Das ist Olderdissens rattenscharfer Tierversand

Bielefeld. Von wegen Rattenplage. &bdquo;Hausratten sind extrem selten", sagt Sarah Kluge. Mit großem Reisekoffer, Transportbox und Hund Flippy ist sie aus Leipzig angereist. Olderdissens Cheftierpfleger Markus Hinker hat ihr ein besonderes Versprechen gemacht: Zehn Ratten, fünf weibliche und fünf männliche, Prädikat &bdquo;vermehrungsfreudig". Und auch fünf Steinböcken steht am Montagmorgen eine besondere Reise bevor. Zusammen mit einem Zebra aus dem Safariland Stukenbrock geht’s in den Schwarzwald. Nicht allen steht eine so angenehme Zukunft bevor &bdquo;Es gibt kaum noch jemanden in Deutschland, der Hausratten züchtet", berichtet Kluge. Auch für den Tierpark war das ein Problem, als die eigene Population vor ein paar Jahren eingegangen war. &bdquo;Im vergangenen Frühjahr haben wir dann zum Glück wieder acht Ratten aus Rostock bekommen", sagt Tierparkleiter Herbert Linnemann. Die haben sich &bdquo;zum Glück" fleißig vermehrt. Nicht allen steht eine so angenehme Zukunft bevor wie den zehn, die Hobbyzüchterin Kluge jetzt mit nach Leipzig nimmt. Einige werden auch an andere Tierparkbewohner, wie die großen Greifvögel, Silberfüchse, Marder, Wildkatzen oder Vielfraße, verfüttert. Sonst würden’s schnell wieder zu viele, so Linnemann. Bestimmt sechs mal im Jahr bekommen sie Junge. &bdquo;Uns war aber wichtig, dass wir wieder Ratten haben, da sie früher in unserer Region quasi in jedem Haushalt vorkamen", sagt Linnemann. Heute seien sie von der Kanal- oder Wanderratte, die massenweise als Schädling auftaucht, verdrängt worden. Man müsse genau hinschauen, um die Arten zu unterscheiden. &bdquo;Hausratten haben größere Ohren, einen etwas spitzeren Kopf und längeren Schwanz und sind dunkler, eher anthrazitfarben", ergänzt Hinker. Vierstündige Zugfahrt und Karriere als Leseratte &bdquo;Hausratten sind ganz wunderbare Wesen, viel menschenbezogener und agiler als Mäuse", sagt Kluge. Trotzdem zieht auch sie lieber dicke Lederhandschuhe an, als sie zusammen mit Tierpflegerin Bianca Zech die zehn für sie vorbestimmten Ratten im Futterhaus aus der großen blauen Tonne in ihre Transportbox packt. &bdquo;Sie haben scharfe Zähne und können auch schonmal ganz schön zubeißen", sagt Kluge. Eine vierstündige Zugfahrt steht ihnen dann bevor – und eine Karriere als Leseratte. Kluge hat in Leipzig eine Buchhandlung. &bdquo;Durchs Schaufenster kann man die große Ratten-Voliere, die in meinem Wohnzimmer steht, sehen", berichtet sie. Im Mai sei ein großes Rattenfest geplant. Fünf Jung-Steinböcke reisen mit Zebra Auch auf die fünf Jung-Steinböcke wartet ein Abenteuer. &bdquo;Wir holen gleich im Safaripark in Stukenbrock noch ein Zebra ab", berichtet Tierspediteur Markus Köchling. Gekonnt schnappen er, Hinker, Linnemann und Tierpfleger Dieter Boguschewski sich die Jungtiere, die 2018 und 2019 in Olderdissen zur Welt gekommen sind, und tragen sie vom Eselstall in den mit Stroh ausgelegten Anhänger. Sie kommen in einen Tierpark in Steinwasen im südlichen Schwarzwald. &bdquo;Und zwei eventuell dann noch in ein Auswilderungsprogramm", ergänzt Köchling. Fünf Steinböcke, darunter auch eine steinalte, aber noch sehr fitte 20-jährige Dame, sind's dann jetzt noch in Olderdissen. Aber nicht mehr lange: Im Mai erwarten die anderen zwei Weibchen – auch hier spricht man oft von Steinböcken, da auch sie Hörner haben – schon wieder Nachwuchs. Damit der Transport am Montagmorgen fluppt, haben die Tierpfleger die fünf Jungtiere bereits am Donnerstag und Freitag mit Futter und Netzen eingefangen und in den Eselstall gesperrt. Ein Entgelt müssen die Abnehmer für die Tiere nicht zahlen. &bdquo;Wir tauschen uns da mit anderen Zoos und Tierparks immer untereinander aus", sagt Hinker. Ratten-Liebhaberin Sarah Kluge hingegen leistet eine Spende. Auch wenn Hausratten rar sind, werde sie dafür dann als Züchterin aber nicht immens viel Geld bekommen, vermutet sie. &bdquo;Vielleicht etwa zehn bis fünfzehn Euro pro Tier", schätzt Kluge.

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