
Endlich ist wieder Jackbox-Zeit! Wo Bill Murray in dem Film „Lost in Translation“ noch „For relaxing times – make it Suntory time!” murmelte, jubilieren wir: „For fun times – make it Jackbox time!“ In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht der US-amerikanische Videospiel-Entwickler Jackbox Games einen neuen Teil seiner „Jackbox Party Pack“-Reihe, seit einiger Zeit auch in deutscher Sprache. Zuletzt haben wir davon „The Jackbox Party Starter“ und „Jackbox Party Pack 10“ getestet.
Vorteil dieser Spiele war und ist stets: die Hürde zum Mitmachen ist niedrig, weil jeder mit einem mobilen Endgerät dabei sein kann und die Spiele wegen ihres Humors und ihrer Kreativität nicht nur für Partys mit Freunden geeignet sind, sondern auch die Familie begeistern können.
Die neue Ausgabe „Naughty Pack“ allerdings ist ausschließlich für Erwachsene, denn es wird derb, schlüpfrig, eindeutig zweideutig und auch definitiv ziemlich explizit. Von Kindern sollte man dieses Spiel also absolut fernhalten, darauf weist auch Jackbox Games selbst hin. Wir haben das „Naughty Pack“ ausgiebig getestet, haben Antworten dazu gefunden, wie man eine Avocado erregt und wo eigentlich ein Briefkasten seinen Hintern hat und haben unsere Freunde und Kollegen noch besser kennengelernt („Wenn du an Sex denkst, hast du eine Trompete im Kopf? Wirklich?!“).
Worum geht’s in „Jackbox: Naughty Pack“?
Viele der Jackbox-Fans kennen noch die „You don’t know Jack“-Ratespiele von früher, als man gemeinsam am PC vor einer Tastatur saß und die lustigen Fragen beantwortete (dieser Autor auch unter Zuhilfenahme von Pfefferminzlikör, wie er sich hier erinnert). Glücklicherweise hat „Jackbox“ den Sprung in die Neuzeit geschafft und bringt seit Jahren die Party-Packs auf den Markt, in denen drei bis acht Leute gemeinsam lustige Mini-Spiele spielen können. Je mehr Leute mitspielen, desto besser und lustiger wird’s natürlich.
Und das ist auch beim „Naughty Pack“ so. In diesem Paket ist das drin, was sich viele wünschen: ein aufregender Dreier. Drei Spiele also: „Fakin’ It All Night Long“, „Dirty Drawful“ und „Let Me Finish“.
„Fakin’ It All Night Long“

Den Anfang macht „Fakin’ It All Night Long“, eine abgewandelte Version des Jackbox-Klassikers „Fakin’ It“. Die Spieler bekommen alle eine geheime Aufgabe – bis auf den „Faker“, der versucht, seine Identität durch geschicktes Handeln zu verbergen. Wir hatten in unserem Test zum Beispiel die Frage: „Auf welchen Gegenstand würdest du dich setzen, um gewisse Gefühle zu bekommen?“
Einer von uns wählte eine Säge aus, jemand anderes eine Aubergine, ein Dritter nahm einen Hund als Antwort. Danach muss die Runde aussuchen, bei wem sie am ehesten von einem Fake ausgeht. Das steht und fällt natürlich mit den Fähigkeiten des Fakers, kann aber in jedem Fall sehr lustig werden (wir verraten nicht, wer bei dieser Frage der Faker war). Wer einen Faker enttarnt, bekommt Punkte; andersrum bekommt der Faker Punkte, wenn er unentdeckt bleibt.
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Wir haben dieses Spiel mit drei und mit acht Leuten gespielt, und wir können sagen: besser mit vielen Leuten spielen, weil es in der Regel schnell erkennbar ist, wer in einer kleinen Runde der Faker ist. Die Qualität der Aufgaben ist mal sehr gut, mal auch ziemlich bodenlos („Jemand, der einfach nur froh ist, eingeladen worden zu sein. Und zwar zur Fickparty.“). Bei einem Junggesellenabschied kann man aber wahrscheinlich auch mit solchen Aufgaben punkten.
„Dirty Drawful“

Das zweite Spiel in der Sammlung heißt „Dirty Drawful“. Hier bekommt jeder Spieler eine Aufgabe, was er auf seinem Handy zeichnen soll, zum Beispiel „In diesem Haus wird nicht erigiert“ oder „Dr. Fuckboi“. Wir alle haben uns anfangs gefragt, wie man diese Begriffe zeichnen soll. Auf besonders viel Realismus kommt es aber gar nicht an. Eher geht es darum, möglichst kreativ zu werden. Tödlich ist es, die Zeit einfach regungslos verstreichen zu lassen.
In der Austragungsrunde werden die Zeichnungen dann auf dem großen Bildschirm gezeigt, und jeder muss aufschreiben, welchen Titel er der jeweiligen Zeichnung gibt. Danach werden alle Titel zusammen mit dem jeweiligen Bild angezeigt, und nun muss die Runde abstimmen, welcher Titel der echte zur angezeigten Zeichnung ist. Klingt kompliziert, ist im Spiel aber ziemlich ulkig, manchmal aber auch ziemlich albern.
