Paderborn. Fast jeder kennt sie, die unschönen Schweißflecken unter den Armen oder den mitunter unangenehmen Schweißgeruch. Wegen dieser Begleiterscheinungen finden viele Menschen das Schwitzen lästig – dabei ist es sehr wichtig für den Körper.
Sinn des Schwitzens
„Beim Schwitzen gibt der Körper überschüssige Wärme ab – das dient der Thermoregulation", erklärt René Föste. Egal ob uns warme Außentemperaturen, körperliche Aktivität, Nervosität oder der Verzehr scharfer Speisen ins Schwitzen bringen – das Ziel ist immer dasselbe: „Es geht darum, die Körpertemperatur stabil zu halten und eine Überhitzung zu vermeiden." Dabei muffeln die Menschen nicht zwangsläufig – denn schwitzen beim Sport funktioniert beispielsweise anders als schwitzen in Stresssituationen.
Das liegt daran, dass es zwei unterschiedliche Arten von Schweißdrüsen gibt: Sie heißen ekkrine und apokrine Drüsen. Beim Sport sind die ekkrinen aktiver. Ihr Sekret besteht zu großen Teilen aus Wasser und Elektrolyten und dient dem Schutz vor Überhitzung. Und viele dürften den typischen Effekt kennen: Dieser Schweiß muffelt gar nicht, wenn man regelmäßig Körperhygiene betreibt. Ganz anders ist es oft in Angst- oder Stresssituationen, in denen die apokrinen Drüsen eine entscheidende Rolle spielen. Sie kommen vermehrt in der Achsel- und Leistengegend vor.
Schweiß riecht nicht immer
Sie sind neben der Kühlung auch für die persönliche Duftnote verantwortlich, denn ihr Sekret enthält unter anderem Talgstoffe, Fette, Milchsäure und Hormone. „Der Körpergeruch entsteht dadurch, dass die Bakterien auf der Haut diese Stoffe zersetzen", erklärt René Föste. Viele Menschen leiden darunter, dass sie stark schwitzen. „Das kann zu Stress, Vereinsamung und psychischen Problemen wie Depressionen führen", sagt der Facharzt für Chirurgie und für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Bei sehr starkem Schwitzen spreche man von einer Hyperhidrose, die in zwei Formen auftreten könne.
Eine ist die primäre Hyperhidrose. „Dabei liegt keine körperliche Erkrankung zugrunde und die Ursache bleibt häufig unauffindbar." Die andere Form ist die sekundäre Hyperhidrose. „Sie kann als Folge von Erkrankungen wie Infektionen, Diabetes, hormonellen Ungleichgewichten oder Tumoren auftreten", so Föste. Sein Rat: Zunächst vom Hausarzt abklären lassen, ob eine körperliche Ursache zugrunde liegt.
Hilfe bei starkem Schwitzen
Wenn man etwas gegen das Schwitzen und muffeln unternehmen möchte, kann man erstmal klassisch zu Deos oder Antiperspiranzien greifen. Zudem kann der weitgehende Verzicht auf Alkohol, Rauchen, Kaffee, schwarzen Tee oder scharfes Essen hilfreich sein. Auch Entspannungstechniken können dabei helfen, seelischen Stress zu verringern. Ein weiterer Tipp lautet, verstärkt auf Körperhygiene zu achten und an Stellen wie den Achseln und in der Leistengegend die Haare zu entfernen. „Damit verkleinert man die Oberfläche, um den Duft zu verteilen. Denn die apokrinen Drüsen enden in einem Haarfollikel", erklärt der Facharzt.
Botox und Operation
Zu den medizinischen Möglichkeiten zählen die Verfahren Thermolyse und die Wasserinontophorese. „Als wirksamstes konservatives Mittel gilt der Einsatz von Botulinumtoxin, bekannt unter dem Namen Botox", sagt Föste. Als Kochsalz-Botoxlösung unter die Haut gespritzt, hemmt es die Nervenleitungen, die zu den Schweißdrüsen führen. Die Drüsen können sich dann nicht mehr zusammenziehen und ihr Sekret auswerfen, wie sie es normalerweise tun würden, wenn zum Beispiel jemand Angst hat. „Diese Methode ist gut untersucht und die Nebenwirkungen sind gering", sagt Föste. Die Wirkung halte meist sechs bis neun Monate und müsse dann wiederholt werden. Als permanente Möglichkeit gelte hingegen die operative Therapie.
Etwas Schweiß bleibt
„Dabei werden die Schweißdrüsen unter lokaler Betäubung abgesaugt und die betreffenden Bereiche ausgeschabt." Auch wenn der Körper immer einige Schweißdrüsen erhalte und wiederaufbaue, weise die Methode langfristig gute Erfolgsraten auf: „Durch so einen Eingriff kann das Schwitzen um 70 bis 80 Prozent vermindert werden."