Bielefeld

Bekannter Wetterexperte lässt am Bielefelder Kesselbrink kein gutes Haar

Karsten Schwanke prognostiziert Hitzestress in den Städten bis zu 45 Grad. Bisherige Klimamodelle rechnen zu zahm. Städte müssten so geplant werden, dass sie "kühlen".

Aus der Luft ist es besonders gut zu sehen: Der Kesselbrink im Herzen der Stadt zeichnet sich nicht durch eine üppige Bepflanzung aus. Viel Asphalt und Beton. | © Detlef Wittig

06.10.2020 | 06.10.2020, 16:37

Bielefeld. Der bekannte Wetterfrosch Karsten Schwanke findet keine freundlichen Worte zur Gestaltung des Bielefelder Kesselbrinks: "Auf dem Platz hat man alles falsch gemacht", sagt der Diplom-Meteorologe. Angesichts des  Hitze-Stresses in den Städten, der in Zukunft bei Höchsttemperaturen von bis zu 45 Grad Celsius immer weiter zunehmen werde, müssten Städte "grundsätzlich so geplant werden, dass sie kühlen".

Mehr Grünflächen statt Asphalt und Beton, Installation von Wasserspeichern müssten das Ziel sein, so Schwanke. Der Wetter-Experte und Fernsehmoderator legte beim „Tag der nachhaltigen Unternehmen" in Bielefeld Fakten zum Klimawandel auf den Tisch. Und seine Prognosen sind  düster.

Bis 2050 rechnet Karsten Schwanke zum Beispiel mit den genannten Höchsttemperaturen von 45 Grad Celsius in Deutschland. Daher sei es notwendig, das Ruder herumzureißen, appellierte Schwanke an die Teilnehmer der virtuellen Konferenz, die von der Volksbank Bielefeld-Gütersloh und vom Verein Klimawoche Bielefeld gestaltet wurde. „Die Klima-Modelle rechnen zu zahm. Wahrscheinlich wird es eher schlimmer, als wir es uns vorstellen."

Wettersysteme oft lange auf der Stelle

„Dass sich Hochs und Tiefs nicht mehr von der Stelle bewegen, das hätten wir bei einer Zunahme um drei bis vier Grad erwartet, aber nicht bei einem Grad", erläuterte Schwanke. Menschen in dicht besiedelten Städten bekommen die sommerliche Hitze schon jetzt besonders stark zu spüren, denn zwischen den Häuserzeilen steht die Luft. Gegen „Hitze-Stress" in Städten lasse sich aber etwas tun, zum Beispiel mit Frischluftschneisen vom Teutoburger Wald herab in die Bielefelder City.

"Alles falsch gemacht", lautet das harte Urteil von Diplom-Meteorologe Karsten Schwanke zum Kesselbrink. - © Volksbank
"Alles falsch gemacht", lautet das harte Urteil von Diplom-Meteorologe Karsten Schwanke zum Kesselbrink. | © Volksbank

Mehr Grün ist eine weitere seiner Empfehlungen. Aber: Pflanzen könnten ihre kühlende Wirkung nur entfalten, wenn sie auch im Sommer bewässert werden. Lagerhallen und andere gewerbliche Gebäude mit Flachdach sollten von vornherein so konstruiert sein, dass sie eine 40 Zentimeter dicke Erdschicht tragen und begrünt werden können. Das reiche aus, um bei Starkregen Wasser aufzunehmen und so lokalen Überschwemmungen vorzubeugen.

Mit Nachhaltigkeit Gewinne erzielen

Den Unternehmern gab Karsten Schwanke mit auf den Weg, dass sich der Einsatz gegen den Klimawandel lohnt: „Jeder Cent, den wir in die Vermeidung stecken, sparen wir später fünf- bis zehnfach bei der Anpassung." Außerdem sei er sicher, dass eine Firma, die ein CO2-neutrales Produkt auflegt, einen klaren Wettbewerbsvorteil hat.

Auf die Frage, was jede und jeder Einzelne sofort zum Klimawandel beitragen kann, empfahl er Rad zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Als optimale Lösung für Hausdächer schlug er vor: „Begrünen und – mit Abstand – Photovoltaik anbringen."

Während der Veranstaltung mit dem Titel: „Erfolgsgeschichten: Mit Nachhaltigkeit gewinnen" entstanden in fünf Workshops weitere Ideen zum Klimaschutz. Es ging um Photovoltaikanlagen und Speichersysteme, um nachhaltiges Bauen, CO2-neutrale Mobilität der Mitarbeiter und nicht zuletzt um Kreislaufwirtschaft mit hochwertig aufbereiteten Werkstoffen oder Komponenten, auch bekannt unter dem Begriff „Cradle to Cradle".