Bielefeld verstärkt den Kampf gegen Kindesmissbrauch

Bielefeld. &bdquo;Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über sexuellen Missbrauch an Kindern berichtet wird“, sagt Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Auch in Bielefeld ist das der Fall. Die Täter nutzen zumeist die Nähe zu Kindern, seien es Verwandte oder Kinder von Bekannten, aus, um die Minderjährigen mit Drohungen und Versprechungen, mit gemeinsamen "verbotenen" Geheimnissen zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Ein wichtiger Aspekt, bei der Bekämpfung solcher Taten, ist die effektive Prävention. Kinder, die selbstbewusst reagieren und sich bei einem schlechten Bauchgefühl auch gegenüber Erwachsenen behaupten können, sind der beste Schutz. Sie benötigen aber auch eine Möglichkeit, sich auszusprechen. In Bielefeld wird deshalb jetzt die Kindersprechstunde eingerichtet. Das Nein-Gefühl und "schlechte Geheimnisse" erkennen Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 39 Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern (im Vorjahr waren es 38 Taten). 27 der Fälle konnten aufgeklärt werden. Die Dunkelziffer der Taten, die nie zur Anzeige gebracht werden, sind nach Angaben der Opferschützer speziell in diesem Bereich ungleich höher. Der Jugendhilfeausschuss hat jetzt einstimmig beschlossen, das bekannte Präventionsprojekt &bdquo;Mein Körper gehört mir“ auszuweiten. Es ist eines der größten und nachhaltigsten Projekte zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen in der Bundesrepublik, betonen die Kooperationspartner Stadt, Polizei und Sparkasse. Seit mehr als 20 Jahren durchlaufen alle Bielefelder Kinder der dritten oder vierten Jahrgangsstufe dieses Programm, bei dem es darum geht, Kinder gegen sexuellen Missbrauch stark zu machen. Zentraler Baustein ist das Theaterstück der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, das den Kindern den Unterschied zwischen &bdquo;Ja-Gefühl und Nein-Gefühl“ sowie zwischen &bdquo;schlechten und guten Geheimnissen“ nahebringen soll. Die Polizei organisiert die Prävention, die Sparkasse finanziert sie &bdquo;In diesen Sprechstunden haben Kinder die Möglichkeit, nach dem Theater mit fachkompetenten Ansprechpartnern über Fragen, Ängste und Sorgen zu sprechen. Immer wieder werden dort aber auch Erlebnisse sexualisierter Gewalt thematisiert“, erläutert Sozialdezernent Nürnberger. Der Jugendhilfeausschuss beschloss daher, 30.000 Euro für die Kindersprechstunde 2021 bereit zu stellen, aber auch die Folgejahre. Die Bielefelder Polizei übernimmt die Organisation des Projektes und bietet mit dem Verein &bdquo;EigenSinn“ Infoveranstaltungen für Eltern, Lehrer und OGS-Kräfte an. Die Stiftung der Sparkasse Bielefeld finanziert das Projekt seit 1999 mit jährlich rund 50.000 Euro, wegen steigender Schülerzahlen hat sie jetzt den Beitrag auf 60.000 Euro angehoben. Trotzdem konnte bisher ein wichtiger Baustein nicht flächendeckend umgesetzt werden: die Kindersprechstunden. Großes Lob für das zusätzliche Angebot Polizeipräsidentin Katharina Giere lobt das Projekt in seiner Bielefelder Form als einzigartig: &bdquo;Ich freue mich, dass das Projekt durch die flächendeckende Sprechstunde sogar weiterentwickelt werden kann.“ Jeder Fall sexuellen Missbrauchs von Kindern, &bdquo;den wir mit Hilfe des Projektes verhindern können, ist ein Erfolg“, so Giere. Auch Jennifer Erdmann vom Vorstand der Sparkasse sieht in den Kindersprechstunden &bdquo;eine weitere wichtige Unterstützungsleistung an allen Grund- und Förderschulen“, die beweise, wie groß das bürgerschaftliche Engagement gegen sexuellen Missbrauch in Bielefeld sei. Lesen Sie auch: Missbrauchsverdacht in der Kita - Was können Eltern tun? Festnahme - Mann soll Kinder ins Gebüsch gelockt haben

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