
Hannover. Seit Jahrzehnten gibt es die "mit viel Schokolade" überzogenen Waffelblätter des Keksherstellers Bahlsen. Dass der Name "Afrika" zu Rassismus-Vorwürfen führen könnte, war für das Unternehmen bis zum 14. Februar 2020 offenbar abwegig. Nun steht fest, dass die Empörung in sozialen Medien tatsächlich konkrete Konsequenzen haben wird.
Wie aus dem aktualisierten Instagram-Post am Montag hervorgeht, arbeitet Bahlsen bereits an einer Umbenennung. "Das Unternehmen distanziert sich von Rassismus und Diskriminierung in jeder Form" und stellt fest, dass der Produktname auch bei Markteinführung in den 1950er Jahren nicht aufgrund von rassistischen Gedanken gewählt wurde. Nicht alle Kommentatoren verstehen die Aufregung und können die Diskussion, wie auch Bahlsen bemerkt, nachvollziehen. Dass einige Teilnehmer den Produktnamen "mit Rassismus assoziieren" und zu bedenken geben, dass "Schubladendenken Rassismus fördert", ist für Bahlsen aber ein triftiger Grund, die Waffeln demnächst umzubenennen.
Warum ein Kontinent Namensgeber wurde
Die Frage, warum der Kekshersteller sein Produkt "Afrika" genannt hat, ist nicht neu. Auch hat sich Bahlsen hierzu schon zuvor etwa auf einer Unternehmensseite geäußert. Bei der Entwicklung verschiedener Produkte in den 1950er und 1960er Jahre standen die Namen unterschiedlicher Kontinente Pate. Der Name der Waffelblätter weise auf die größte Kakao-Anbauregion der Welt, Westafrika hin. Da es sich um eine von allen Seiten in Schokolade getauchte Waffel handele, wurde die Anbauregion von Kakao als Idee aufgegriffen. Die Elfenbeinküste und Ghana sind die größten Kakaoproduzenten.
Ein ähnlicher Hinweis auf eine Region als Hauptlieferant des Rohstoffs für eine Schokolade findet sich seit 1883 etwa beim belgischen Produkt "Côte d'Or". Die britischen Besatzungskräfte hatten 1820 die "Goldküste" zu ihrer Kolonie erklärt. Erst 1957 verließ die Kolonialmacht Großbritannien das Land und der unabhängige Staat Ghana war geboren. Die Marke "Côte d'Or" gehörte zeitweise zur Kraft Jacobs Suchard-Gruppe. Heute gehören die Schokoladentafeln und Pralinen zu Mondelez International.