Gesundheit

Mit dem Rauchen aufhören – eine Selbsterfahrung

Unser Autor hat einige Jahre sehr viel geraucht. Er erklärt, wie er es geschafft hat mit dem Rauchen aufzuhören und wie es ihm heute damit geht.

Mit dem Rauchen aufzuhören ist hart. Aber es geht. Meint unser Autor. | © Symbolbild:Pixabay

04.08.2023 | 23.07.2024, 13:10

Mehr als fünf Jahre ist es nun her, dass ich das letzte Mal geraucht habe. Heute würde ich tatsächlich sagen, dass ich Nichtraucher bin. Angst vor einem Rückfall habe ich nicht mehr. Aber das war nicht immer so. Denn vor Jahren habe ich gerne geraucht. Und viel. Sehr viel. Doch weil ich eben heute Nichtraucher bin, möchte ich meine Geschichte mit Ihnen teilen und Sie vielleicht dazu motivieren, es auch mit der Abstinenz zu versuchen.

Nikotin-Sucht: Raucher sind nicht zu verteufeln

Keine Sorge, den erhobenen Zeigefinger hole ich nicht heraus. Raucher zu verteufeln bringt nichts. Dazu war ich viel zu lange selbst einer. Und was für einer. Am Ende meiner Raucherkarriere waren es fast zwei Schachteln täglich. Am Wochenende gerne auch mal drei. Kettenraucher ist da fast noch untertrieben.

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Eine Angewohnheit vieler Raucher: Die erste Zigarette wird schon beim Kaffee nach dem Aufstehen angezündet. | © Symbolbild:Pixabay

Ich habe morgens nach dem Aufstehen noch im Bett geraucht. Dann im Bad. Beim ersten Kaffee. Schon bevor es zur Arbeit ging, waren fünf bis sechs rote Marlboro durchgezogen. Dass das auf Dauer nicht gesund ist, war mir damals schon klar. Lungenkrebs, verstopte Blutgefäße, Herzinfarkt, Erkrankungen der Atemwege oder eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion: Auch ich wusste viel über die Auswirkungen eines zu starken Nikotin-Konsums.

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Ein Grund aufzuhören war diese Erkenntnis an sich aber nicht. Wirklich dazu getrieben, dem Rauchen abzuschwören, hat mich erst der Umstand, dass ich sechs bis siebenmal im Jahr erkältet war. Dadurch viel das Atmen schwer, das Riechen war kaum möglich - ich hatte mich nicht so einfach erholt. Durch meinen völlig ungesunden Tabakkonsum habe ich so oft schöne Veranstaltungen und Treffen mit Freunden verpasst, weil ich krank im Bett lag. Das wollte ich nicht mehr!

Erfahrung mit dem Rauchen aufzuhören: Einen Weg finden

So kam es schließlich, dass ich mich selbst überzeugte, einen Aufhörversuch zu starten. Schluss mit Nikotin. Ein absolutes Rauchstopp. Ratgeber, Nikotinpflaster oder sonstige Pseudohelfer wollte ich dabei bewusst nicht nutzen, um rauchfrei zu sein und vor allem um rauchfrei zu bleiben. Meiner Überzeugung nach kann man nicht langsam mit dem Rauchen aufhören. Kalter Entzug - ja, ein striktes Rauchstopp ist die einzige Lösung. Eine mögliche Gewichtszunahme oder andere Probleme, wenn ich nun mit dem Rauchen aufhörte, waren mir egal. Schließlich ging es um meine Gesundheit, die durch den Tabakkonsum nicht mehr optimal war.

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Vom Kettenraucher zum Nichtraucher: Unser Autor raucht noch einmal ekzessiv, bevor für immer Schluss ist. | © Symbolbild:Pixabay

Vorher aber wollte ich es nochmal krachen lassen. Ich weiß noch, dass ich mit einem Kumpel, der ebenfalls rauchte, bis frühmorgens auf dem Balkon saß. Ich hatte mir für die Nacht zwei Schachteln Zigaretten gekauft. Noch einmal richtig rauchen, so viel es geht. Das war der Plan. Und den setzte ich um. Um kurz vor 4 Uhr morgens habe ich dann laut verkündet, dass dies nun die letzte Zigarette meines Lebens sei. Und, was soll ich sagen, tatsächlich ist es bis heute dabeigeblieben. Ich habe es geschafft aufzuhören - einfach so. Ich bin abstinent.

