Bielefeld. Die Vorfälle während der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft sind weiterhin Thema unter den heimischen Amateurfußballern. Sowohl Trainer als auch Verantwortliche verschiedener Vereine fordern Konsequenzen seitens des Fußballkreises Bielefeld.
Während der Spiele der Zwischenrundengruppen hatte es einen Zwischenfall gegeben: Die Zwischenrundengruppe B in der Realschule Senne wurde vorzeitig beendet, weil auf der Tribüne Spieler und Offizielle der Vereine SC Hicret und TuS Brake aufeinander losgegangen waren.
„Mit der Massenschlägerei und den Tumulten in der Zwischen- und Endrunde sind definitiv Grenzen überschritten worden", sagt Theesens Trainer Andreas Brandwein, der sogar in Betracht gezogen hat, mit seiner Mannschaft nicht an der Endrunde teilzunehmen. „Ich habe den Vorschlag gemacht, die Veranstaltung zu boykottieren, wenn der Fußballkreis nicht durchgreift."
"Respekt ist verloren gegangen"

Seitens des Fußballkreises fordert er klare Konsequenzen. „Gewissen Vereinen und Leuten ist der Respekt vor der Veranstaltung gänzlich verloren gegangen, jetzt helfen keine Gespräche mehr, nur noch Taten." Vereine wie der FC Türk Sport und der SC Hicret, die sich nicht benehmen könnten, sollten seiner Meinung nach ausgeschlossen werden. „Wer in einer verantwortungsvollen Position ist, sollte sich dieser Verantwortung auch stellen", fordert Brandwein ein Zeichen des Fußballkreises.
VfB-Fichte-Trainer Mario Ermisch war nach dem Viertelfinale seines Teams gegen den FC Türk Sport mittendrin in den Tumulten. Seine Mannschaft flüchtete in die Kabine. „Ich bin lange Jahre Trainer, aber so etwas habe ich bei der Stadtmeisterschaft noch nie erlebt", sagt Ermisch. Er sagt, dass mehrere VfB-Akteure die Kabinentür von innen zugehalten hätten, weil zahlreiche Menschen rund um den FC Türk Sport versucht hätten, in die Kabine der „Hüpker" einzudringen.
Sohn des Co-Trainers war völlig aufgelöst
„Der Sohn meines Co-Trainers war völlig aufgelöst und hat geweint", berichtet Ermisch, der grundsätzlich nichts gegen die lautstarke Unterstützung einer Mannschaft hat. „Wenn dann aber ständig Leute, die mit dem Spiel nichts zu tun haben, an der Bande stehen und diese schlussendlich sogar auseinandernehmen, dann ist es irgendwann auch mal zu viel des Guten."
Auch Tobias Demmer, Trainer des Bezirksligisten TuS Jöllenbeck, hat sich Gedanken gemacht: „Sicherlich ist der Ausschluss der Vereine eine Möglichkeit." In der Endrunde ist Demmer zudem erschüttert über das Verhalten des Sicherheitsdienstes: „Mich lässt man nicht durch, um meinen Stimmzettel für die Einzelehrungen abzugeben, auf der anderen Seite belagern aber 20 Leute die Kabine vom VfB Fichte, da passt etwas nicht." Das Verhalten einiger Fans sei „unter aller Kanone" gewesen. Er erwartet Konsequenzen durch den Fußballkreis. „Der Fair-Play-Gedanke sollte nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der Tribüne gelten", fordert Demmer.
Tochter weinte vor Angst
Ummelns Trainer Adis Hasic ist noch immer völlig aufgelöst wegen der Geschehnisse in der Endrunde. „Meine Frau saß mit unserer kleinen Tochter auf der Tribüne, unweit von dort, wo es plötzlich mit den Tumulten losging", berichtet er. Die Folge war, dass seine Tochter vor Angst weinte und sich kaum beruhigen konnte. „Ich habe beschlossen, dass ich als Zuschauer definitiv nicht mehr zur Stadtmeisterschaft gehen werde, als Trainer werde ich meine Pflicht erfüllen."
