. Im Zeitraum von 8 Uhr bis 12 Uhr haben wir stündlich 20 bis 25 Patienten in der Zentralen Notaufnahme aufgenommen. Das entspricht eigentlich dem Patientenaufkommen an einem gut besuchten normalen 24-Stunden-Tag, an dem wir durchschnittlich 100 Patienten behandeln.

Welche Verletzungen haben Sie gesehen?
Glücklicherweise waren 95 Prozent nur leicht bis mittelschwer verletzt mit Prellungen, Schürfungen, Platzwunden oder Knochenbrüchen, darunter typische Sturzverletzungen wie Kopfplatzwunden, Unterarmbrüche und Oberschenkelhalsbrüche. Aufgrund des hohen Aufkommens von insgesamt 142 verletzten Personen, die wir am 1. Februar versorgt haben, folgt nun in den nächsten 10 Tagen eine weitere logistische Meisterleistung: Etwa 30 zusätzliche Operationen müssen geplant und durchgeführt werden.

Der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Bielefeld-Mitte, Thomas Groß. - © Klinikum Bielefeld
Der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Bielefeld-Mitte, Thomas Groß. | © Klinikum Bielefeld

Haben Sie eine vergleichbare Situation schon einmal erlebt?
Selbst langjährige Mitarbeiter der Notaufnahme haben einen solchen Massenanfall von Verletzten in ihrer Berufskarriere am Klinikum noch nie erlebt. Es war eine absolute Ausnahmesituation, die wir nur durch einen großen kollegialen Zusammenhalt über Fachgrenzen hinweg gemeinsam bewältigen konnten.

Wir haben derzeit noch immer die Corona-Pandemie. Welchen Einfluss hatte das auf die Behandlungssituation?
Glücklicherweise ist die Corona-Pandemie zurzeit durch den Lockdown kontrolliert, so dass wir parallel relativ wenige internistische Patienten zu behandeln hatten. Allerdings kamen natürlich trotzdem Patienten mit anderen, akuten und lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie zum Beispiel Herzinfarkte, die parallel versorgt werden mussten. Teilweise erfolgte entgegen dem üblichen Standard und zur Entlastung der Notaufnahme die Notfallversorgung dieser Patienten direkt in den Räumlichkeiten der Fachkliniken.