Kalter Entzug: Antriebslosigkeit und schlechte Laune in den ersten Tagen rauchfrei

Sie sehen, es ist ganz einfach mit dem Rauchen aufzuhören. Man muss einfach nur den Entschluss fassen und fertig. Von wegen! Die folgenden Tage, in denen kein Nikotin mehr in meinen Körper gelangten und mein striktes Rauchstopp eingehalten habe, waren der Horror. Schon eine halbe Stunde nach der letzten Kippe hatte ich Schmacht. Wer aktiv raucht, kennt das. Ich bin im Bett aufgewacht und habe darüber nachgedacht, ob es nicht noch im Rahmen wäre, jetzt noch eine Zigarette zu rauchen. Eigentlich wollte ich ja erst am nächsten Tag aufhören. . . Ich weiß auch, dass ich am Tag drauf meine Mutter angerufen habe und ihr fast schon weinerlich sagte, dass ich nicht glaube, es zu schaffen. So blieben die nächsten Tage.

Das waren wohl Entzugserscheinungen. Ich war unruhig und mies gelaunt. Meine Laune wurde immer schlechter. Ich war antriebslos. Von einem Rückfall aber keine Spur. Kurzum: Das Aufhören lief richtig übel. Darum muss Ihnen klar sein: Rauchstopp macht keinen Spaß. In den ersten Tagen merkt man auch keinerlei Verbesserung, wie immer jeder behauptet. Nein, es ist einfach nur eine Qual, in der fast im Minutentakt mit sich selbst kämpfen muss, standhaft zu bleiben. Immer wieder muss man sich sagen: Kein Rückfall. Jetzt bloß kein Rückfall.

Tipp der Redaktion: Expertenteam beantwortet typische Fragen zur Rauchentwöhnung

Für diese entscheidende Phase gibt es auch kein Patentrezept. Meiner Meinung kann kein Ratgeber dieser Welt wirklich helfen, die ersten Tage zu überstehen. Es ist einfach eine Willensleistung. Und auch Glück, nicht zur falschen Zeit mit schwierigen Situationen konfrontiert zu werden, in denen man früher unbedingt geraucht hätte.

Welche Hausmittel und Tipps helfen beim Nikotin-Entzug?

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Mit Kurkuma-Ingwer-Wasser soll die Lust auf Nikotin gestoppt werden. | © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Es ist nicht leicht rauchfrei zu bleiben. Die Entzugserscheinungen sind nicht schön, so viel kann ich Ihnen sagen. Aber da müssen Sie durch. Lieber sechs Tage miese Laune als einen Herzinfarkt oder Lungenkrebs riskieren, oder nicht? Also. Wenn es hart auf hart kommt, sollen allerdings ein paar Tipps und Tricks helfen:

  • Tipp 1: Kaugummis gegen die „Leere”. Kommt Schmacht, kommt das Kaugummi statt des Nikotins. Einfach mal testen.
  • Tipp 2: Omega-3-Fettsäuren: Fischgerichte, aber auch pflanzliche Öle sollen laut Forschern der University of Haifa aus Israel das Verlangen nach Nikotin lindern.
  • Tipp 3: Kurkuma-Ingwer-Wasser: Ja, richtig gehört. Man sagt dem Getränk nach, es stille die Lust auf Nikotin durch seinen intensiven aromatischen Geschmack. Außerdem wirkt das Getränk beruhigend und soll die Entzugserscheinungen lindern.

Erfahrung: Nach einer Woche ohne Nikotin wird es besser

Dann aber, nach etwa einer Woche, wird es besser. Und zwar schnell. Die Gier nach einer Zigarette verschwindet aus dem Alltag – keine Gewohnheit mehr zur Zigarette zu greifen. Man macht sich viel weniger Gedanken ums Rauchen und erholt sich. Man merkt auch schon das erste Mal, etwas mehr Geld in der Tasche zu haben. Und tatsächlich auch, dass man nicht klingen muss wie eine kaputte Dampflok, nur weil man mal per Treppe in den zweiten Stock gegangen ist.

