Was ist eine funktionierende FFP2-Maske? So erkennen Sie die echten Modelle

Bielefeld. Ein NW-Leser, der anonym bleiben möchte, ist verunsichert: In der Apotheke seines Vertrauens habe er zwei FFP2-Masken zu je 11,95 Euro gekauft. "Wir gehören altersmäßig zur COVID-19-Risikogruppe, lassen uns den Schutz auch etwas mehr kosten", sagt der Rentner. Zu Apotheken vor Ort bestehe noch ein gewisses Grundvertrauen. Aber er sei "voll reingefallen": Erst habe die Berufsgenossenschaft vor FFP2-Masken mit N95/CE 1282-Kennzeichnungen, wie sie auf seinen Modellen ausgewiesen sind, gewarnt. Und dann habe er aufgrund der Info in einem NW-Artikel - die Prüfnummer zur Kontrolle bei der EU-Kommission eingegeben. Ergebnis: Ungültige CE-Kennzeichnung, Produktwarnungen, Rückruf. Die Apothekerin habe sich auf den Prüfbericht berufen. Allerdings reiche der in dem Fall nicht aus, hat Matthias Wurst von der Dekra dem Rentner jetzt geschrieben. "Fragen Sie den Anbieter der Maske deshalb nach der Verkehrsfähigkeitsbescheinigung der Marktüberwachung", rät er. Nur mit dieser behördlichen Erlaubnis dürften Masken, die zu Beginn der Pandemie produziert und nur einer Schnelltestung unterzogen worden sind, auf dem deutschen Markt angeboten werden. Teuer ist nicht immer automatisch auch gut Teuer sei nicht immer automatisch auch gut, so das Ergebnis eines FFP2-Maskentests des ZDF-Magazins WISO. Das bestätigt auch Gudrun Tüscher von der Bielefelder Verbraucherzentrale. Über "Rapex", dem Prüfsystem der Europäischen Union, werde immer wieder unter anderem auch vor Masken gewarnt, die nicht als Schutzausrüstung zertifiziert sind und daher möglicherweise nicht die geltenden Sicherheitsanforderungen erfüllen. Auf folgende Kennzeichnungen sollten Verbraucher beim Kauf achten: Name des Herstellers oder Importeurs, CE-Zeichen gefolgt von einer vierstelligen Nummer und eine Serien-, Chargen- oder Typennummer zur eindeutigen Identifizierung. "Zudem sollte beim Kauf der Maske eine Bedienungs- oder Gebrauchsanleitung mitgegeben werden", ergänzt Tüscher. Für FFP2-Masken mit der Kennzeichnung "KN95" würden Ausnahmen gelten: Diese Masken dürfen übergangsweise auch ohne die oben genannten umfangreichen Kennzeichnungselemente verkauft werden, wenn sie eine Sonderzulassung oder Kurzprüfung einer zugelassenen Stelle durchlaufen haben. Ein Zertifikat darüber müsse dem Käufer vorgelegt werden. "Diese Masken durften offiziell bis 1. Oktober 2020 in den Verkauf gebracht werden, dürfen aber jetzt noch weiter abverkauft werden", ergänzt Tüscher. Aber auch geprüfte FFP2-Masken böten keinen 100-prozentigen Schutz. Hygiene und Abstandsregeln seien mindestens ebenso wichtig. Verhältnismäßigkeit ist, wie bei so vielem aktuell, das Zauberwort Auch Ulrike Puhlmann von der Apotheke am Alten Markt bekommt die Unsicherheit von Verbrauchern zu spüren. Fernsehsendungen, die unnötig die Angst der Menschen schürten, seien absolut kontraproduktiv. Verhältnismäßigkeit sei, wie bei so vielem aktuell, das Zauberwort. Ihre Mitarbeiterin, Apothekerin Bettina Möller, hat sich intensiv mit der Maskenthematik beschäftigt. Die Apotheke am Alten Markt verkauft zwei Modelle der partikelfiltrierenden Einmal-Modelle. Das Zweierpack kostet gut neun, ein Fünferpack knapp 15 Euro. Beide Fabrikate haben die Kennzeichnung "KN95". Sie seien aber gemäß der EU-Norm zertifiziert. "Wir haben die Prüfnummern bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gecheckt, da gibt es keine Bedenken", sagt Möller. Die Nachfrage nach FFP2-Masken habe mit den steigenden Zahlen in den vergangenen Wochen stark zugenommen. "Damit wir einen Qualitätsstandard garantieren können, achten wir immer auf eine gültige EU-Konformitätserklärung, kaufen nur von Partnern, mit denen wir schon lange und vertrauensvoll zusammenarbeiten", ergänzt Puhlmann. Zudem prüften die Fachleute vor Ort die Qualität an Mustern, indem sie das entsprechende Produkt aufschneiden, um zu gewährleisten, dass die erforderlichen Filterschichten auch vorhanden seien. Jedes Zertifikat bietet aber auch nur Gewähr, wenn das Produkt ordnungsgemäß verwendet werde. "Die Produkte sind zur Einmalverwendung konzipiert und auch für diese zertifiziert, nicht für den Dauergebrauch oder abenteuerliche Aufbereitungsversuche im Backofen, denen spätestens dann die Integrität der entsprechenden Spezialmembranen und auch der Befestigungsgummis zum Opfer fällt", sagt Puhlmann. Es sei äußerst schwierig, bei den entsprechenden Behörden dazu jemanden persönlich zu erreichen und verbindliche Aussagen zu bekommen. Auch dort wolle sich wohl niemand juristisch angreifbar und belastbar machen. "Es ist also ein Dschungel von Normen und Vorschriften mittlerweile, der groteske Formen angenommen hat", sagt Puhlmann. Eine Simplifizierung wie in diversen Fernsehberichten werde der Situation keinesfalls gerecht, im Gegenteil. Klassische FFP2-Membran ist nicht waschbar Auch nach waschbaren FFP2-Modellen fragten Kunden. Die klassische FFP2-Membran sei allerdings gar nicht waschbar. "Es gibt diverse sogenannte Nano-Silber-Masken aus sehr dichter Baumwolle, die aufgrund einer Art Imprägnierung mit antimikrobiell aktivem Mikrosilber bis zu 30 Mal bei 40 bis 60 Grad gewaschen werden können", berichtet die Apothekerin. Diese dürften aber wiederum nicht als FFP2-Masken bezeichnet werden. Je dicker der Stoff, desto höher sei aber auch der Atemwiderstand. Da müsse jeder für sich prüfen, was er als angenehm empfindet.

Meistgelesen