
Bielefeld. Mit blühenden Pflanzen an Rändern von Wegen und Feldern tragen Landwirte seit Jahren zum Schutz von Insekten bei. In diesem Jahr haben zahlreiche Bauern in Bielefeld dazu erstmals eine spezielle Mischung ausgesät. Die besteht aus Saatgut für 14 verschiedene Pflanzen, die zum Teil nacheinander aufblühen und Hummeln und Bienen monatelang Nahrung bieten.
Die Landwirte nehmen an einem Förderprogramm des Landes, sähen freiwillig Blüh- Pflanzen aus oder sie nutzen die neue Saatmischung. Die wird vom Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband und der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft gesponsort. „Blühendes Band durch Bauernhand" heißt die Aktion. 25 Hektar Fläche wurden damit in Blühstreifen verwandelt, auf denen nun Phazelia, roter Klee, Buchweizen, Dill oder Sonnenblumen sprießen. „Die Pflanzen blühen zum Teil bis in den Herbst hinein", sagt Hermann Dedert, Vorsitzender des Kreisverbandes.
Flächenverbrauch bedroht Insekten
Insgesamt haben Bauern im Gebiet des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld/Herford Blühstreifen auf einer Fläche von 150 Hektar angelegt. „Die Streifen sind wenigstens drei Meter breit. Zusammengerechnet sind sie rund 80 Kilometer lang", sagt Hermann Dedert.
Die Landwirte sehen das Aussterben von Insekten mit Sorge. Denn die Tiere sind unter anderem für die Bestäubung und damit Vermehrung vieler Pflanzen wichtig. Der Insektenschutz dürfe jedoch nicht auf die Landwirtschaft reduziert werden, so der Bauernverband. Denn Ursachen für das Insektensterben seien Flächenverbrauch, Straßenverkehr, Klimawandel, Lichtverschmutzung oder die häufig zu monotone Gestaltung von öffentlichen und privaten Grünflächen.
Kritik an Düngung unter Bedarf
Ein Umwelt-Thema in der Landwirtschaft ist auch der Grundwasserschutz. In den Wasserschutzgebieten in Bielefeld und Herford arbeiten Bauern seit langem in der sogenannten Wasserkooperation mit den örtlichen Trinkwasserversorgern zusammen. Ziel ist es, möglichst kein Nitrat ins Grundwasser gelangen zu lassen.
Kritisch sehen die Landwirte allerdings, dass in diesem Jahr eine Verschärfung der Düngemittelverordnung auf den Weg gebracht wurde. Dadurch sei eine Düngung mit Gülle, die dem Bedarf der Ackerpflanzen gerecht werde, auf vielen Flächen nicht mehr möglich. „Auf 50 Prozent der Flächen in NRW darf nur noch unter Bedarf gedüngt werden.", sagt Bernd Upmeier zu Belzen vom Vorstand des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.
Anstrengung für den Klimaschutz
Auch daher ist das Ausbringen von Klärschlamm auf Äckern und Feldern „hier kein Thema mehr", sagt Hermann Dedert. Die Landwirte können die Rückstände aus kommunalen Klärwerken nicht mehr gebrauchen. „Auch wir befürworten daher eine andere Verwertung." In OWL wird derzeit über den Bau einer zentralen Klärschlammverbrennungsanlage nachgedacht.
Auch die Landwirte spüren die Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise durch Starkregen oder lange Trockenperioden. 7,4 Prozent des bundesweiten CO2–Ausstoßes kommt aus der Landwirtschaft. „Damit die Klimaschutzziele erreicht werden, müssen auch wir Anstrengungen unternehmen und die Tierhaltung oder die Gülleausbringung verändern", sagt Hermann Dedert.
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