367-Prozent-Preissprung: Wie Weinrich und Vivani in Herford der Kakao-Krise trotzen

Herford. Missernten in Afrika, Klimawandel, Ausbeutung: Die Welt steckt in der wohl größten Kakao-Krise seit 1974. Eine ganze Branche ist bedroht, Verbraucher beschweren sich über deutlich höhere Preise für ihre geliebte Schokolade. Wie ein örtliches Unternehmen der Krise entgegenwirken will. Schokolade ist des Deutschen liebstes Kind. Doch geht längst nicht mehr nur um Schoko-Weihnachtsmänner & Co., sondern um die Existenz einer ganzen Branche. Die brisante Situation im Kakaoanbau fällt auf den Verbraucher zurück, denn die stark gestiegenen Weltmarktpreise müssen Hersteller in Form von Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben. Was ist passiert? Und welche Maßnahmen werden unternehmerseitig getroffen, um der Krise Paroli zu bieten? Die NW hat mit Alexander Kuhlmann über die Krise gesprochen. Kuhlmann ist Marketing-Chef der &bdquo;EcoFina GmbH,“ einer Tochtergesellschaft der in Herford ansässigen Firma Weinrich, die seit 1895 Schokolade herstellt, und weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt ist. Lesen Sie auch: Herforder Schokoladenfabrik bietet eigene Dubai-Schokolade an Starker Regen macht Kakao-Produktion zu schaffen Seit mehr als 25 Jahre lässt die EcoFina GmbH ihre Handelsmarke &bdquo;Vivani“ bei Weinrich produzieren. Gemeinsame Besuche in den Ursprungsländern des Kakaos haben die Geschäftsführer beider Unternehmen zusammengeschweißt. Der jahrelange Einsatz für nachhaltige Bio-Schokolade bescherte ihnen 2024 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. &bdquo;Die Krise hat sich bereits 2023 angekündigt“, so Kuhlmann. In den beiden Hauptländern der weltweiten Kakao-Produktion, Ghana und Elfenbeinküste, gab es vor den Haupternten übermäßig starke Regenfälle. Dadurch sind etliche Ernten mit Pilzerkrankungen befallen worden. Marktführende Schokoladenhersteller setzten strategisch auf eine pro-aktive Bevorratung mit Kakaobohnen - zum Nachteil der kleineren Hersteller, die seitens der Kapazitätsmöglichkeiten ins Hintertreffen gerieten. So stieg der Weltmarktpreis für Rohkakao ab Februar 2024 auf historische Höchstwerte an: Die Tonne Rohkakao kostete plötzlich 10.990 US-Dollar - ein Plus von mehr als 367 Prozent. &bdquo;Der Kakaobaum ist eine tropische Diva“, so der Marketingchef. Und insbesondere deshalb habe der Klimawandel auch einen enormen Einfluss auf die Kakaoernte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Spekulation und Ausbeuter treiben Kakao-Kurs in die Höhe Die Bäume seien sehr anspruchsvoll und würden nur in Äquatornähe Früchte tragen. Und als sei das noch nicht genug, kommen durch den Klimawandel bedingte Wetterphänomene noch hinzu, die die Situation in den tropischen Ländern noch verschärfe. Doch auch Spekulanten und Ausbeuter bringen das sprichwörtliche Preisfass zum Überlaufen. Das massive Auftreten von Spekulanten, die computergesteuert und somit vollautomatisch blitzschnelle Handelsgeschäfte tätigen, hätten den Kakao-Kurs in schwindelerregende Höhen getrieben. .responsive23-dYOup4mB1UPndt81-bar-vertical-pro-kopf-verbrauch-kakao { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-dYOup4mB1UPndt81-bar-vertical-pro-kopf-verbrauch-kakao { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-dYOup4mB1UPndt81-bar-vertical-pro-kopf-verbrauch-kakao { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Wir als kleineres Unternehmen beziehen unseren Kakao im Vergleich zu den Big Playern in kleinen Mengen direkt von Farmern und Farmerinnen aus der Dominikanischen Republik“, so Kuhlmann. Da die Lagermöglichkeiten begrenzt sind, könne das Unternehmen auch nur kurzfristig bevorraten. Zeitgleich würden viele große europäische Hersteller nun versuchen, den fehlenden Kakao in Lateinamerika aufzutreiben. Auch interessant: Schokoladenhersteller Weinrich feiert &bdquo;125 + 1“ - ein Interview Kakao-Preiserhöhungen waren unabdingbar &bdquo;Sie fahren dort einzelne Farmen per Lkw an und kaufen den Bio-Kakao direkt an der Straße ab, der eigentlich vertraglich uns zugesichert war“, sagt Vivani-Geschäftsführer Gerrit Wiezoreck. Dies gefährde wiederum Handelsbeziehungen mit den Kakao-Verarbeitern, da bestehende Verträge nicht eingehalten und vereinbarte Erntemengen nicht an die eigentlichen Abnehmer geliefert werden könnten. &bdquo;Das heißt, wir sind weiterhin händeringend auf der Suche nach guten Bio-Bohnen und müssen dafür deutlich mehr bezahlen“, so Wiezoreck weiter. Die Folgen zeigen sich schließlich auf den Preisschildern in den Regalen der Verbrauchermärkte - die Preise sind gestiegen, oder aber die Mengen mussten je Tafel Schokolade bei gleichgebliebenem Preis verringert werden. &bdquo;Auch wenn sich die Preise in 2025 bislang entspannt haben, so können wir noch keine Entwarnung geben“, sagt Alexander Kuhlmann. Die Verfügbarkeit von Kakao sei nach wie vor katastrophal, auch wenn der Preis je Tonne an der Börse mittlerweile mit rund 6.500 US-Dollar auf einem besseren Niveau sei als noch in den beiden Jahren davor. Thema Nachhaltigkeit: Schokoladenhersteller Weinrich baut eigenes Kraftwerk Börsenpreis in 2025 entspannt - aber Entwarnung? &bdquo;Natürlich mussten auch wir in den letzten Jahren die Preise für unsere Produkte schrittweise erhöhen oder aber bei gleichbleibendem Preis von 100 Gramm auf 80 Gramm je Tafel Schokolade die Menge verringern“, so der Marketing-Chef. Doch mit diesen Maßnahmen stände das Unternehmen beileibe nicht alleine da - es habe sich durch die gesamte Branche gezogen. &bdquo;Die Alternative wäre gewesen, dass wir an den Zutaten sparen und qualitative Einbußen hinnehmen müssten“, so der Unternehmenssprecher. Das allerdings kommt für das Unternehmen nicht infrage. Eine &bdquo;krasse Kehrtwende mit einem leichten Überangebot“, wie es manche Finanzanalysten für die Zukunft prognostizieren, sieht Kuhlmann hingegen nicht. &bdquo;Die witterungsbedingten Risiken haben sich nicht geändert“, gibt er zu bedenken. Weiterhin rechnet der Vivani-Mann nicht damit, dass sich die Nachfrage am &bdquo;neuen Gold“ verringern wird. Vivani versteht sich selbst als Marke aus der Ruhrgebietsstadt Bochum. Aber die Schokoladen werden in Herford gefertigt – genauer gesagt in der renommierten Ludwig Weinrich Schokoladenfabrik. Schon seit 1895 produziert das Familienunternehmen hochwertige Schokoladen für verschiedene Unternehmen. Zum Thema: Kakao-Krise in Westafrika lässt Schoko-Hasen schrumpfen

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