Endlich rauchfrei: Experten aus OWL geben Tipps gegen Zigarettenzwang

Berlin/Detmold/Gütersloh. Die Zahl der Raucher in Deutschland sinkt, doch noch immer hängen knapp 30 Prozent der Bevölkerung an Zigaretten. Damit bleibt das Rauchen das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko, da nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums jährlich mehr als 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums sterben. Viele Raucher haben den Wunsch aufzuhören und die Krankenkassen werden dabei künftig mehr unterstützen, da Menschen mit schwerer Tabakabhängigkeit Arzneimittel zur Entwöhnung erstmals auf Kassenkosten erhalten können. Wie die Entwöhnung am besten gelingen kann, erklären zwei Experten aus OWL zum Weltnichtrauchertag. Lesen Sie dazu: 120.000 Raucher-Tote pro Jahr: Immer mehr junge Raucher in Kliniken Was ändert sich? Gesetzlich Krankenversicherte, die unter einer schweren Tabakabhängigkeit leiden und an einem Programm zur Tabakentwöhnung teilnehmen, können künftig unterstützend auch Arzneimittel erhalten, die von den Kassen bezahlt werden. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA), das höchste Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, entschieden und damit eine Lücke geschaffen, da Arzneimittel zur Tabakentwöhnung als Lifestyle-Arzneimittel gelten und deshalb eigentlich aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. &bdquo;Aktuell gibt es vier Wirkstoffe, die zur Raucherentwöhnung zugelassen sind. Es können aber nur Arzneimittel Kassenleistung werden, die nachweislich auch bei schwerer Tabakabhängigkeit helfen“, erklärt der unparteiische GBA-Vorsitzende Josef Hecken. Darunter fallen klassische Nikotinersatzprodukte wie Nikotinpflaster und -kaugummis sowie Präparate mit dem Wirkstoff Pareniclin, nicht aber mit den Wirkstoffen Bupropion oder Cytisin. Lesen Sie auch: Mit dem Rauchen aufhören – eine Selbsterfahrung Anspruch haben aufhörwillige Raucher, wenn sie an einer schweren Tabakabhängigkeit leiden. Der Schweregrad kann mithilfe des &bdquo;Fagerström-Tests für Zigarettenabhängigkeit“ beurteilt werden. Der Test beruht auf der persönlichen Selbsteinschätzung. Zudem liegt eine schwere Abhängigkeit vor, wenn es Rauchern trotz bestehender Probleme wie COPD, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht gelingt, aufzuhören. Können Arzneimittel bei der Raucherentwöhnung helfen? Studien zeigen, dass Arzneimittel bei der Raucherentwöhnung helfen können, vor allem in Kombination mit einer Verhaltenstherapie, die auf die individuellen Eigenschaften und den sozioökonomischen Status des Rauchers angepasst ist. Das bestätigt auch der Gütersloher Suchtmediziner Ulrich Kemper: &bdquo;Starke Raucher sind körperlich und psychisch abhängig. Arzneimittel helfen vor allem Rauchern, die Angst vor körperlichen Symptomen beim Aufhören haben. Unterstützung bei psychischer Abhängigkeit können Psychiater oder Psychotherapeuten leisten.“ Kemper rät aufhörwilligen Rauchern dazu, Produkte wie Nikotinkaugummis auszuprobieren, auch ohne Rezept. &bdquo;Diese Mittel können den Rauchstopp erleichtern und niemand bleibt damit abhängig.