Bethel baut sein drittes Hotel und zieht Bilanz

Bielefeld-Bethel. Die alte Kinderklinik ist fast komplett abgerissen, die Genehmigung für den Neubau schon erteilt. Im September will Bethel den Startschuss für das größte Investitionsprojekt seiner Geschichte geben: Dann werden die ersten Fundamente für die neue, 70 Millionen Euro teure Kinderklinik gegossen. Allein mit Landeszuschüssen können die von Bodelschwinghschen Stiftungen den Bau des Hauses, das auf 9.500 Quadratmetern Fläche unter anderem Platz für 136 Betten bieten wird, nicht stemmen. 35 Millionen Euro an Spenden werden gebraucht. "Davon sind bisher 24,2 Millionen Euro eingegangen", verkündete Stiftungs-Vorstand Pastor Ulrich Pohl jetzt bei der Vorstellung der Bethel-Bilanz 2018. Uni-Klinik Doch nicht nur mit dem Klinik-Projekt macht Bethel einen Schritt in die Zukunft. Das Evangelische Krankenhaus (EvKB) wird zur Uni-Klinik. Die Kooperationsverträge mit der Universität Bielefeld sind unterschrieben, Professorenstellen sollen demnächst besetzt werden. "Die Themen ,Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten' sowie ,intelligente Assistenzsysteme' stehen für uns im Mittelpunkt", sagt Pohl. Positive Auswirkungen seien bereits zu spüren. "Als Universitäts-Krankenhaus steigt unsere Anziehungskraft für Ärzte. Wir verzeichnen ein verstärktes Interesse von Hochqualifizierten", berichtet Bethel-Finanzvorstand Rainer Norden. Ausbildung "Personalmangel kennen wir eigentlich nicht", sagt Ulrich Pohl. Während knapp die Hälfte der 1.942 Krankenhäuser in Deutschland gar nicht ausbildet, hat das EvKB seine Ausbildungskapazitäten im letzten Jahr noch ausgebaut. 445 Plätze in der Gesundheits- und Krankenpflege werden angeboten. Hinzu kommen die Schulen für Diätassistenz und Ergotherapie sowie die beiden neuen Einrichtungen für Radiologie-Assistenz und für Physiotherapie mit insgesamt 264 Ausbildungsplätzen. Zudem gibt es die Fachhochschule der Diakonie (840 Studierende) sowie Lehrstätten in Berlin, Hannover und Lobetal. Ortschaften 1.800 stationäre Plätze in Bethel und Eckardtsheim sind seit 1993 abgebaut worden, weitere 350 folgen bis 2030. Dafür wurden dezentrale Einrichtungen geschaffen und ambulante Betreuungsdienste gestärkt. "Doch wir setzen auch künftig auf die Ortschaften", betont Pohl. Denn Menschen mit Handycap haben es schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Daher sollen in Bethel in den nächsten Jahren zahlreiche neue behindertengerechte Wohnungen gebaut werden. Drittes Hotel Nach dem Hotel "Lindenhof" und dem Hotel "Grenzfall" in Berlin planen die von Bodelschwinghschen Stiftungen in Bad Neuenahr ihr drittes Inklusionshotel. Das Haus "Zum Weinberg" soll 2021 öffnen, 138 Betten haben und acht Vollzeitstellen für behinderte Menschen bieten. 7,5 Millionen Euro werden investiert. Spenden 2017 hatte Bethel sein 150. Jubiläum gefeiert und die Rekordspendensumme von 62,7 Millionen Euro verbucht. 2018 kamen rund 54,5 Millionen Euro zusammen. Ulrich Pohl. "Die Summe liegt jedoch deutlich über dem Aufkommen von 50,9 Millionen Euro im Jahr 2016." Die Kosten für die Verwaltung und das Einwerben der Spenden liegen bei zehn Prozent des Aufkommens. Damit, so Pohl, stehe man am "unteren Rand": Der Deutsche Spendenrat lasse Verwaltungskosten bis zu 20 Prozent der Gesamtspendensumme zu. Mitarbeiter Bundesweit werden an 280 Standorten 19.670 (2017: 19.052) Personen beschäftigt. Grund dafür ist vor allem die Übernahme weiterer Einrichtungen. So kam etwa das Diakonische Werk Niederlausitz in Brandenburg mit 300 Mitarbeitern hinzu. Geschäftszahlen 230.000 Menschen hat Bethel im letzten Jahr behandelt, gepflegt, betreut, gefördert oder ausgebildet. Dabei wurde ein Umsatz von 1,25 Milliarden Euro (2017: 1,24 Mrd.) erwirtschaftet. Das Jahresergebnis belief sich auf 8,5 Millionen Euro und habe damit deutlich über den Erwartungen von rund fünf Millionen Euro gelegen, so Rainer Norden. "Es ist das zweithöchste Ergebnis in unserer Geschichte." Nur im Jubiläumsjahr war der Gewinn mit 12,8 Millionen Euro höher. Die Investitionen stiegen auf 88,4 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es über 90 Millionen werden. Pastor Pohl bilanziert: "Wir sind zufrieden."

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