Großer Stadtbahn-Frust - Häuser stehen der neuen Linie 1 im Weg

Bielefeld. Überwiegend große Enttäuschung herrscht nach Vorstellung des Vorentwurfs der Stadtbahnlinie 1 von Senne nach Sennestadt. Hauptkritikpunkt ist eine Planung, die aus Sicht vieler vom Autoverkehr dominiert wird, da die L 756 in Teilen vierspurig bleibt. Die Folge ist ein großer Flächenbedarf neben der Landesstraße, der zwischen der Endstation der Linie 1 und Sennestadt 70 Grundstückseigentümer betrifft. Vier Häuser stehen der Stadtbahn im Weg. Der schwarze Peter wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksvertretungen Senne und Sennestadt dem Landesbetrieb Straßen.NRW und &bdquo;seiner Verweigerungshaltung" zugeschoben. Jahrelange Verhandlung - ergebnislos &bdquo;Das ist Planungsstand der 60er Jahre", schimpfte Heiko Rohde von den Grünen über die Trasse nördlich von Brackweder und Paderborner Straße. Alle würden von Verkehrswende reden, MoBiel die Linie 1 sogar als Mobilitätslinie bezeichnen, &bdquo;und dann lässt sich die Stadt von Straßen.NRW zu solch einer Planung hinreißen". Es hatte bereits einen Planungsentwurf für die Straßenbahntrasse auf der Fläche der Paderborner Straße gegeben. Nach Meinung der Kritiker genau die richtige Lösung. Denn nach dem Durchbau der A 33 brauche es die Vierspurigkeit auf der L 756 nicht mehr. Das beklagte Planungsdiktat hat eine lange Vorgeschichte. Viele Jahre haben Stadt und Landesbetrieb angesichts des Interessenkonfliktes ergebnislos über die Verlagerung der Straßenbaulast vom Land auf die Stadt Bielefeld verhandelt. 2017 gab es dann das Angebot von Straßen.NRW, die 13,3 Kilometer lange Strecke von der Stadtgrenze bis zu Ikea abzugeben. MoBiel und Verkehrsamt uneinig Dafür, dass die Stadt die Unterhaltung der L 756 übernimmt, wollte sie aber offenbar so hohe Entschädigungszahlungen, dass Straßen.NRW sein Angebot zurückzog. Zudem waren sich das Amt für Verkehr und MoBiel nicht einig darüber, welche Position gegenüber dem Landesbetrieb vertreten werden sollte. Nachdem die NW publik gemacht hatte, dass es so mächtig im Verhandlungsgetriebe knirschte, dass der gesamte Stadtbahnausbau in Gefahr war, bekräftigte die Politik ihren Wunsch nach Weiterbau der Linie 1 – auf einer Straße, die mit Ausnahme des Bereichs der Autobahnauffahrten zweispurig und auf Tempo 50 reduziert sein sollte. Landesbetrieb folgt gesetzlicher Marschroute Doch die Gespräche, die Oberbürgermeister Pit Clausen 2018 auf Geheiß des Stadtentwicklungsausschusses im Verkehrsministerium Düsseldorf führen musste, brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Und schon gar keinen Paradigmen-Wechsel für Straßenverkehrsbehörden, deren Richtlinien zur Anlage von Landesstraßen und den Umgang mit verkehrswendewilligen Stadtplanern. Der Landesbetrieb folgt daher weiterhin seiner gesetzlich vorgegebenen Marschroute, auf überregionalen Straßen für die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu sorgen. Vorplanung voller Kompromisse Und so betonten die Vertreter vom Amt für Verkehr und von MoBiel am Mittwochabend in Sennestadt immer wieder, dass sie sich nur in diesem Rahmen bewegen können. &bdquo;Wir kommen an Straßen.NRW einfach nicht vorbei", räumte Cornelia Christian, Geschäftsbereichsleiterin von MoBiel, ein. Und um nicht endlos in der Theorie zu planen und um endlich mit der Linie 1 voranzukommen, gebe es nun eben diese Vorplanung voller Kompromisse. Patrick Kühn, Leiter Verkehrsplanung beim Amt für Verkehr, ergänzte, dass die Baulastübernahme in den Kreuzungsbereichen gar nicht möglich gewesen wäre, so dass es &bdquo;Fragmente gegeben hätte zwischen Landes- und Stadtstraße". Nun liegt also der Vorentwurf auf dem Tisch, über den aus Sicht der Kommunalpolitiker auch noch viel zu lange hinter verschlossenen Türen beraten worden ist. Bürgerdialog Anfang Dezember Doch Patrick Kühn verwies auf die notwendigen Erstgespräche mit den Grundstückseigentümern, die zuvor weitgehend abgeschlossen sein sollten, bevor man mit den Plänen in die Öffentlichkeit geht. Nach den Bezirksvertretern, die bereits weitere Kritik an Planungsdetails übten, werden am 2. Dezember die Sennestädter zu einem Bürgerdialog eingeladen (18 Uhr, Ehrenberg-Schule) und am 4. Dezember die Senner (18 Uhr, Realschule). Zwergenaufstand mit besonderem Hintergrund Ihnen dürften dabei auch grüne Gartenzwerge begegnen. Sie alle, 500 an der Zahl, tragen den Namen Hans und wollen die Idee der grünen Mobilität transportieren. Wie weiland Namensvetter und Sennestadt-Planer Hans Bernhard Reichow. Urheber des Zwergenaufstandes, der sich in der nächsten Zeit ausbreiten soll, ist die Mobilista-Gruppe Sennestadt. Ein wissenschaftlich begleitetes Projekt, das mehr Mobilität und weniger Autoverkehr erreichen will und dem der Stadtbezirk als Reallabor dient. Der Gartenzwerg als Symbol des kleinen Mannes, für deutschen Fleiß und eine gewisse Sturheit, soll dem Weiterbau der Linie 1 mit zum Erfolg verhelfen. Das erklärte Bernd Neugebauer, Geschäftsführer der Sennestadt GmbH, die vor Ort Partner des Mobilista-Projektes ist. &bdquo;Wir suchen mit Hans’ Hilfe Verbündete und wollen die Bürger bewegen, sich bei der Planung der Stadtbahn einzubringen." Die soll übrigens nicht an der Kreuzkirche enden, wie einige aufgrund der vorgestellten Pläne vermuteten. &bdquo;Unser Ziel ist, dass wir die Stadtbahn in die nördliche Sennestadt führen", betonte Cornelia Christian. Der zweite Streckenabschnitt solle jedoch im Dialog mit den Sennestädtern geplant werden.

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