Hasic fordert seitens des Fußballkreises eine Entscheidung, die abschreckende Wirkung haben sollte: „Solche Leute müssen rigoros aus dem Verkehr gezogen werden." Hasic stellt sich die Frage, warum die Anhänger des FC Türk Sport und des SC Hicret nicht einfach positive Stimmung verbreiten können. „Die sollten sich ein Beispiel an den Fans des VfL Oldentrup und des VfL Ummeln nehmen. Die haben kontinuierlich positive, laute und faire Stimmung gemacht. Da wurde auch mal für die gegnerische Mannschaft applaudiert." Wären ausschließlich solch positive Fans in den Hallen, gäbe es nach Hasic Dafürhalten auch keine Ausschreitungen.
"Probleme müssen analysiert werden"
Theesens Vorstandsvorsitzender Heinz-Werner Stork hat über einen „Runden Tisch" nachgedacht. „Ich habe im Laufe der Endrunde mit einigen Vereinsverantwortlichen gesprochen und mich ausgetauscht. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn man sich mit vielen Vereinen zusammen setzen und Probleme analysieren würde", sagt Stork. Einen Boykott als ersten Schnellschuss hält er für falsch. Stork ist auch der Meinung, dass seitens des Fußballkreises etwas passieren müsse. „Die Stadtmeisterschaft ist ja ein Einladungsturnier. Wenn ich einladen kann, dann kann ich auch ausladen." Daneben müssten Regularien, die es gäbe, erfüllt werden.
Ergün Uludasdemir, Interimstrainer des FC Türk Sport, stellt die Endrunden-Tumulte so dar: „Es gab seitens des VfB Fichte Provokationen und Beleidigungen, die erwidert wurden. Ich selbst bin noch mit weiteren Vorstandsmitgliedern dazwischengegangen und habe letztlich dafür gesorgt, dass Mario Ermisch, Güven Aydin und Murat Karanfil keinen Kratzer abbekommen haben." Grundsätzlich ist Uludasdemir der Meinung, dass Gewalt im Sport keinen Platz haben sollte. „Man muss aber zwischen dem Fall mit dem SC Hicret und unserem klar unterscheiden. Bei uns war es lediglich eine heftige Diskussion", sagt Uludasdemir.
"Dann habt ihr keine Zuschauer mehr"
Zu einem möglichen Ausschluss des FC Türk Sport erklärt Uludasdemir: „Dann schließt uns halt aus, aber dann habt ihr auch keine Zuschauer mehr." Für den Interimstrainer war in der Endrunde auch der mangelnde Sicherheitsdienst ausschlaggebend. „Die waren einfach nicht präsent."
Uludasdemir ist verärgert darüber, dass seine Mannschaft für ein Fehlverhalten einiger Zuschauer bestraft werden soll. „Wir müssen für etwas herhalten, was wir nicht zu verantworten haben. Den Fans, die wir ausmachen konnten, haben wir mit Kupferhammer-Verbot gedroht." Weiter bemängelt Uludasdemir das „Fehlen einer klaren Linie seitens des Fußballkreises." Die Idee von Heinz-Werner Stork, einen „Runden Tisch" zu organisieren, begrüßt Uludasdemir. „Da wären wir als FC Türk Sport sofort dabei."
"Haben uns sportlich durchgesetzt"
Auch Hicrets Trainer Mehmet Ertunc wäre bei einem „Runden Tisch" mit von der Partie. Er habe in der Zwischenrunde nicht mitbekommen, was zum Ausbruch der Schlägerei geführt habe. „Mir wurde nur erzählt, dass zunächst Provokationen seitens der Braker in Richtung unserer Zuschauer passiert sein sollen. Ich verstehe überhaupt nicht, wie es letztlich zu diesen Ausschreitungen kommen konnte, schließlich haben wir uns sportlich ja durchgesetzt", erklärt Ertunc.
Gewalt auf Sportplätzen oder in Hallen verabscheue er: „So etwas will niemand sehen." Der Verein habe auch klar kommuniziert, dass gewaltbereite Menschen nicht gern gesehen seien. „Daraufhin haben sich drei, vier Leute kurz nach der Stadtmeisterschaft abgemeldet", berichtet Ertunc. Sollte es zum Ausschluss seines Teams kommen, fände er das schade. „Für einige wäre ein Ausschluss der türkischen Vereine allerdings wie ein Butterbrot mit Nutella, weil es genug Leute gibt, die uns nicht mögen", ist sich Ertunc sicher. „Vielleicht würde es künftig helfen, wenn eine gewisse Polizeipräsenz in den Hallen gegeben wäre, denn das würde sicherlich viele schon abschrecken."