Grünen-Parteitag war Geldsegen für die Stadt - mit unbezahlbarem Nebeneffekt

Bielefeld. Drei Tage lang haben die Grünen am vergangenen Wochenende in der Stadt getagt. 800 Delegierte und rund 60 Aussteller kamen zum Bundesparteitag in die Stadthalle samt Ausstellungshalle hinter dem Bielefelder Hof. Und die Grünen-Gäste ließen die Kassen in der Stadt klingeln. Der Gewinn für Bielefeld? Von einer halben Million Euro Umsatz-Gesamtvolumen geht Stadthallenchef Stephan Kipp aus. Die Mieteinnahmen für den Eventort am Hauptbahnhof seien dabei noch der geringste Posten. Ein Nebeneffekt des Grünen-Treffens ist zudem unbezahlbar. Veranstaltungen dieser Größenordnung sind keine Seltenheit für die Bielefelder Stadthalle - das betont Kipp. &bdquo;Besonders war jedoch die große mediale Aufmerksamkeit, die den Bundesparteitag der Grünen von Freitag bis Sonntag begleitet hat." Und die das Stadthallen-Team vor manche logistische Herausforderung stellte. &bdquo;Um die acht Sendeanstalten sind schon im Vorfeld mit ihren besonderen Anforderungen an uns herangetreten", erzählt Kipp. Strom- und Datenkabel für die Übertragungswagen der großen Fernsehsender mussten verlegt werden. Stellflächen vor und hinter der Stadthalle geschaffen werden. Neben dem Stadtbahnzugang an der &bdquo;Tüte" fand unter anderem der ZDF-Truck Platz. Auch die Nahariyastraße musste mit Sondergenehmigung der Stadt in Teilen gesperrt werden sowie für den Ab- und Anlieferverkehr zusätzlich eine Spur der Herforder Straße. Ein besonderer Spitzenplatz für den Parteitag Zu den 20 festen Mitarbeitern der Stadthalle wurden zudem 60 zusätzliche eingestellt: für Gastronomie, Reinigung, technische und logistische Aufgaben. Logistisch zählte der Bundesparteitag der Grünen zu den größeren Veranstaltungen im Stadthallenjahr, so Kipp. Nicht jedoch, was die Zahl der Besucher betrifft. &bdquo;Bei der Handmade-Messe Ende Januar kamen zum Beispiel an zwei Tagen sogar 10.000 Besucher in Ausstellungs- und Stadthalle." Auch die Betriebstagungen hiesiger Wirtschaftsunternehmen seien mit bis zu 2.500 Teilnehmern deutlich größer. Bis zu 5.500 Gäste am Tag können an dem Eventstandort in Bahnhofsnähe betreut werden. Das Grünen-Event ist jedoch an anderer Stelle Spitzenreiter: &bdquo;Der Bundesparteitag hat dafür gesorgt, dass man bundesweit drei Tage lang in den Nachrichten nicht an Bielefeld vorbeikam", sagt Kipp. Mit einem starken Marketingeffekt für die Stadt als Tagungs- und Messestandort. Auch Gabriela Lamm, Leiterin des Kongressbüros der Bielefeld Marketing GmbH, sagt: &bdquo;Im Bewusstsein der Republik ist angekommen, dass wir ein Event dieser Größenordnung in Bielefeld stemmen können." Der Bundesparteitag habe die Leistungsfähigkeit sichtbar dokumentiert, die die Stadt im Messe- und Veranstaltungssektor habe. &bdquo;Die unglaublich gute Anbindung mit direkter Nähe zum Hauptbahnhof ist sehr selten für eine Großstadt und wird von Veranstaltern unglaublich geschätzt", so Lamms Erfahrung. Zur Kombination aus Stadt- und Ausstellungshalle mit zusammengenommen 8.500 Quadratmetern Eventfläche komme die Infrastruktur drumherum hinzu. &bdquo;Wir haben gut 600 Hotelzimmer im Innenstadtbereich, gut 4.000 Betten in der ganzen Stadt – das ist viel." Heimische Wirtschaft sorgt für volle Betten Laut Hoteldirektor Martin Roßmann war der Bielefelder Hof mit seinen 161 Zimmern dann auch an den Parteitag-Tagen restlos ausgebucht. Generell mache das Messegeschäft gut sieben Prozent des Jahres-Logisumsatzes im Vier-Sterne-Hotel am Hauptbahnhof aus. Ein guter Wert, erklärt Roßmann. Messegäste habe das Hotel sogar zur Hannover-Messe: Vom Hauptbahnhof ließe es sich per ICE schließlich direkt und bequem bis aufs Messegelände pendeln. Für den größten Umsatzanteil bei den Übernachtungen sorge jedoch die heimische Wirtschaft mit ihren vielen internationalen und nationalen Gästen, die das ganze Jahr über kämen, erklärt der Hotel-Chef. Rund 66 Millionen Euro Umsatz bringe das Tagungs- und Messegeschäft jedes Jahr Bielefeld ein, so Kongressbüro-Leiterin Lamm. Gut 250 Euro pro Tag lasse ein Messe-Übernachtungsgast in der Stadt, zitiert sie eine Studie aus dem Jahr 2013. Zu den Profiteuren zählen auch die Bielefelder Restaurants, der Einzelhandel und die diversen Mobilitätsangebote – wie die Bielefelder Funktaxizentrale (BIETA). Super-Tagungsevent kommt jedes Jahr nach Bielefeld Laut BIETA-Geschäftsführer Spyridon Athanasiou war die Taxiflotte am Parteitag-Wochenende ebenfalls emsig unterwegs. &bdquo;Wir haben gut 25 Prozent mehr Umsatz gemacht als an einem normalen Wochenende." Und was ist wirklich Bielefelds Super-Tagungsevent, wenn es nicht der Grünen-Bundesparteitag gewesen ist? Da tippt Lamm auf eine deutlich weniger glamouröse Veranstaltung, von der wohl kaum ein Bielefelder etwas bewusst mitbekommen haben dürfte: das viertägige Treffen des Bundesverbands der praktischen Tierärzte vom 21. bis 24. März. Mit Intensivfortbildung zum Spezialthema &bdquo;Kleinsäuger". Und im Gegensatz zu den Grünen kommen die Tierärzte schon 2020 wieder nach Bielefeld – und nicht erst in 20 Jahren.

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