Ein Tipp, der mir geholfen hat: Ich habe mir aus einer alten Zigarettenstange eine Spardose gebastelt. Einfach die Seiten festkleben und oben einen Schlitz mit der Schere reinschneiden. In diese Spardose habe ich jeden Tag das Geld gesteckt, das ich sonst für Zigaretten ausgegeben hätte. Und was soll ich sagen, am Ende des ersten Monats war mal eben so ein neuer Tennisschläger drin. Und das nur, weil ich aufgehört habe zu rauchen.

- © Symbolbild:Pixabay
Vorsicht Rückfallgefahr: Zu einer Zigarette "Nein" zu sagen, erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. | © Symbolbild:Pixabay

Leichter wurde es auch, weil die körperlichen Vorzüge mehr und mehr bemerkbar werden. Erkältet etwa bin ich seitdem ich Nichtraucher bin nur noch ein bis zweimal im Jahr. Meine Atemwege sind freier, das regelmäßige Qualmen tat meinem Körper nicht gut. Ich rieche und atme besserm die Erkältungssymptome herrschen nicht mehr so häufig über meinen Körper. Auch die Haut wird auf lange Sicht gesehen viel besser.

Denn: Rauchen verengt die Blutgefäße, wodurch die Haut nicht mehr vernünftig durchblutet wird. Nase und Rachen sind freier. Und vor allem: ich stinke nicht mehr nach Rauch! Das macht Spaß und motiviert. Aber Vorsicht: Gerade diese Zeit ist gefährlich. Bleiben Sie auf der Hut! Glauben Sie nie, Sie hätten die Sucht im Griff! Sie sind weiter anfällig. Nur eine Zigarette kann alles, was Sie sich erkämpft haben, wieder kaputtmachen.

So viele Zigaretten habe ich nicht geraucht

Zusammenfassend kann ich wirklich nur sagen, es lohnt sich, Nichtraucher zu sein. Es lohnt sich, einen strikten und eiskalten Rauchstopp einzulegen, auch nach Jahren des Qualmens. Und es lohnt sich auch, sich den teilweise harten Entzugserscheinungen zu stellen. Das unterstreichen auch Zahlen, die ich per App gesammelt habe: Seit ich Nichtraucher bin, habe ich 3.300 Schachteln nicht geraucht, das sind etwa 63.300 Zigaretten.

Eine unglaubliche Zahl, oder? Berechnet nach dem damaligen Preis für eine Schachtel habe ich zudem mehr als 16.000 Euro gespart. Damit lässt sich etwas anfangen. Das ich zudem eine gestiegene Lebenserwartung habe, versteht sich von selbst. Und natürlich auch meine positiven Auswirkungen auf den Körper sind nicht zu übersehen.

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Ein Gedankenspiel als Tipp zum Aufhören mit Rauchen

Doch es liegt an Ihnen. Sie müssen es schaffen wollen. Vielleicht hilft Ihnen dabei aber ein Gedankenspiel, das mir geholfen hat und dass ich Ihnen mitgeben möchte: Käme ein Händler in der Fußgängerzone auf Sie zu und würde Ihnen anbieten, dass Sie ihm nur 16.000 Euro bezahlen müssten, damit er Ihnen eine schwere Krankheit zufügt, würden Sie das Angebot annehmen?

Mit dem Rauchen aufhören: Welche Apps helfen?

Die App „Rauchfrei Lite” kann kostenlos in Appstores heruntergeladen werden. In der App sollen Raucher ihren Tabakkonsum protokollieren, also der tägliche Konsum und die damit verbundenen Kosten. Während des Aufhörens liefert die App den Nutzern einige Informationen zu den Schäden, die dem Körper durch das Rauchen zugefügt werden, etwa das Risiko eines Herzinfarktes, das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken und das allgemein das Krebsrisiko jener steigt, die nicht mit dem Rauchen aufhören. Im Kontrast dazu – ja, wahrscheinlich soll es so noch klarer werden – zeichnet die App die positiven Auswirkungen auf den Körper auf, wenn man aufhört.