“ Nikotinbeutel an Schulen in OWL: Ärzte und Suchtberater warnen vor dem neuen Hype Grundsätzlich gilt laut Kemper jedoch, dass es die allermeisten Raucher ohne professionelle Hilfe schaffen, von der Zigarette wegzukommen. &bdquo;Oft sind es Anlässe wie eine Schwangerschaft, die Geburt eines Kindes oder Enkelkindes, ein Umzug oder eine schwere Erkrankung. Aber es geht auch ohne und es lohnt sich, jede noch so kleine Gelegenheit zu ergreifen.“ Sind Programme zur Tabakentwöhnung hilfreich? &bdquo;Verhaltenstherapeutische Ansätze wirken sehr gut, weil sie individuell angepasst werden können“, erklärt der Leiter des Lungenkrebszentrums des Klinikums Lippe, Jan Groetzner. Die Krankenkassen finanzieren Kurse dieser Art zur Tabakentwöhnung, oft sogar in voller Höhe. Neben den Kassen wie die AOK Nordwest bieten das Klinikum Lippe und viele weitere Krankenhäuser und Suchtberatungsstellen in OWL Programme zur Raucherentwöhnung an. &bdquo;Es ist beeindruckend, wie gut die Kurse wirken.“ .responsive23-JIkb3QapZpR69wb9-bar-horizontal-rauchgewohnheiten-nach { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-JIkb3QapZpR69wb9-bar-horizontal-rauchgewohnheiten-nach { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-JIkb3QapZpR69wb9-bar-horizontal-rauchgewohnheiten-nach { padding-top: 142.86%; } } Was hilft noch beim Rauchstopp? &bdquo;Unterstützung ist sehr wichtig. Das gilt aber nicht nur das persönliche Umfeld, sondern vor allem für Ärzte. Empfehlen sie ihren Patienten den Rauchstopp, indem sie deutlich erklären, welchen Einfluss das auf die Lebenserwartung und -qualität hat, zeigt das Wirkung“, sagt Groetzner. In seiner Klinik erlebt Groetzner immer wieder Patienten, die schwere Erkrankungen wie Lungenkrebs von selbst nicht mit jahrzehntelangem Tabakkonsum in Verbindung bringen. &bdquo;Viele Patienten sind für klare Ansagen dankbar und sagen mir, dass ihnen noch nie jemand gesagt hat, wie wichtig ein Rauchstopp ist.“ Lesen Sie auch: Neuer Rauschmittel-Hype: Tabakindustrie fordert Freigabe von Nikotinbeuteln Um die Gefahren des Rauchens deutlicher zu machen und Folgen wie Krebs früher zu erkennen, setzt sich Groetzner für die Einführung eines nationalen Screenings zur Früherkennung von Lungenkrebs in Risikogruppen ein, ähnlich wie zur Früherkennung von Brustkrebs. &bdquo;Früherkennung rettet leben und spart der Solidargemeinschaft Geld. Außerdem werden Menschen so früher mit den Folgen des Rauchens konfrontiert und haben eine höhere Motivation aufzuhören.“ Wie können sich Raucher selbst helfen? Kemper rät aufhörwilligen Raucher dazu, sich Alternativen für die Momente zu suchen, die sie eigentlich zum Rauchen nutzen würden. &bdquo;Manchen Menschen hilft es, wenn sie an die Luft gehen oder etwas mit den Händen machen, wie Tetris auf dem Handy spielen oder eine Schublade aufräumen. Andere haben eine Trinkflasche dabei und trinken dann etwas, anstatt sich eine Zigarette anzustecken“, erklärt der ehemalige Chefarzt der Klinik für Suchtmedizin des LWL-Klinikums Gütersloh, der nach seinem Ruhestand weiter in der Suchtambulanz tätig ist. &bdquo;Schaffen es Raucher, dem Drang nach einer Zigarette 15 Minuten zu widerstehen, ist das Verlangen vorbei. Man kann sich auch selbst überlisten.“ Lesen Sie auch: COPD: An der Lungenkrankheit leiden in Westfalen-Lippe besonders viele Wichtig sei beim Rauchstopp, den Mut nicht zu verlieren, sagt Kemper. &bdquo;Es kommt oft zu Rückfällen, aber es lohnt sich immer, weiter zu machen, egal wie alt man ist oder wie lange man schon raucht.“

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