Hamburg. Die Tochter des langjährigen Bahlsen-Chefs Werner Bahlsen erntet nach einer Rede bei der Digital-Konferenz "OMR" heftige Kritik. Die Jungunternehmerin Verena Bahlsen schwärmte, dass ihr ein Viertel von Bahlsen gehöre und sagte: "Ich will Geld verdienen und mir Segeljachten kaufen." Später entgegente sie Kritikern, die Bahlsen auf die Vergangenheit des Unternehmens aufmerksam machte, dass NS-Zwangsarbeiter im Unternehmen gut behandelt worden seien und, dass sich die nichts habe zu Schulden kommen lassen.
Bereits am Mittwoch kam es auf der Digital-Konferenz OMR in Hamburg zu einem Rededuell zwischen Kevin Kühnert, Chef der Jusos und Verena Bahlsen. Wie das Handelsblatt schreibt, verteidigte Kühnert anfangs seinen viel diskutierten Vorstoß, BMW und andere Konzerne enteignen zu wollen. "Ich wundere mich, dass oft so revolutionär im Kleinen gedacht wird, aber eben nicht im Großen. Start-ups diskutieren über Kicker-Tische für Mitarbeiter, aber nicht über Teilhabe am Unternehmen", ärgerte sich der Juso-Vorsitzende.
"Ich bin Kapitalistin"
Auch Bahlsen gab sich radikal: "Ich wollte früher unbedingt rebellieren und kreative Schriftstellerin werden. Doch dann habe ich gemerkt, was die Wirtschaft für ein Hammer-Vehikel ist." Für ihre Aussagen erntete die Unternehmerin Zustimmung, aber auch reichlich Kritik. Denn im Zweiten Weltkrieg arbeiteten auch etliche Zwangsarbeiter in dem Unternehmen. Eine spätere Klage der Zwangsarbeiter scheiterte an der Justiz.
Gegenüber der Bild sagte Bahlsen, dass es nicht gerecht sei, die Zwangsarbeiter-Vergangenheit des Unternehmens mit ihren Kapitalismus-Aussagen zu verbinden: "Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt."
Reaktion auf Kevin Kühnert
Zu den Aussagen Kühnerts äußerte auch Bahlsen ihren Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung. Die Gesellschaft müsse sich fragen, welche Form der Unternehmen ihr diene. "Ich scheiße auf Wirtschaft, wenn Wirtschaft kein Werkzeug dazu ist, uns nach vorn zu bringen", erklärte Bahlsen laut Handelsblatt.
So sei nach über 100 Jahren Industrie-Nahrung ein komplett neues Lebensmittel-System fällig, forderte sie - nachhaltig und gesundheitsorientiert. Es müsse Unternehmern um mehr gehen als um Wachstum.