Sender erntet Shitstorm

„Oma ist 'ne Umweltsau“: WDR entschuldigt sich für umgedichtetes Lied

Der WDR löst mit einem Lied seines Kinderchores über die Umweltsünden „meiner Oma" eine Welle der Empörung aus. Nun rudert der Sender zurück.

Der WDR löst mit einem Lied seines Kinderchores über die Umweltsünden „meiner Oma" eine Welle der Empörung aus. | © Arco Images

28.12.2019 | 29.12.2019, 08:55

Köln (dpa). „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" gehört zu den Klassikern der witzigsten Kinderlieder. Nun aber hat der WDR mit einer von seinem Kinderchor gesungenen satirischen Verballhornung des Liedes eine Welle der Empörung ausgelöst. Stein des Anstoßes ist der Vers: „Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau." Ein sogenannter Shitstorm im Netz mit mehr als 15 000 Facebook-Kommentaren bis Samstagabend zog über den Westdeutschen Rundfunk hinweg.

Der WDR hatte das Video schon am Freitagabend von der WDR2-Facebookseite gelöscht und entschuldigte sich „für die missglückte Aktion".

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) machte auf Twitter seiner Entrüstung über die Umweltsatire Luft. Schließlich rief am Samstagabend sogar WDR-Intendant Tom Buhrow vom Krankenhausbett seines 92-jährigen Vaters in einer Spezialsendung von WDR 2 an. Dort bezeichnete er das „Video mit dem verunglückten Oma-Lied" als Fehler. „Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür." Sein Vater habe immer hart gearbeitet. „Er ist keine Umweltsau", sagte Buhrow.

In dem Video sangen Mädchen im Studio unter anderem die Zeilen: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad. Das sind tausend Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau." In einer anderen Strophe hieß es: „Meine Oma fährt mit 'nem SUV beim Arzt vor, überfährt dabei zwei Opis mit Rollator." Auch die Themen billiges Discounterfleisch und Kreuzfahrten werden nicht ausgespart.

Am Ende des Videos sieht man die Chormädchen mit ernstem Blick die Lippen bewegen und hört die Stimme der Umweltaktivistin Greta Thunberg: „We will not let you get away with this" (Wir lassen Euch damit nicht davon kommen).

„Wir haben mit einem großen Hammer auf einen relativ kleinen Nagel geschlagen", sagte WDR 2-Programmchef Jochen Rausch reumütig in der Spezialsendung und entschuldigte sich mehrmals. Man habe das Wort „Umweltsau" in Verbindung gebracht mit der „lieben Oma", die abends Geschichten vorlese. „Das drückt bei vielen Menschen den roten Knopf", so Rausch. Man habe nicht mit der „nötigen sprachlichen Feinheit" gearbeitet und „nicht lange genug nachgedacht".

Das Redaktionsteam bedauere, „dass die Satire die Gefühle eines Teils des Publikums verletzt hat", teilte der WDR mit. Dies sei nicht die Absicht der Aktion gewesen. „Es ging vielmehr darum, den Generationenkonflikt, der sich durch die Fridays-for-Future-Bewegung darstellt, mit den Mitteln der Satire aufzugreifen."

Laschet und der CDU-Politiker Ruprecht Polenz kritisierten, Kinder würden in der Klimaschutzdebatte von Erwachsenen instrumentalisiert. Der WDR habe mit dem Lied „Grenzen des Stil und des Respekts gegen über Älteren überschritten", twitterte Laschet. „Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel." Den Vorwurf, die beteiligten Kinder seien missbraucht worden, wies der WDR zurück. „Wir bedauern, dass offenbar dieser Eindruck vereinzelt entstanden ist."

Der Beitrag ärgerte viele. „Warum sendet man so einen Unverschämtheit?", schrieb eine Nutzerin empört auf Facebook. „Unterirdisch", „unterstes Niveau", „eine einzige Frechheit", schrieben andere. Einige aber zeigten auch Verständnis: „Wenn man das Alter der Kinder beachtet, sind die heute 50-70-Jährigen gemeint (...) Da steckt schon wahres drin." NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) reagierte auf Twitter: "Die Debatte um den besten Klimaschutz wird von manchen immer mehr zum Generationenkonflikt eskaliert."
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Insgesamt fielen die Reaktionen sehr unterschiedlich aus:

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Satiriker Jan Böhmermann twitterte:

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Die Satire habe „sehr unterschiedliche Reaktionen" ausgelöst, hieß es in der Stellungnahme des WDR 2 auf Facebook. Dies sei „im besten Falle auch Sinn einer Satire". Man habe die „zuweilen hysterische Klimadiskussion" zuspitzen wollen. Den Vorwurf, die beteiligten Kinder seien instrumentalisiert worden, wies der Sender zurück. „Dies ist absolut nicht der Fall, trotzdem haben wir uns entschlossen, das Video zu löschen, da schon die Mutmaßung, WDR 2 hätte die Kinder des Chores instrumentalisiert, für die Redaktion unerträglich ist."

KOMMENTAR DER REDAKTION


Die Umweltsau ist immer der andere

Christian Burmeister

Satire darf alles. Deshalb darf der WDR auch einen Kinderchor singen lassen „Meine Oma is ne alte Umweltsau" und das als Comedy verkaufen. Das ist dann aber halt weder lustig noch hilfreich.

Abgesehen davon, dass die meisten „Omas" im Schnitt wahrscheinlich weniger Konsum-orientiert als die jüngeren Menschen leben - diese Art, die Generationen gegeneinander aufzuwiegeln, führt zu nichts Gutem. Und die „Umweltsau" ist man im Zweifel immer auch selbst. Der Chor zum Beispiel ist vor kurzem für Auftritte um die halbe Welt geflogen.

Erst am Montag hatte „Fridays for Future" per Twitter gefragt, warum die Alten ihnen überhaupt noch hereinreden würden - schließlich seien die „doch eh bald nicht mehr dabei". Ähnlich wie jetzt der WDR ist die Jugendbewegung schließlich zurückgerudert.

Das immerhin macht Hoffnung, dass die Umweltbewegten nicht so platt enden, wie es viele Rechtspopulisten tun: Ebenso wenig wie „die Ausländer an allem schuld sind", sind eben „die Alten" alleine für unsere Umweltprobleme verantwortlich. Die Wirklichkeit ist komplizierter. Dem darf auch Satire Rechnung tragen.