Arbeiten im Freien: Bielefelder Firma plant riesige Dachterrasse

Bielefeld. "Mitarbeiter brauchen nicht nur Büroflächen, sondern auch Freiräume", sagt Paul Peter Kaiser. Und die will er für seine beiden IT-Unternehmen KTI Distribution und Avanis im wahrsten Sinne des Wortes schaffen: mit einer 300 Quadratmeter großen Dachterrasse. Die gehört zu einem neuen Firmengebäude, das für 1,5 Millionen Euro an der Meisenstraße entsteht. "Wenn man über moderne Arbeitsplatzkonzepte nachdenkt, warum dann nicht auch darüber, im Freien zu arbeiten", sagt Kaiser. Die Planungen für das neue Firmengebäude hat er daher nicht komplett den Architekten überlassen, sondern sich kräftig eingemischt. In einem Hinterhof in der Nähe des Landgerichts gründete Kaiser 1996 die "KTI Distribution". Das taiwanesische Unternehmen KTI gehört zu den weltweit größten Herstellen von Netzwerktechnologie. Die Bielefelder Firma verkauft die Produkte in Deutschland. 1998 wurde Thomas Passlack Mitgesellschafter. Gemeinsam mit ihm gründete Kaiser 2003 eine weitere Firma: Die Avanis GmbH verkauft ebenfalls Hard- und Software für Datennetzwerke in Verwaltungsgebäuden oder Industrie- und Gewerbebetrieben. Die alten Betriebsräume platzen aus allen Nähten 20 Beschäftigte gibt es insgesamt, die Firmen erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von jeweils zwei Millionen Euro. Die Entwicklung geht stetig nach oben. Die Betriebsräume an der Otto-Brenner-Straße platzen inzwischen aus allen Nähten. Das neue Haus soll 480 Quadratmeter Bürofläche auf zwei Etagen und weitere 240 Quadratmeter für Schulungsräume bieten. "Anfangs hatte ich die Idee, Großraumbüros zu bauen. Aber die Mitarbeiter hatten andere Vorstellungen", berichtet Kaiser. Doch von den Plänen für die Dachterrasse ließ er sich nicht abbringen - obwohl sie mit höheren Baukosten verbunden ist. "Davon musste ich nicht nur meinen Kompagnon überzeugen, sondern vor allem mit den Architekten ringen", so der 54-Jährige. Auch 'mal eine Auszeit nehmen Wie die Terrasse gestaltet werden soll, steht noch nicht fest. "Eine Lounge-Ecke mit Palettenmöbeln wird es wohl geben und auch eine Hängematte ist denkbar", sagt Kaiser. Er will attraktive Arbeitsplätze schaffen, an denen Mitarbeiter "auch 'mal eine Auszeit nehmen" können. Natürlich geht es dabei auch um Effizienz. Heißt: Warum soll jemand, der mit seinem Laptop auf der Terrasse sitzt, nicht mehr schaffen, als jemand, der am Schreibtisch hockt. Gefragt ist auch Kreativität. Die Avanis GmbH vertreibt nicht nur elektronischer Geräte wie Konverter, die Kupfer- und Glasfaserleitungen verbinden, sondern arbeitet auch als Dienstleister. Sie berät etwa Industrieunternehmen, wenn es um den Aufbau von W-LAN-Netzen in großen Gebäuden geht. In der W-Lan-Planung gehört Avanis zu den führenden Experten in Deutschland. Echtzeitortung soll Zeit und Geld sparen Dazu kommt ein noch junges Geschäftsfeld: die Echtzeitortung. "Produkte in Warenlagern, Mietwagen im Großparkhaus, medizinische Geräte in Kliniken - wer weiß, wo genau sich etwas befindet, spart Zeit und Kosten", sagt Kaiser. Avanis liefere dafür die Technik und das Know how. Auch Krankenhäuser und Altenheime sind Kunden: "Es gibt Notrufgeräte für das Pflegepersonal ebenso wie solche, mit denen man den genauen Aufenthaltsort etwa von Demenzpatienten feststellen kann." Paul Peter Kaiser denkt auch über neue Arbeitszeitkonzepte nach. "Wir müssen den Mitarbeitern ermöglichen, selbstbestimmt und flexibel zu sein." Dazu müsse man den Beschäftigten vertrauen. Allerdings: Zuverlässige Kernzeiten müsse man den Kunden garantieren, die stehen nicht zur Debatte. "Wenn jemand zu spät kommt, will ich gar keine Entschuldigungen hören", sagt Kaiser. Denn gleich, wie gut die Gründe seien, andere müssten die Arbeit mit erledigen. Daher habe man sich auf eine Regel geeinigt: Wer nicht rechtzeitig da ist, zahlt zehn Euro in die Kollegenkasse.

Meistgelesen