Mit „The Outer Worlds 2” kehrt Obsidian Entertainment zurück zu den Sternen. Der 2019 erschienene Vorgänger überraschte Spieler und Presse mit einer spannenden Geschichte, die in den besten Momenten an „Fallout“ oder „Mass Effect“ erinnerte. Wir haben uns angeschaut, ob der zweite Teil genauso gut oder sogar besser funktioniert.
Gleich vorweg: Wer den ersten Teil mochte, wird auch an „The Outer Worlds 2” seinen Spaß haben. Die Möglichkeiten sind größer, die liebevoll gestaltete Welt ist hübscher und manche Situationen sind noch skurriler.
Glücklicherweise ist es keine Pflicht, den ersten Teil gespielt zu haben, denn es handelt sich um eine komplett eigenständige Geschichte.
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Worum geht es in „The Outer Worlds 2“?
Wir stehen im Dienst des Erd-Direktorats, einer fast heldenhaften Polizei-Behörde, und untersuchen die Ursache für gefährliche Anomalien, die die Systeme bedrohen. Dabei geht jedoch jede Menge schief, und das eigentliche Spiel beginnt einige Jahre später in der Kolonie Arcadia, wo wir einen Verräter suchen. Arcadia wird vom Protektorat beherrscht, einem Regime, das seine Bewohner mit Gehirnwäsche auf Linie bringt. Das Protektorat hat zwei Feinde: Zum einen gibt es den Orden der Aszendenz, der gegen die erzwungene Ordnung rebelliert und diese nicht länger akzeptieren möchte. Zusätzlich hat Auntie’s Choice, ein kapitalistischer Mega-Konzern, eine Invasion auf Arcadia begonnen. Und so geraten wir mit unserer Aufgabe zwischen die Fronten dieser klassischen Dreifaltigkeit einer guten Sci-Fi-Satire.
Typisch für ein Obsidian-Spiel: Wir können diese Konflikte für uns selbst nutzen und Aufgaben für alle Parteien erledigen. Das kann uns Vorteile im Weiterkommen unserer Hauptaufgabe bringen, sorgt aber auch dafür, dass unsere Reputation bei den anderen Fraktionen sinkt. Das Schöne dabei ist, dass unsere Entscheidungen auch den Verlauf der Geschichte ändern können. Das bedeutet, dass bestimmte Lösungswege nicht mehr möglich sind, es erhöht aber auch den Wiederspielwert.
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So spielt sich „The Outer Worlds 2“
Zu Beginn erstellen wir genre-typisch unseren Charakter. Wir wählen eine Herkunft wie etwa Herumtreiber oder Gesetzeshüter. Das definiert bereits grob unseren Weg. Die Auswahl der Eigenschaften beeinflusst unsere Spielweise, ein Glückspilz findet zum Beispiel häufiger besondere Gegenstände oder errät an einem Terminal zufällig ein Passwort. Mit Vorteilen nutzen wir bestimmte Waffengattungen effektiver oder bekommen Rabatte bei Händlern. Das System ist so umfangreich, dass man anfangs sicherlich etwas braucht, um seinen perfekten Charakter zu finden.
Diese Auswahlmöglichkeiten erlauben uns im Spielverlauf aber ungemein viele Wege, um das Abenteuer zu bestreiten. Ballern wir uns durch jede Aufgabe wie ein Rambo oder schleichen wir uns an, um die Gegner hinterrücks zu erledigen? Überzeugen wir, einen Charakter im Dialog uns zu helfen, oder stellen wir uns so dumm, dass er entnervt von uns ablässt? Obsidian Entertainment weiß, wie man den Spieler bei der Stange hält.
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Kommt es zum Kampf, stehen uns unterschiedlichste Nah- und Fernkampfwaffen zur Verfügung. Diese sind entweder eine Quest-Belohnung, lassen sich beim Durchsuchen mehr oder weniger versteckter Orte finden oder bei einem Händler kaufen. Die Waffen sind teilweise sehr außergewöhnlich oder lassen sich durch Modifikationen verbessern. Dann verschießt unser Gewehr plötzlich auch Blitze, oder ein schwerer Hammer macht mehr Schaden, weil wir ihn mit Schrotmunition laden können.
Mit besserer Rüstung und besonderen Buffs erleichtern wir uns die Kämpfe zusätzlich, müssen bei letzterem aber vielleicht plötzlich wegen einer Sucht negative Eigenschaften in Kauf nehmen. Mit den Fernkampfwaffen fühlt sich „The Outer Worlds 2” dank Rückstoßgefühl und Trefferfeedback fast schon wie ein guter Shooter an. Hier hat das Studio im Vergleich zum Vorgänger wesentliche Verbesserungen vorgenommen. Die Nahkampfwaffen haben wir aber meistens ignoriert und nur eingesetzt, um Gegner aus dem Hinterhalt zu erledigen, sie fühlten sich zu schwach an.
