Am Mittwoch in Bielefeld: Kollegah trifft auf Ablehnung

Bielefeld/Köln. Der umstrittene Musiker Felix Blume will am Mittwoch (13. November) im Bielefelder Lokschuppen auftreten. Schon am Dienstag ist er im Kölner E-Werk angesagt, doch der 35-Jährige, der als Rapper unter dem Namen Kollegah firmiert, trifft dort auf Ablehnung und Gegenwehr. Er verdient sein Geld seit Jahren mit eindeutig sexistischen, homophoben und antisemitischen Texten, und folgerichtig hat die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zum Boykott des Konzerts aufgerufen. Auch die Grünen haben das E-Werk nach einem Bericht der Internetzeitung Report-K aufgefordert, den heutigen Auftritt zu verhindern. "Ich finde es beschämend, dass das E-Werk diesem Rapper mit seinen menschenverachtenden Texten eine Bühne bietet", so wird der Kölner Bürgermeister Andres Wolter (Grüne) zitiert. "Ein Skandal, dass wir ihn hier ertragen müssen" Die Kölner Politiker sind sich demnach einig. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte der Bild-Zeitung zufolge in einer Rede zum Auftakt der Karnevalssession, wer nach Köln kommt und meint, "er könne bei seinen Konzerten intolerante Ideen und Parolen verkaufen, muss mit dem Widerstand der Kölner rechnen." Und SPD-Fraktionschef Christian Joisten wird mit den Worten zitiert: "Ein Skandal, dass wir ihn hier ertragen müssen." Wer ist Felix Blume alias Kollegah? Die Zeitschrift Emma will ihm nun einen "Emma-Award" als "Sexist Man Alive" verleihen. "Frauen sind für dich 'Fotzen', 'Huren' und 'Bitches', beklagt Emma in einem Brief an Kollegah und erinnert an Liedpassagen aus dem jüngsten (Echo-prämierten) Album, die wohl nur als brutal, frauenverachtend und ausländerfeindlich bezeichnet werden können: "...ich fick sie, bis ihr Steißbein bricht; dieses Album kommt, weil ihr wieder Ansagen braucht; fuck mich ab und ich ficke deine schwangere Frau; danach fick ich deine Ma, die Flüchtlingsschlampe." Schon 2011 Streit um Kollegah-Auftritt in Bielefeld Kollegahs "lyrisches ich" bekennt sich demnach auch dazu, schon mal eine "minderjährige Bitch missbraucht" zu haben, und Schwulen droht er: "Ich komm mit ner Horde Hunde plus Zuhältern, die dich ermorden, Tunte." In Bielefeld hatte es 2011 schon Wochen vor einem Auftritt des &bdquo;Gangsta"-Rappers Streit wegen dessen diskriminierender Texte gegeben. Studierendenausschüsse der Universität und der Fachhochschule Bielefeld forderten eine Absage des Konzerts - doch Kollegahs Werke wurden auch als bewusste, genreübliche Provokationen und Satire verteidigt. Am Ende sorgte die Diskussion für steigende Nachfrage, das Konzert wurde in einen größeren Saal verlegt. Blume hat angeblich Bücher eines Holocaustleugners übersetzt Emma erinnert daran, dass Felix Blume im Hunsrück aufgewachsen sei und als Teenager vom Katholiken zum Muslim konvertierte - inspiriert durch seinen algerischen Stiefvater und die Lektüre des Koran. Er habe sich einst als Übersetzer betätigt und mehrere Bücher eines türkischen Holocaustleugners übersetzt. Wegen Texten und Anspielungen, die von vielen als antisemitisch und den Holcaust verharmlosend empfunden wurden, hat Kollegah bereits mehrfach für Kritik und Eklats gesorgt. Ausgerechnet am 12. April 2018, dem israelischen Holocaust-Gedenktag (www.yadvashem.org), wurde er gemeinsam mit seinem Partner Farid Bang für das Album "JBG 3" mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet. Zeilen wie &bdquo;mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" oder &bdquo;mache mal wieder ’nen Holocaust" brachten beiden mehrere Strafanzeigen ein. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft erkannte aber keine Strafbarkeit und stellte die Ermittlungen ein. Wesensmerkmal des &bdquo;Gangsta-Rap" sei nun mal die Glorifizierung von Kriminalität und Gewalt, so die Juristen. Kollegahs Texte sind demnach von der Freiheit der Kunst gedeckt. Von Volksverhetzung oder einer Verharmlosung der NS-Herrschaft soll also keine Rede sein. "Wir gehen davon aus, dass nichts Illegales stattfindet" Ähnlich wird es jetzt im Bielefelder Lokschuppen gesehen. Der Konzertsaal ist für den Kollegah-Auftritt gemietet worden, Veranstalter ist die Braunschweiger Alpha Music Group. "Wir sind nur Vermieter", sagt Lokschuppen-Prokurist Daniel Elsner. "Der Künstler hat aber kein Auftrittsverbot, wir gehen davon aus, dass dort morgen nichts Illegales stattfindet." Obwohl der Vorverkauf seit Monaten laufe, gibt es offenbar noch Karten für das Konzert. Immerhin, 2018 hatten die Diskussion und der öffentliche Druck durch Stars wie Tote-Hosen-Sänger Campino zur Abschaffung des Musikpreises Echo durch den Bundesverband Musikindustrie geführt. Prominente Künstler wie Marius Müller-Westernhagen hatten ihre Echo-Trophäen zurückgegeben. Die Bertelsmann-Musiktochter BMG beendete ihre Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang - und Kollegah selbst distanzierte sich später zum Teil selbst von den Texten.

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