Pit Clausen gewinnt Bürgermeister-Stichwahl in Bielefeld klar

Bielefeld. Der alte Oberbürgermeister bleibt der neue. Pit Clausen (58, SPD) erhielt in der Stichwahl 56,09 Prozent der Stimmen und ließ Herausforderer und CDU-Ratsfraktionschef Ralf Nettelstroth (56), der 43,91 Prozent erhielt, deutlich hinter sich. Clausen, der seit 2009 im Amt ist, kündigte an, seinen politischen Kurs fortführen zu wollen. Allerdings fehlt SPD und Grünen, die ihn stützen, im Rat die Mehrheit. Die Suche nach einer Koalition dort wird angesichts der Zersplitterung schwieriger.Clausen ging zwar mit zehn Punkten Vorsprung in die Stichwahl, doch die Anspannung ist ihm im kleinen Saal des Rathauses anzumerken. Die Anspannung ist groß Dort fiebert er mit Mann Thomas Sopp und knapp zwei Dutzend Unterstützern am Laptop den ersten Ergebnissen entgegen. An seinem Fuß sein Hund Scotty. Als um 18.12 Uhr aus Sennestadt die ersten Zahlen mit leichtem Vorsprung für ihn kommen, bleibt die Nervosität noch. Gebannt schauen alle auf den Bildschirm. Doch langsam lockert sich die Miene, erste Scherze sorgen für Lacher, der rote Balken bleibt vorn. Um 18.37 Uhr nach Auszählung gut der Hälfte der 241 Bezirke, die ersten erlösenden Worte des OB: &bdquo;Langsam kann ich mich entspannen.“ Seine Begleiter stehen auf und applaudieren: &bdquo;Das ist gelaufen.“ Und schon kommt die launige Einladung: &bdquo;Gleich gehen wir bei Nio ein Glas Wein trinken.“ "Ich war platt, aber es hat sich gelohnt" Als gutes Omen kann Clausen den Sieg von Arminia über den 1. FC Köln werten, auch wenn er seinen Zwillingsbruder, der aus Köln angereist ist, trösten musste. Im Stadion war der OB nicht, aus Vorsicht nach der Kritik am Auftritt beim Aufstieg. Ein Spaziergang sollte die Nerven beruhigen, ehe es ins Rathaus ging. Um 18.52 Uhr steht Clausen auf und dankt seinem Team für den &bdquo;Superjob im Wahlkampf“. Der sei in Corona-Zeiten sehr intensiv und anstrengend gewesen: &bdquo;Ich war platt. Aber es hat sich gelohnt.“ In den Herbstferien will er mit seinem Mann zehn Tage in Norddeutschland wandern, verrät er im Interview. Im Rat noch keine Mehrheit Doch in Bielefeld kommt schwere Arbeit auf ihn sowie die heute vom SPD-Unterbezirksvorstand gebildete Verhandlungskommission um den neuen SPD-Fraktionschef Riza Öztürk zu. Denn die rot-grüne Wunschkoalition des OB verfehlte bei der Wahl die Mehrheit deutlich. Sie ist im Rat zumindest auf die bisherigen Paprika-Partner Bürgernähe, Piraten und LiB sowie die OB-Stimme angewiesen, in den Fachausschüssen aber auf einen zusätzlichen Partner. Und da wäre eine Abhängigkeit von Linken oder Die Partei im linken Lager gerade beim wichtigen Haushalt der Stadt ein riskantes Unterfangen. Hoffnung auf neue Namen im Rat Das Problem hat Clausen auch im Blick. Er betont deshalb wie Öztürk, mit allen demokratischen Parteien (außer der AfD) sprechen zu wollen.Aber angesichts der bisher recht verhärteten Fronten zwischen Paprika sowie CDU und FDP schließen sie die Linke als Alternative nicht aus. Der OB: &bdquo;Es kommt nicht nur auf die Programme an, sondern auch auf die Köpfe. Und da gibt es im Rat viele neue Namen. Wir müssen ein Gefühl dafür entwickeln, mit wem wir den sozialen Fortschritt in Bielefeld weiter gestalten können.“ "Hängepartie darf es nicht wieder geben" Einen ersten informellen Austausch zwischen SPD und Grünen gab es schon, noch vor den Herbstferien wollen sie mit anderen Parteien Gespräche führen. Öztürk wie Dominic Hallau (Grüne) betonen, dass es schneller gehen müsse als vor sechs Jahren, als es neun Monate dauerte, bis ein Bündnis stand: &bdquo;Es darf nicht wieder so eine Hängepartie geben.“ Clausen wirbt dafür, &bdquo;die Erfolgsgeschichte im Rathaus“ fortzuführen: &bdquo;Der Sieg ehrt mich und spornt mich an.“ Eingeleitete Projekte wie die Verkehrswende, der Jahnplatz-Umbau, die Baulandstrategie und die Sozialpolitik will er vorantreiben. Nach Interviews geht es um 19.20 Uhr ins Nio, wo seine Parteifreunde ihn – auf Abstand – freudig mit Applaus begrüßen.

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