Bielefeld. Seit Mitte Oktober ist der stark umstrittene Rapper Kollegah mit seinem Album "Monument" auf Tour. Am Mittwochabend war der Hip-Hop-Künstler, der unter anderem mit seinen Texten polarisiert, im Bielefelder Lokschuppen zu Gast. Der Düsseldorfer zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten Rap-Musikern des Landes. Seine aktuelle CD ist, wie bereits seine drei vorherigen Platten, in den Album-Charts auf Platz 1 eingestiegen.
Trotz des Erfolgs gibt der Rapper viel Anlass zur Kritik. Kollegah gilt als antisemitisch, homophob und sexistisch. Dabei werden nicht nur seine Songtexte bemängelt, sondern auch Musikvideos und eine einseitige Dokumentation über den Palästina-Israel-Konflikt. Erst kürzlich wurde der Rapper von der feministischen Zeitschrift Emma unrühmlich zum „Sexist Man Alive" gekürt. Zudem hatten Recherchen von Vice und BuzzFeed News Ende Juli entlarvt, dass Kollegah mit einem Coaching-Programm seine Fans abgezockt haben soll.
Fans setzen sich mit Kritik auseinander
Die kleine Halle der Bielefelder Konzert-Location war an diesem Abend mit etwa fünfhundert Fans nur mäßig gefüllt. Ein Mitarbeiter des Lokschuppens war darüber nicht verwundert. Schließlich habe sich der Rap-Künstler selbst ins Aus geschossen, so seine Meinung. Einige Fans hätten sich wohl von ihrem ehemaligen Idol abgewendet. Es muss die Frage erlaubt sein, warum man den Rapper dann überhaupt auftreten lässt. Geht es letztlich nur um den finanziellen Profit?
Vielen Zuschauern merkte man an, dass sie sich im Vorfeld des Konzerts mit der Kritik an Kollegah auseinandergesetzt haben. Tatsächlich wurden teils auch nachvollziehbare Argumente zugunsten des Rappers vorgebracht. So sei Rap nun mal eine Musikform, die auf Provokationen und Zuspitzungen setze. Deshalb dürfe man Hip-Hop-Texte nicht zu ernst nehmen, sondern müsse zwischen Show und Realität unterscheiden.
Kollegah weist antisemitische Tendenzen auf
Doch diese Unterscheidung gelingt sicherlich nicht jedem Hörer. Kollegah spreche mit seinen Texten eben auch eine Vielzahl von Menschen mit sehr fragwürdigen Einstellungen an, wie ein Konzertbesucher anmerkte. Und überhaupt: Wie weit darf Provokation gehen? Sind die Verse des Musikers noch gewöhnliches Rapper-Gehabe oder gehen seine Sprüche deutlich zu weit?
Erschwerend hinzu kommt, dass es bei Kollegah nicht bei provokanten Texten bleibt. Auch darüber hinaus kommen nicht zuletzt antisemitische Tendenzen zu Tage. Da wäre zum Beispiel das Musikvideo zum Track "Apokalypse", in dem sich einige antisemitische Anspielungen finden lassen. Angesprochen auf den Clip konterte ein Fan gestern Abend, der Düsseldorfer habe das Video im Comic-Design vielleicht nicht selbst produziert. Doch so einfach ist das sicherlich nicht. Mindestens abgesegnet wurde der Film in jedem Fall vom Rapper.
Der Rapper bleibt kontrovers
Von einem Zuschauer im Lokschuppen war zu hören, dass ein Freund des Hip-Hop-Artists Jude sei. Die Rede ist von Sun Diego, einem Rap-Kollegen, mit dem der Düsseldorfer einige gemeinsame Lieder veröffentlicht hat. Und es stimmt, Sun Diego ist Jude. Dies eröffnet eine neue Frage. Kann Kollegah Antisemit sein und gleichzeitig mit einem Juden befreundet sein? Fest steht: Der Fall "Kollegah" bleibt kontrovers und mindestens stark diskutabel.
Für das Konzert gab es im Übrigen keine Presse-Akkreditierung. Ungewöhnlich, denn sonst bekommt man die Bescheinigung bei Musik-Veranstaltungen im Bielefelder Raum meistens sehr problemlos.