Bielefeld. Sich richtig zu ernähren ist eine ganz schön komplizierte Geschichte. Es gibt viele Trends, nach denen wir uns wahlweise ohne Fleisch, ganz ohne tierische Produkte, ohne Kohlenhydrate oder ausschließlich mit bestimmten Getreidearten ernähren sollen. Wir bringen, gemeinsam mit Dr. Martin Görner, Licht ins Ernährungsdunkel. Dr. Görner ist Facharzt für Innere Medizin, Ernährungsmediziner und Chefarzt am Klinikum Bielefeld. Auch in Zukunft werden wir auf nw.de Ernährungsmythen checken lassen. Wer Fragen hat, die wir mit Medizinern klären sollen, kann uns diese einfach hier per Mail schicken.
Mythos 1: Bio-Lebensmittel sind gesünder!
Klare Antwort von Dr. Görner: „Nein, das kann man aus medizinischer Sicht nicht sagen." Grundsätzlich sei nicht feststellbar, dass Bio-Gemüse oder Bio-Obst bessere Nährwerte hätte. Zudem sei darauf zu achten, dass auch Bio-Lebensmittel nicht grundsätzlich unbehandelt seien. „Bio-Lebensmittel können aber oftmals einen Vorteil haben", erklärt Dr. Görner. Dies sei der Fall, wenn man vor allem auf regionale Bio-Produkte zurückgreife. „Da diese nicht so lange haltbar sein müssen, gibt es nicht die Notwendigkeit, sie mit vielen Konservierungsstoffen zu behandeln."
Mythos 2: Fleisch ist ungesund!
„Kommt darauf an", sagt Dr. Görner. Wichtig sei es, unterschiedliche Fleischarten unterschiedlich zu bewerten. „Weißes Fleisch, also etwa Pute oder Hähnchen, wird generell eher weniger mit bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht, als rotes Fleisch." Doch auch Steaks von Rind oder Schwein müssen nicht komplett vom Speiseplan verschwinden. „In reduzierter Menge zu sich genommen, ist Fleischkonsum nicht gleichzusetzen mit schlechter Ernährung", betont Dr. Görner.
Mythos 3: Viel Trinken ist wichtig!
Ausreichend Wasser trinken ist laut Dr. Görner, „auf jeden Fall förderlich für die Gesundheit". Zwei Liter täglich sollten es mindestens sein, erklärt der Ernährungsmediziner des Klinikums Bielefeld. Dabei sei egal, ob das Wasser warm oder kalt ist. Ganz anders sieht es natürlich mit Säften und Softdrinks aus. Da diese oftmals viel Zucker enthalten, sollten sie nur sehr reduziert zu sich genommen werden.
Mythos 4: Ballaststoffe sind besonders wichtig!
„Das lässt sich in der Tat bestätigen", sagt Dr. Görner. Der Mediziner erklärt, dass ein Zusammenhang zu erkennen sei zwischen einer Ernährung mit zu wenigen Ballaststoffen und Darmkrebs. „Der Speisebrei ist bei niedriger Ballaststoffzufuhr länger mit der Darmschleimhaut in Kontakt. Das kann negative Auswirkungen haben." Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen sind etwa Leinsamen, Nüsse, Gemüse wie Rosenkohl und Schwarzwurzel, viele Obstsorten wie Äpfel und Beeren, sowie Vollkornprodukte.
Mythos 5: Chia-Samen sind ein Muss für gesunde Ernährung!
Es gibt keine Studien, so Dr. Görner, die diesen Mythos belegen. „Chia-Samen werden aber schon seit Jahrhunderten in Mittelamerika verzehrt, dort wird ihnen eine gute Wirkung auf die Gesundheit nachgesagt", so der Mediziner. Ein großer Vorteil haben die kleinen Samen aber auf jeden Fall: sie können beim Abnehmen helfen. „Chia-Samen haben eine hohe Quellwirkung. Werden Sie mit ordentlich Flüssigkeit eingenommen, macht schon eine kleine Menge lange satt." Allerdings gebe es auch regionale Lebensmittel mit mindestens ähnlich guten Eigenschaften. Leinsamen zum Beispiel.
Weitere Links zum Thema:
Arzt verrät: Das hilft bei Verstopfung
Warum wir schwitzen - Und was wir dagegen tun können
Haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf einen Termin beim Facharzt?