Stadtbahnlinie 1 nach Sennestadt: Positive Signale für Verlängerung

Bielefeld. Anfangs war die Euphorie groß: eine neue Linie, Nr. 5, von Heepen nach Sennestadt. Dann kam das plötzliche Ende für Bielefelds erste Niederflurbahn durch das Bürgervotum. Verkehrsfachleute und Politiker wurden unsanft aus ihren Mobilitätsträumen gerissen. Seitdem wird an der kleinen Lösung, der Verlängerung der Linie 1, geplant. Doch auch die ist mit einem Sammelsurium von Problemen behaftet. Die unverzichtbare Einwilligung des Landesbetriebs Straßen NRW zu den städtischen Vorstellungen ist nur eines, gleichwohl das Wichtigste, davon. Und eigentlich wollte Oberbürgermeister Pit Clausen diesen "gordischen Knoten" schon in diesem Sommer durchgeschlagen haben. Davon ist keine Rede mehr. 85.000 Menschen sollen von der Linienverlängerung profitieren Rund 85.000 Einwohner in Sennestadt, Senne und Brackwede können von der Linienverlängerung profitieren, haben die Bielefelder Verkehrsbetriebe MoBiel ermittelt. Allerdings, so MoBiels neue Projektleiterin Cornelia Christian, hätten sehr viel mehr Menschen Vorteile, wenn man das sich anschließende Busnetz miteinbeziehe. Allein fünf Kilometer ist der Streckenabschnitt von der heutigen Endstation quer durch Senne bis zum Ramsbrockring in Sennestadt lang, dazu kommt die Linienführung in und durch den Stadtbezirk. Schon der erste Teil wirft eine Fülle von Schwierigkeiten auf. Zwar ist die Brackweder/Paderborner Straße, auf der die "Mobilitätslinie" verlaufen soll, eigentlich eine breite Schneise, und die vier Fahrbahnen sind aufgrund der gesunkenen Verkehrsbelastung durch die parallel verlaufende Autobahn 33 wohl nicht mehr nötig - damit wäre Platz für die Straßenbahn. Doch die Entscheidung liegt nicht bei der Stadt, sondern beim Landesbetrieb Straßen, als Baulastträger zuständig für das Wohl und Weh seiner Landesstraße 756. Für ihn ist klar: Grundlage aller Neuplanungen sind die Richtlinien für die Anlage von Landstraßen (RAL). Und die dort festgelegte Aufteilung des Straßenquerschnitts inklusive Breiten. Außerdem gilt auf solche "freien Strecken" Tempo 70, sagt der Sprecher des Landesbetriebs, Sven Johanning. Grundstückskäufe sind wohl nötig Das wiederum stehe im Konflikt mit dem geplanten "Straßenbahnkörper", erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Georg Fortmeier, der sich als Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses (StEA) über die Jahre schon mehrfach mit der Verlängerung nach Sennestadt befassen musste. "Nach den bisherigen Skizzen reicht der Raum nicht." Das gelte etwa beim Lärmschutz für Anlieger, aber viel mehr noch bei den Abbiegespuren, von denen es auf der Strecke einige gibt. Grundstückskäufe seien wohl nötig, schätzt er. Allerdings sei, weil auch das Landesministerium hinter der Stadtbahnverlängerung stehe und Straßen NRW eine Landesbehörde sei, "die ursprüngliche Verweigerungshaltung ein bisschen aufgeweicht". Doch was heißt das konkret? Sennestädter wollen weder Wald noch Parkplätze opfern Im Bereich der Sennestadt hat die Stadt zumindest die Planungshoheit. Doch auch hier wird es für das Stadtbahnprojekt nicht einfach werden. Die Straßen sind eng, von Privathäusern und Geschäften eingefasst, für zusätzliche Schienenwege ist dort kein Platz. Und schon gar nicht für Hochbahnsteige. Und die Sennestädter, das wurde im Bürgerdialog im Frühjahr deutlich, wollen weder Parkplätze noch Wald opfern. Im Gespräch mit der NW gibt sich das neue Duo an der Planungsspitze, Cornelia Christian von MoBiel und Patrick Kühn vom Amt für Verkehr, gleichwohl positiv. Wenn man sehe, was seit 2008, als die Mobilitätsstrategie 2030 vorgestellt wurde, alles passiert sei und die Länge von Planungsprozessen miteinbeziehe, sei man gut dabei, sagt Christian und zählt auf: Linie 5, Atempause nach dem Bürgerentscheid, Grundsatzentscheidung gegen Niederflur, Entscheidung für den Ausbau von Hochflur, die gesetzlich vorgeschriebene Barrierefreiheit und nun die Mobilitätslinie. Das aktuelle Ziel sei die Abstimmung mit dem Landesbetrieb über die gesamte Streckehinweg bis Sennestadt:mitsamt Rad- und Fußwegen, Anzahl der Fahrbahnen und Linienführung der Stadtbahn "Da muss man sich jeden Meter genau anschauen", fügt Kühn hinzu. "Verkehr ist heute ein komplexeres Thema - gerade bei einer Verlängerung in dieser Größenordnung." Inzwischen sei man "dichter an Straßen NRW dran als vorher", betont Christian: "Wir sind in den letzten Zügen." Was das konkret bedeutet, lässt sie offen. Neue politische Arbeitsgruppe gegründet Der Stadtentwicklungsausschuss hat für die Weiterführung der Trasse eine politische Arbeitsgruppe beschlossen, die sich nach der Sommerpause erstmals trifft. Ein genaues Datum steht noch nicht fest. Dort sollen die Neuplanungen vorgestellt werden ebenso wie ein Zeitplan. Dann müsse die Politik entscheiden. Christian: "Wir sind optimistisch - wie bei den anderen Linien auch." StEA-Vorsitzender Fortmeier ist zumindest etwas konkreter: "Ich gehe davon aus, dass die Probleme bis zum Jahresende gelöst sind."

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