Wütende Bürger: Stadtbahn-Ausbau bedeutet massive Eingriffe für Stadtteil

Bielefeld. Es war ein Spießrutenlaufen für die Planer: Der 2. Bürgerdialog zum Weiterbau der Stadtbahnlinie 1 in der Senner Realschule verlief wesentlich emotionaler als zwei Tage zuvor die gleiche Veranstaltung in Sennestadt. Rund 170 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, sie machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Deutlich wurde, dass viele der Betroffenen gar nicht daran denken, nur einen Zentimeter für die Stadtbahn abzugeben. Sogar über die Gründung einer Bürgerinitiative gegen die Linie 1 wurde laut nachgedacht. Nicht alle Betroffene vorab erreicht Etwa 70 Grundstückseigentümer sind in unterschiedlichem Maß betroffen, die meisten davon in Senne. Vier Gebäude stehen der Trasse im Weg, darunter auch &bdquo;Mimos Pizzahaus" und die Shell-Tankstelle nördlich der Brackweder Straße. Insofern kamen die Aussagen von MoBiel, man habe in der Vorentwurfsplanung versucht, die Eingriffe so minimal wie möglich zu gestalten, nicht gut an. Deutlich wurde auch, dass es dem Amt für Verkehr und MoBiel eben nicht gelungen ist, den größten Teil der betroffenen Bürger vor der ersten Vorstellungsrunde der Pläne zu erreichen, wie es in einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksvertretungen Sennestadt und Senne berichtet worden war. Moderat war es noch zugegangen, als die grundsätzliche Frage aufgeworfen wurde, ob der Weiterbau der Linie 1 tatsächlich sein muss. Es gebe doch ein funktionierendes System. Die Senner hatten sich schon bei der Bürgerbefragung zur Linie 5 mehrheitlich gegen eine neue Stadtbahntrasse durch ihren Stadtbezirk ausgesprochen. Linie 1 als Wahlkampfthema Stattdessen wurden am Mittwoch Alternativen wie moderne Wasserstoffbusse oder O-Busse (mit Oberleitung) vorgeschlagen. Dass die Mobilitätslinie für den Bielefelder Süden ein Thema im Kommunalwahlkampf wird, zeichnete sich bereits ab. &bdquo;Warum plant ihr überhaupt noch, im September ist doch Wahl?", meinte ein Zuhörer bissig. Auch das Thema &bdquo;Radfahren" wurde wie in Sennestadt sehr kritisch gesehen. Die Planer denken sich, dass auf der L 756 die Radler im zweispurigen Bereich auf zwei Meter breiten Radfahrstreifen fahren sollen – und das bei erlaubtem Tempo 70. Die Senner forderten Nachbesserungen. Zeitweise eine Stimmung wie im Bierzelt Ans Eingemachte ging die Diskussion, die dieses Mal von einem Moderator gelenkt wurde, als es um die Umgestaltung der Kreuzungen, die veränderten Fahrbeziehungen, Abbiegespuren und den sich verlagernden Autoverkehr ging. Cornelia Christian und Lea Gauthier von MoBiel bekamen hier sehr viel Gegenwind. Ein Zuhörer erklärte gegenüber der NW, es &bdquo;habe zeitweise eine Stimmung geherrscht wie im Bierzelt". Auf absolutes Unverständnis stieß die Tatsache, dass die Haltung des Landesbetriebs Straßen.NRW, der in den Kreuzungsbereichen und rund um die Autobahnauffahrten nicht von der Vierspurigkeit abrückt, zu den massiven Eingriffen führt. Darüber hinaus soll das Rechtsabbiegen in den Spiegelsberger Weg untersagt werden, das Linksabbiegen in die Bretonische Straße und in den Hafnerweg. Fehlende Verkehrssimulation Der Netto-Markt und das Lebensmittelgeschäft Buschmann würden teilweise vom Verkehr abgeschnitten, der sich andere Wege suchen müsste – vorbei auch an Arche-Kita und Buschkampschule. Den Planern fiel auch auf die Füße, dass sie nicht mit Verkehrssimulationen und Zahlen dienen konnten. Und dass die Knackpunkte der Planung nicht komplett in der Power-Point-Präsentation zu sehen waren, sondern nur als Pläne an Pinnwänden hingen. Auch Fragen nach einer Kosten-Nutzen-Analyse und möglichen Fahrgastzahlen blieben unbeantwortet. &bdquo;Wahre Begeisterung hätte anders ausgesehen", kommentierte Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt hinterher. Vamos kann später fahren MoBiel hat gegenüber der NW der Darstellung widersprochen, dass der Vamos nicht nach Sennestadt fahren könnte. Das neue Stück werde so geplant, erklärte Sprecherin Lisa Teichler, dass alle Fahrzeuge auf der Linie 1 eingesetzt werden können. In der Tat müsse die Strecke Richtung Schildesche zeitgleich ertüchtigt werden. Der in Sennestadt beschriebene Vamos 2.0 sei rein technisch und aus Fahrgastsicht optimiert, nicht im Hinblick auf Höhe und Breite der Autobahnbrücke der A 2. Die erwähnten statischen Überlegungen hingen mit einem Entgleisungsschutz zusammen, der gebaut werden müsse, damit im Fall eines Unfalls der Halt der Brücke nicht gefährdet werde. Lesen Sie auch einen Kommentar zum geplanten Weiterbau der Stadtbahnlinie 1

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