Corona-Pandemie

Neue Corona-Variante in Großbritannien: Was bisher bekannt ist

Auf der britischen Insel grassiert eine Mutation des Coronavirus. Es soll ansteckender sein als das bislang bekannte. Erste Länder kappen daher den Verkehr von Großbritannien.

Für London hat die britische Regierung wegen der neuen Coronavirus-Variante einen Shutdown verhängt. | © picture alliance / ZUMAPRESS.com

Berlin. SPD-Gesundheits­experte Karl Lauterbach hat vor der Mutation des Coronavirus, das jetzt in Großbritannien grassiert, und weiteren möglichen Mutationen gewarnt. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mutationen die Ansteckungs­gefahr erhöhen", sagte er dieser Redaktion.

Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitspolitiker. - © picture alliance/dpa
Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitspolitiker. | © picture alliance/dpa

"Das ist ein weiterer Grund dafür, dass die zweite Welle nicht so stark werden darf. Je mehr Ansteckungen man zulässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch gefährlichere Mutationen folgen", so Lauterbach.

"Das ist quasi ein Teufelskreis: Mehr Ansteckungen führen zu mehr Mutations­gelegenheiten und damit zu mehr Mutationen. Diese wiederum führen zu mehr Ansteckungen. So geht es dann immer weiter."

Experten: Keine Folgen für Impfstoff-Wirksamkeit

Christian Drosten, Direktor Institut für Virologie, Charité Berlin. - © picture alliance/dpa/AP POOL
Christian Drosten, Direktor Institut für Virologie, Charité Berlin. | © picture alliance/dpa/AP POOL

In Deutschland ist die in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Variante nach Angaben von Christian Drosten bisher nicht aufgetaucht. Die Verbreitung könne Zufall sein, schreibt der Coronavirus-Experte der Berliner Charité auf Twitter. Die Mutationen verschafften dem Virus nicht zwingend einen Selektionsvorteil, auch wenn das möglich sei. Ein Selektionsvorteil kann dazu führen, dass sich ein Virus leichter ausbreiten kann.

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Ersten Analysen britischer Wissenschaftler zufolge verfügt die neue Variante über ungewöhnlich viele genetische Veränderungen, vor allem im Spike-Protein. Dieses Protein benötigt das Virus, um in Zellen einzudringen. Der in Großbritannien eingesetzte Impfstoffe des Mainzer Unternehmens Biontech erzeugt eine Immunantwort gegen genau dieses Protein. Deswegen gibt es die Befürchtung, dass der Impfstoff gegen die neue Variante möglicherweise nicht wirkt.

Nach Angaben des britischen Premierministers Boris Johnson gibt es aber keine Hinweise darauf. Dem schließen sich Experten an. "Ich sehe da derzeit keinen Grund für Alarm", sagte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Auch Andreas Bergthaler von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) in Wien hält die derzeitige Entwicklung nicht für "wahnsinnig alarmierend". Dass Mutationen auftauchen, sei nicht ungewöhnlich. Derzeit wisse man nicht, ob die beobachteten Veränderungen die Eigenschaften des Erregers überhaupt entscheidend verändern.

Britische Behörden: Keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe

Den britischen Behörden bereitet die Variante große Sorgen. "Sie ist außer Kontrolle, und wir müssen sie wieder unter Kontrolle bekommen", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag der BBC. Nach ersten Erkenntnissen der Behörden ist die Mutation deutlich ansteckender als die bisher bekannte Form. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass die Variante schwerere Krankheitsverläufe auslöse oder eine höhere Sterblichkeitsrate.

Minister Hancock sagte, er mache sich große Sorgen um das Gesundheitssystem. Derzeit seien mehr als 18.000 Infizierte in den Krankenhäusern, das seien fast so viele wie zum Höhepunkt der ersten Infektionswelle im Frühjahr. "Das ist ein weiterer Grund dafür, dass alle sich an die neuen Regeln halten und persönlich Verantwortung übernehmen müssen", sagte er. Dem Sender Sky News sagte Hancock, jeder müsse sich so verhalten, als sei er mit Corona infiziert. "Das ist der einzige Weg, wie wir das Virus unter Kontrolle bekommen können." Wegen der neuen Variante des Coronavirus hatte die britische Regierung zuvor einen neuen Shutdown für die Hauptstadt London verhängt.

Reiseeinschränkungen zu EU-Ländern

Mehrere europäische Länder haben inzwischen angekündigt, den Reiseverkehr von Großbritannien einzuschränken. Auch Deutschland gehört dazu. Die Niederlande und Italien wollen Flugpassagiere aus Großbritannien nicht mehr einreisen lassen. Auch Österreich plant ein Landeverbot britischer Flieger. Belgien will alle Flug-und Zugverbindungen nach Großbritannien für mindestens 24 Stunden aussetzen. Laut Bild-Zeitung trete die Bundesregierung für eine konzentrierte Aktion der EU ein und wolle wegen den Reiseverkehr von Großbritannien in andere europäische Länder abriegeln.

Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet forderte ein europäisches Handeln. Auf Twitter schrieb der Unionspolitiker, Belgien und die Niederlande hätten bereits den Flug- und Zugverkehr eingestellt. "Um Ausweichreisen über Ddorf, Köln oder F/M zu verhindern, brauchen wir schnelles Einreiseverbot, am besten europäisch", so Laschet.

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WHO im Kontakt mit Großbritannien

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) twitterte in der Nacht zum Sonntag, sie stehe mit Großbritannien in engem Kontakt. Die britischen Behörden würden weiter Informationen und Ergebnisse ihrer Analysen und Studien teilen. "Wir werden die Mitgliedstaaten und die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr über die Merkmale dieser Virus-Variante und deren Auswirkungen erfahren." Die WHO riet, weiter alle Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

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Auch in Südafrika wurde kürzlich eine neue Corona-Variante entdeckt. Sie wurde vom Gesundheitsminister des Landes als möglicher Treiber der zweiten Corona-Welle in dem Land bezeichnet.