Auch hier aber ist es wieder wichtig, dass alle Mitspielerinnen und Mitspieler kreativ sind. Denn die Zeichnungen gelingen meist nichts besonders gut, das sollen sie auch gar nicht. Aber das zeichnerische Kauderwelsch, das jeder dann bei einem möglichst guten Titel in Worte kleiden muss, ist wahnsinnig lustig. Spaßbremsen sollte man vorher aber aussortieren.
„Let Me Finish“
Das dritte Mini-Spiel, der Rest vom Fest, der feuchtfröhliche Schluss trägt den Titel „Let Me Finish“. Hier wird uns ein Bild gezeigt, das wir sozusagen vervollständigen müssen. In unserer Spielrunde wurden uns zum Beispiel sieben verschiedene Wurstsorten gezeigt. Dazu die Frage: „Welches Würstchen will unbedingt ’Daddy’ genannt werden?“ Ein weiteres Bild zeigte ein antikes Schrankmöbel. Dazu wurde uns die Frage gestellt: „Wie würde dieses Objekt eine Jogginghose tragen, die nichts der Fantasie überlässt?“ Was immer wir bildlich darzustellen versuchen, müssen wir danach der Runde wortreich erklären. Am Ende kürt die Runde den Sieger mit der besten Erklärung.
Was uns gefallen hat
Ob schlüpfrig oder nicht – wo Jackbox drauf steht, ist Jackbox-Humor drin. Den mag man oder nicht. Im „Naughty Pack“ wird das fortgeführt, ist hier aber natürlich wesentlich mehr unter der Gürtellinie unterwegs als in den anderen Spielen, die sich eher an die ganze Familie richten.
Das „Naughty Pack“ ist schamlos und vergnügt, es nimmt kein Blatt vor den Mund und auch kein Feigenblatt vor den Schoß. Wie Lachen uns beim Sex einander näher bringt, so kann „Jackbox: Naughty Pack“ auch etwas zum gegenseitigen humorvollen Verständnis von Sexualität beitragen.
Die drei Spiele des Pakets sind vielseitig, und jeder wird dabei wahrscheinlich mindestens einen Favoriten finden. Unsere sind auf jeden Fall „Fakin’ It All Night Long“ und „Dirty Drawful“. Wir haben uns kringelig gelacht und hatten einen Heidenspaß.
Was uns nicht gefallen hat
Man muss sich allerdings fragen, ob man wirklich für drei Spiele rund 20 Euro ausgeben will. Wir sind da unentschieden. Üblicherweise sind in einem Jackbox-“Party Pack“ fünf Spiele, die dann allerdings auch rund 35 Euro kosten. Der durchschnittliche Preis pro Mini-Spiel ist also fast derselbe.
Aber das Gefühl ist einfach, dass wir hier vielleicht weniger für unser Geld bekommen, denn die Chance, in einem Paket mit fünf Spielen mehr passende Favoriten zu finden, ist natürlich größer als bei einem Paket mit drei Spielen. Oder um im Thema zu bleiben: Ein sexuelles Quintett bietet mehr Möglichkeiten als der klassische Dreier.
Unser Fazit zu „Jackbox: Naughty Pack“
Das „Naughty Pack“ erweitert unsere Jackbox-Bibliothek um eine interessante Facette, die man nicht mit jedem spielen kann – so wie man nicht bei jeder B(r)ettspielrunde die erotischen Würfelspiele auspackt. In unseren Testrunden hatten wir jedoch sehr viel Spaß. Tipp: Nicht mit prüden Leuten spielen, und vielleicht auch nicht mit den eigenen Eltern oder den Schwiegereltern.
Dass man nur drei kurze Spiele im Paket hat und dafür 20 Euro zahlen muss, hat einen faden Beigeschmack, den auch Nutzer auf Steam bemerken. Dort gibt es vor allem deshalb negative Bewertungen für das „Naughty Pack“. Auch bei Metacritic ist der Metascore durchwachsen.
Dennoch: Das „Jackbox Naughty Pack“ erfüllt immer noch die Erwartungen all derer, die gerne Partyspiele spielen und das Konzept der Jackbox-Spiele lieben. Das „Naughty Pack“ ist eine mutige Weiterentwicklung, und wir hoffen, dass es irgendwann ein Paket mit fünf pikanten Spielen geben wird, wenn dieser Test-Ballon, den jemand aus einem Kondom gemacht hat, das Fliegen gelernt hat. Das Motto muss sein: „Mit Jackbox kommt man besser.“
„Jackbox: Naughty Pack“ ist seit dem 12. September 2024 für PC, PlayStation 4 & 5, Xbox One, Xbox Series X|S sowie Nintendo Switch erhältlich und ab 18 Jahren freigegeben. Das Spiel kostet rund 20 Euro. Wir haben die PS5-Version getestet.