Bad Driburg. Um die Heilung offener Wunden zu fördern, wird im Wundzentrum des St.-Josef-Hospitals der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) die Haut des isländischen Kabeljaus eingesetzt. Im vergangenen Jahr sind in Bad Driburg rund 50 Betroffene laut KHWE mit dieser Methode behandelt worden – und die Erfolgsquote seien vielversprechend. Eingesetzt wird die Fischhaut vor allem bei Problemwunden, die nicht wie erwünscht abheilen.
„Bisher haben wir mit dieser neuen Methode nur positive Ergebnisse erzielt“, sagt der leitende Oberarzt Mathias Weber. Besonders bei Patienten mit Diabetes oder Durchblutungsstörungen hat sich die Kabeljau-Hauttransplantation als effektiv erwiesen. Entscheidet sich der Arzt gemeinsam mit dem Patienten für diese Form der Therapie, kann eine stationäre Aufnahme erfolgen.
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In einem operativen Eingriff wird die Wunde zunächst gründlich gereinigt, bevor ein Netz aus medizinisch aufbereiteter Fischhaut aufgenäht wird. Die in der Fischhaut enthaltenden Omega-3-Fettsäuren fördern die Selbstreinigung der Wunde, insbesondere, wenn Bakterien vorhanden sind, und reduzieren die Wundfeuchtigkeit. Das mindert die Schmerzen und sorgt für eine höhere Lebensqualität nach dem Eingriff.
Wie das bei der Heilung abläuft
„Die Haut verwächst nicht mit der des Patienten, sondern löst sich nach und nach in der Wunde auf, so dass die Heilung von selbst in Gang gesetzt wird“, erklärt Weber. Nach dem stationären Aufenthalt kehren die Patienten alle ein bis zwei Wochen zur Kontrolle ins Wundzentrum zurück.
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Ein qualifiziertes Team aus ärztlichen und pflegerischen Wundexperten, Wundtherapeuten und Experten für künstliche Darmausgänge sorgt für eine strukturierte und individuelle Behandlung auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und hat dabei immer auch die ursächlichen Erkrankungen im Blick.
Was zu chronischen Wunden führen kann
Venenschwäche, arterielle Durchblutungsstörungen, Diabetes, Unfälle und mechanischer Druck auf das Gewebe, beispielsweise bei bettlägerigen Menschen oder Schlaganfallpatienten, könnten auf Dauer zu chronischen Wunden führen. „Für eine optimale und ganzheitliche Therapie arbeiten wir eng mit anderen Fachleuten zusammen. Dazu zählen unter anderem ein Orthopädieschuhmachermeister für die passende Schuhversorgung, Sanitätshäuser, Pflegedienste, Hausärzte und Podologen und der Sozialdienst und Pflegeberater“, erläutert Iris Schäfers, pflegerische Leitung der Wundambulanz.
Das Wundzentrum am St.-Josef-Hospital besteht bereits seit zehn Jahren und ist laut KHWE jetzt wiederholt nach den Richtlinien der Initiative für chronische Wunden (ICW) zertifiziert worden. Jährlich werden dort mehr als 2.000 Patienten behandelt. Neben der Fischhaut-Therapie setzt das Wundzentrum demnach auch andere moderne Verfahren ein, wie die Vakuumtherapie, Wundreinigung durch Ultraschall und die Wundbehandlung mit gezüchteten Maden.