Stadtbahn soll jetzt doch über den Jahnplatz fahren

Bielefeld. Der Jahnplatz wird ab Juli umgebaut. Das heizt auch die Debatte über das künftige Verkehrssystem in Bielefeld an. Die Linke beantragt heute im Stadtentwicklungsausschuss des Rates, dass eine neue Innenstadt-Stadtbahnlinie über den Jahnplatz in Niederflur ohne Hochbahnsteige geplant wird – mit möglichen Endpunkten an Radrennbahn und in Sennestadt. Die Stadtplaner prüfen unterdessen den Bau großer Parkhäuser für Park-and-Ride. Da sind viele Hürden zu überwinden. Seitdem die Bürger in einer Befragung 2014 eine Stadtbahnlinie 5 zwischen Heepen und Sennestadt abgelehnt hatten, traut sich die politische Mehrheit nicht mehr an das Projekt. Doch den Sinn einer zusätzlichen oberirdischen Strecke, die städtische Einrichtungen im Zentrum und im Osten (Berufsschulen, Arbeitsamt, Wiesenbad) besser anbindet, sehen viele. Besser für Pläne im Süden Bernd Vollmer von den Linken möchte &bdquo;das Fenster" wieder öffnen – zumal das die Probleme in Brackwede und Sennestadt mit geplanten Hochbahnsteigen lösen könnte. Denn die neue Linie könnte in Niederflurtechnik fahren, die sich besser an engen Stellen in Straßenräume einfügen lässt. Eine solche Trasse sollte in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden, auch weil bei den Umbauten von Jahnplatz und demnächst Heeper Straße die Weichen dafür gestellt werden könnten. Ein Betriebshof für Niederflur könnte auf dem brach liegenden Containerbahnhof entstehen, wo die Stadt bereits ein City-Logistik-Konzept verfolgt. Pendler sollen umsteigen Vollmer drängt aber auch auf eine Verlängerung bestehender Stadtbahnlinien wie nach Hillegossen oder die Neuauflage einer Strecke nach Jöllenbeck. Ein wichtiger Grund dafür seien die aktuellen Überlegungen im Rathaus, den Park-and-Ride-Verkehr zu stärken, um die Innenstadt und den Jahnplatz zu entlasten. Auch Verkehrsdezernent Gregor Moss (CDU) ist klar, dass es für ein Park-and-Ride-Konzept, das deutlich mehr Pendler zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen soll, ein größeres Stellplatzangebot an der Peripherie geben müsste. Bisher sind an den Endstationen der Stadtbahn insgesamt rund 590 Stellplätze vorhanden, hinzu kommen rund 250 an Regionalbahn-Haltepunkten. Parkhäuser mit mehr als 1.000 Plätzen Die Pendlerzahlen in Bielefeld sind aber viel höher. Schätzungen gehen von deutlich mehr als 70.000 pro Tag aus, was über 140.000 Wege ausmacht. Um Wirkung zu erzielen, denkt Moss auch über Parkhäuser mit mehr als 1.000 Stellplätzen an Stadtbahn-Endstationen nach. Solche Größenordnungen wären angesichts des Flächenbedarfs ebenerdig kaum vermittelbar. Aber auch Parkpaletten dürften vor Ort umstritten sein. Derzeit untersuchen Moss’ Ämter mit Blick auf den Nahverkehrsplan, wo solche Mobilitätsstationen machbar wären. Moss hofft dabei auf Zuschüsse aus Programmen, die den öffentlichen Nahverkehr fördern sollen. Effekte für Entlastung zweifelhaft Parallel sucht die Stadt an drei Standorten, Brackweder Bahnhof, Lohmannshof/Universität und Herforder Straße/Schüco nach Park-and-Ride-Flächen, um kurzfristig Ausweichmöglichkeiten für Pendler während des Jahnplatz-Umbaus anbieten zu können. Ab Juli wird der zentrale Knoten für zwei Jahre für den Durchgangsverkehr gesperrt. Erste Vorgespräche mit Eigentümern laufen, so Moss. Ob Park-and-Ride aber die Effekte bringt, die sich der Dezernent davon verspricht, ist offen. 2015 hatte die Stadt in einer Prüfung, ob dies die Luftqualität verbessert, eher eine skeptische Einschätzung: &bdquo;Die positiven Wirkungen werden vielfach überschätzt." Erst Stadtbahnlinien verlängern Gründe dafür seien, dass die Investitionen hoch, der Flächenverbrauch groß seien und nur ein Gesamtverkehrskonzept Wirkung zeigen würde. Der Anteil der Pendler-Fahrten mache am Gesamtverkehr auch nur etwa ein Sechstel aus. Auch der Linke Vollmer hält neue Park-and-Ride-Plätze für keine schnelle Lösung, wie er in einer Erklärung schreibt. Manko sei, dass die Stadtbahnlinien in Bielefeld teils nicht weit genug aus der Kernstadt führen. Deshalb sei es wichtig, heutige Stadtbahnlinien zu verlängern, beispielsweise nach Hillegossen und Ubbedissen. Planungen wie die nach Jöllenbeck – und eben in den Osten – sollte die Stadt wieder aufnehmen. Derzeit seien lediglich die Park-and-Ride-Flächen in Senne und Milse eine echte Alternative.

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