Während des Spiels begegnen uns sechs Begleitern, von denen wir bis zu 2 in unsere Gruppe aufnehmen können. Sie bieten neue Nebenquests, die mal mehr, mal weniger spannend sind, und unterstützen uns in Kämpfen oder schalten besondere Dialogoptionen frei. Außerdem lassen sie sich durch Erfahrungspunkte aufleveln.
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Wie hat uns das Spiel gefallen?
Alles in allem hat uns „The Outer Worlds 2” sehr gut gefallen. Das Budget war offensichtlich größer als im Vorgänger, denn fast alles fühlt sich durchdachter, detaillierter und hübscher an. Es handelt sich zwar nicht um eine Open World, aber die verschiedenen Planeten und Raumstationen sind groß genug und bieten viele Möglichkeiten, immer wieder Neues zu entdecken.
Die Story ist nicht so stark wie im ersten Teil, aber die spannenden Nebenmissionen lenken gut davon ab und überraschen uns immer. Als Nachteil empfanden wir höchstens, dass die Handlung an vielen Stellen nur durch umfangreiche Texte erzählt und vorangetrieben wird. Das erfordert besondere Konzentration. Manchmal fehlte uns auch eine Notizfunktion, um etwa besondere Orte auf der Karte zu markieren oder wichtige Informationen zu speichern. Daher haben wir uns ganz klassisch mit Papier und Stift ausgeholfen und das Wichtigste notiert.
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Grafisch gibt sich „The Outer Worlds 2” keine Blöße. Die Welt ist dank Unreal Engine 5 bunt und detailliert. Obsidian Entertainment hat viel Energie in die Umgebung gesteckt, das fällt im Vergleich zum Vorgänger eindeutig auf. Hin und wieder flackern Schatten, oder Texturen ploppen spät auf, das war aber selten und kein großes Problem für uns. Die Anforderungen an die PC-Hardware sind moderat, dank DLSS und FSR lässt sich hier einiges mit der entsprechenden Grafikkarte optimieren.
„The Outer Worlds 2” bietet leider nur eine englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Das hat uns nicht weiter gestört, es ist aber trotzdem schade. Im Spiel gibt es verschiedene Radiostationen, die uns mit Swing-Musik und Fraktions-Propaganda beschallen. Das ist im ersten Moment ganz witzig, wir haben das Radio aber irgendwann abgeschaltet, da es auch während der Dialoge oder beim Lesen von Notizen immer weiterspielt und die Konzentration stört.
Technisch läuft das Spiel solide und problemlos, uns sind keine besonderen Fehler aufgefallen. Es gab aber inzwischen auch einen Patch, der besonders auf Konsolen kleinere Probleme behoben hat.
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Unser Fazit zu „The Outer Worlds 2”
Obsidian liefert erneut ein Rollenspiel voller Charme, Entscheidungsfreiheit und absurder Gesellschaftssatire. Die Story schwächelt zwar leicht, doch mit seinen schrägen Dialogen, moralischen Grauzonen und einem Universum voller zynischem Witz bleibt das Spiel ein würdiger Nachfolger.
Wer auf witzige Dialoge, facettenreiche Fraktionen und charmant-schmutzige Science-Fiction steht, bekommt hier mindestens 40 Stunden feinstes Rollenspiel-Futter.
„The Outer Worlds 2” ist seit dem 29. Oktober 2025 für PC, Xbox Series X/S und Playstation 5 erhältlich und kostet 70 Euro. Eine Premium-Edition für 100 Euro bietet außerdem zusätzliche Kostüme, ein Artbook sowie Zugriff auf zwei zukünftige Story-DLCs.
Transparenzhinweis: Für diesen Test wurde uns vom Publisher ein kostenloser Review-Code zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf unsere Wertung. Wir haben das Spiel auf der Xbox getestet.
INFORMATION
Kaufempfehlung
Rollenspiel-Veteranen: Wer „Fallout“, „Mass Effect“ oder den ersten „Outer Worlds“-Teil liebt, bekommt hier satirisches Sci-Fi-RPG-Handwerk vom Feinsten – mit großem Wiederspielwert.
Story-Fans: Zynische Dialoge, moralische Dilemmata und skurrile Fraktionen sorgen für spannende Stunden – auch wenn die Hauptgeschichte etwas schwächer ist.
Action-Spieler: Dank verbessertem Gunplay und cleverem Mod-System fühlen sich Kämpfe dynamischer an. Nahkampf bleibt aber Geschmackssache.
Einsteiger: Kein Vorwissen nötig – „The Outer Worlds 2“ erzählt eine eigenständige Geschichte und führt behutsam in seine Systeme ein.
Fazit: Ein starker, humorvoller Nachfolger mit Herz und Hirn. Fans greifen sofort zu – alle anderen sollten es ausprobieren, wenn sie Lust auf schräge Sci-Fi-Abenteuer haben.