Waterkant am Teuto

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Seltener Nachwuchs in Bielefeld: Austernfischer-Küken begeistert Experten

Die Strandvoliere des Bielefelder Tierparks entwickelt sich immer mehr zu einem Brutkasten: Nach den ersten Küken im Vorjahr gab es jetzt in Olderdissen besonders seltenen Nachwuchs.

Der kleine Austernfischer (rechts) mit seinen aufmerksamen Eltern. | © Umweltbetrieb Bielefeld

Eike J. Horstmann
31.07.2025 | 31.07.2025, 14:09

Bielefeld. Feiner Sand, das Schilf wiegt sich im Wind, das Wasser plätschert leise. Mittendrin stakst ein schwarz-weiß gefiedertes Küken, dessen Schnabel noch nicht ganz so leuchtend orange ist wie der seiner genau auf ihr Kleines aufpassenden Eltern: Es ist eine Szene wie von der Küste – und sie spielt mitten im tiefsten Ostwestfalen, genauer gesagt in der Strandvoliere des Bielefelder Tierparks Olderdissen.

Hier hat sich Außergewöhnliches ereignet: Mit dem kleinen Küken ist Bielefelds erster Austernfischer geboren worden – eine echte Seltenheit und ein ganz besonderer Moment für die Tierpfleger um Tierparkleiter Benjamin Ibler. Denn Austernfischer zählen zu den Arten, die in Menschenobhut nur sehr selten erfolgreich nachgezüchtet werden. „Daher hat unser Erfolg in der Fachwelt einige Anerkennung gefunden“, sagt Ibler stolz. „Wir erhalten Glückwünsche.“

Die Strandvoliere wurde 2023 eröffnet – als neues Highlight im beliebten Tierpark. Bereits im vergangenen Jahr konnten hier erste Vögel nachgezüchtet werden, als bei den Löffelenten und Säbelschnäblern Küken schlüpften. Doch mit dem diesjährigen Austernfischer-Nachwuchs ist die Begeisterung im Tierpark-Team noch einmal gewachsen. „Der Vogelbestand in unserem ‚Strand von Bielefeld‘ lässt die Besucher am Vogelleben der Küsten teilhaben“, sagt Ibler. Und tatsächlich: Die mit Sand, Wasserläufen und Dünenvegetation gestaltete Voliere vermittelt ein authentisches Lebensraumgefühl und bringt damit ein Stück Waterkant an den Teutoburger Wald.

Spektakulärer Balztanz

Das dabei gezeigte Bild ist sehr authentisch. Denn bevor es zur Brut kommt, zeigen Austernfischer auch in Gefangenschaft ein auffälliges Verhalten. Ihre Balzflüge erinnern fast an einen überdimensionierten Schmetterling: Langsam kreisend mit ausladenden Flügelschlägen ziehen sie ihre Bahnen, begleitet von lautem, trillerndem Rufen. Als Nest reicht ihnen eine einfache Mulde im Boden, gebrütet wird rund 25 Tage.

Austernfischer im Tierpark Olderdissen. - © Umweltbetrieb Bielefeld
Austernfischer im Tierpark Olderdissen. | © Umweltbetrieb Bielefeld

Während Brut und Aufzucht verteidigen Austernfischer ihr Revier sehr energisch – sie sind manchmal wirklich zänkische Gesellen. Bereits nach 33 Tagen sind die Jungvögel flügge. Das Aufwachsen geht bei Vögeln eben schnell. Bis dahin werden die Tiere allerdings noch vor neugierigen Augen geschützt: Aufgrund der laufenden Brutzeit bleibt der Zugang zur Voliere vorerst geschlossen. Wer den kleinen Austernfischer also sehen möchte, muss sich allerdings noch ein wenig gedulden.

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Der jetzt geschlüpfte Jungvogel stammt von einem Paar, das sich aus einem alten Männchen in Olderdissen und einer Henne aus dem Luisenpark Mannheim zusammensetzt. Das Weibchen war mit einem Männchen aus der Kurpfalz gekommen, hatte ihrem Begleiter aber zugunsten dem alteingesessenen Bielefelder einen Korb gegeben. Der Mannheimer lebt jetzt bei den Fasanen in der Großvoliere. „Wenn der Jungvogel aber ein Weibchen ist, kann er auch hierhin umziehen“, sagt Ibler.