Erste Pläne vorgestellt: Stadt kämpft um zwei Kasernen für Wohnungsbau

Bielefeld. Die Stadt ringt darum, dass die beiden großen Kasernen Catterick und Rochdale, die die Briten freigaben, für Wohnungen und Gewerbe genutzt werden. Der Rat beauftragte am Abend einstimmig Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD), sich bei Land und Bund dafür einzusetzen, weil Bielefeld einen großen Bedarf an Wohn- und Gewerbefläche habe. Als Alternative steht ein Ausbildungszentrum der Bundespolizei im Raum, für das es laut Clausen aber noch keine schriftliche Bewerbung gebe. Unterdessen haben Planer erste Überlegungen zur Nutzung vorgestellt. Gegenseitige Vorwürfe im Rat Die Einmütigkeit im Rat zum Schluss spiegelt nicht die zähe und unnötige Debatte mit gegenseitigen Vorwürfen wieder, die die politischen Lager sich zuvor geliefert hatten. Die Paprika-Kooperation und die Linke auf der einen, CDU, FDP, BiMi und UFB auf der anderen Seite hatten ähnlich klingende Anträge eingebracht, die sich bei den Ursachen des Wohnraummangels aber unterschieden. Erst der Oberbürgermeister rettete mit einem maßvollen Kompromiss die Situation und führte zu dem so wichtigen einstimmigen Aufruf an die überörtlichen Akteure. Am Dienstagabend hatte die Stadt zu einer Bürgerinformation über die Verwendung der ehemaligen britischen Kasernen an Detmolder und Oldentruper Straße eingeladen. Auch dort bekräftigte sie den Willen, die Kasernengelände für städtische Zwecke zu nutzen und sammelte Ideen für die Gestaltung. Bundespolizei hat Vorrang Ob die Stadt auf die 34 Hektar südlich der Detmolder Straße im Stadtteil Stieghorst sowie auf die 9 Hektar an der Oldentruper Straße zugreifen kann, ist aber noch ungewiss. Laut Gesetz gehen die Immobilien nach Verlassen der Briten in den Besitz des Bundes über, hier der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima. Die habe angedeutet, dass die Bundespolizei die Catterick-Kaserne ins Visier genommen habe. Laut Gesetz – Paragraf 37 Baugesetzbuch – dürfte sie das Areal ohne weitere Formalitäten nutzen. Die Stadt hat kein Mitspracherecht. Ob es so kommt, weiß niemand. &bdquo;Darüber haben wir keine abschließende Kenntnis erhalten", sagt Sven Dodenhoff von der Stadt. Dennoch habe man sich frühzeitig mit dem gewünschten Fall befasst, dass der Stadt das Areal angeboten wird. Aus diesem Grund hat die Kommune das Planungsbüro Drees und Sommer mit vorbereitenden Untersuchungen beauftragt. Es ist spezialisiert auf so genannte Konversionsflächen. Weitgehende Unkenntnis Vor rund sechzig Zuhörern im Großen Saal der Ravensberger Spinnerei erklärten die Planer und städtischen Verwalter erste Überlegungen, wie die Gelände für Wohnen, Gewerbe, soziale Einrichtungen und Schulen entwickelt werden könnten. Dass alles noch recht vage sei, liege an der immer noch weitgehenden Unkenntnis über die Begebenheiten auf den beiden Kasernen-Geländen. &bdquo;Wir durften bisher nur eineinhalb Stunden im Laufschritt hinter dem Offizier her die Lage erkunden", erklärte Martin Altman vom Büro Drees und Sommer. Bei den Zuhörern regte sich Unmut trotz der Bekundungen seitens der Stadt über die rechtliche Tatsache sowie die vorbereitenden Arbeiten, um rechtzeitig gewappnet zu sein für den Idealfall. Man vermisse eine klares Bekenntnis der Stadt, man wolle keine &bdquo;paramilitärische" Nutzung dort; man wolle nicht hören, dass es nicht gehe, sondern erwarte sofortigen Zugriff der Stadt. Mieterbund lobt die Stadt Veronika Rosenbohm, Vorsitzende des Mieterbundes, brachte beide Seiten, die erkennbar dasselbe Ziel haben, einander näher. Sie lobte die Stadt für ihre Arbeit und berichtete von der Unterstützung auch des Landes NRW über Ministerin Ina Scharrenbach, die jetzt im Bielefelder Rathaus Geld für die Wohnungsbauförderung zusagte. Eine &bdquo;paramilitärische" Nutzung ist jedenfalls nicht zu erwarten – selbst dann nicht, wenn der ungeliebte Fall eintreffen sollte und die Bundespolizei dort ihre Beamten ausbilden will für den Streifendienst auf Bahnhöfen oder Flughäfen.

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