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Mit der Hilfe von Apps können Sie sich während der Phase des Entzugs leichter merken, wann die Gefahr eines Rückfalls besonders hoch ist. | © Symbolbild:Pixabay

“Smoke free” ist eine App, die vor allem herausfordern möchte. Für Apple- sowie Android-Nutzer ist die App kostenlos downloadbar. In der ersten Phase der Abstinenz hilft die App mit Aufgaben, die ablenken sollen. Und wer Schmacht hat oder die Lust auf eine Zigarette nicht abwerfen kann, hinterlässt eine Notiz in der App. Das Ziel: Erkennen, wann das Risiko eines Rückfalls am höchsten ist.

Die App „Grüne Lunge” spielt mit seinem provokanten Namen schon gleich auf die Senkung des Risikos an Lungenkrebs zu erkranken an, sobald man einen langfristigen Rauchstopp einlegt. Und hier ist der Name auch Programm: Die iOS-App „Grüne Lungen – Stop Rauchen“ zeigt die Entwicklung des Rauchstopp-Prozesses visuell durch die Lungenflügel dar. Die Verfärbung der Lunge zeigt, wie lang Nutzer bereits auf den Tabakkonsum verzichten. Schließlich soll es ja auf Anhieb erkennbar sein und den Nutzer belohnen, egal wie hart der Entzug ist. Ein weiteres Highlight der App: Nutzern wird angezeigt, auf wie viel Teer und Nikotin sie durch ihre Abstinenz verzichten.

Helfen Pendeln und Hypnose bei der Rauchentwöhnung?

Zugegeben: Es ist nicht für jeden eine Option. Und trotzdem gibt es Menschen, bei denen es ganz offenbar geklappt hat. Wer sich auf Pendel-Schwünge und eine Hypnose einlässt, gibt seine Selbstkontrolle ab. Der Therapeut lenkt die Aufmerksamkeit des Patienten auf einen bestimmten Punkt und führt ihn von seinem rationalen Alltagsdenken weg. Durch die Hypnose werden die Instanzen im Gehirn, die für das Ich-Bewusstsein und für die Alltagsvernunft zuständig sind, sozusagen heruntergefahren.

In Deutschland gilt die Hypnose-Therapie längst als gängige Methode zur langfristigen Rauchentwöhnung. Doch nicht jeder, der raucht, kann problemlos abschalten, sobald der Ring vor der Nase pendelt. Wer sehr stark selbstkontrolliert ist, kann sich schwer oder gar nicht auf Hypnose einlassen - ganz im Gegensatz zu den Menschen, die zum Beispiel beim Lesen oder im Kino schnell in eine Fantasiewelt eintauchen und darüber schon mal die Zeit vergessen, erklären Psychologen.

Aufgehört zu rauchen und jetzt ständig krank?

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Einige ehemalige Raucher erleiden während ihres Entzugs starke Erkältungssymptome. | © Symbolbild:Pixabay

Die Rauchentwöhnung ist ein Prozess. Wer vom Kettenraucher zum Nichtraucher wird, leidet besonders am Anfang unter Entzugserscheinungen und bestimmten Symptomen, die sich durch den harten Rauchstopp ergeben. Mitunter sind Erkältungssymptome keine Seltenheit. Insbesondere Halsschmerzen, Husten und Niesanfälle gehören laut zahlreichen Erfahrungsberichten zu den gängigsten Symptomen, wenn man mit dem Rauchen aufgehört hat und der Körper sich vom Nikotin erholt. Aber trotz der Erkältungssymptome, wird sich die Lungenfunktion langfristig verbessern.

Nicht zuletzt ist auch die Gewichtszunahme, die ein häufiger Grund für einen Rückfall darstellt, eine mögliche Nebenwirkung. Der Grund: Nikotin beschleunigt die Stoffwechselvorgänge. Deswegen verbrauchen Raucher bis zu 200 Kilokalorien mehr am Tag als Nichtraucher. Hinzu kommt, dass Nikotin appetithemmend wirkt. Zusätzlich kann es passieren, dass wenn sich der frisch gebackene Nichtraucher vom Nikotin erholt, eine Ablenkung herhalten muss. Nicht wenige greifen zu Süßigkeiten und fettreichen Lebensmitteln. Aber auch das pendelt sich mit der Zeit ein. Aufgeben sollte an dieser Stelle niemand, auch nicht mit zwei Kilos mehr.