Verkauf und Entlassungen bei Kolbus: Viele Rahdener Familien betroffen

Rahden. Der Schock sitzt tief in Rahden und umzu: Für das Traditionsunternehmen Kolbus hat das Amtsgericht in Bielefeld das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Kolbus wird an einen Finanzinvestor mit Sitz in München und Bozen (Italien) verkauft, 200 Mitarbeiter werden entlassen. Den Verkauf des Unternehmens und die Entlassung eines großen Teils der Belegschaft hatte Kolbus am Donnerstag in einer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH versandten Mitteilung bekanntgemacht. Die Anwaltskanzlei Aderhold, die in dem Verfahren ebenfalls beteiligt ist, hatte sich zuletzt zu Anfragen der Redaktion nicht geäußert, anders als Pluta und Kolbus. Wer ist die Max Valier Holding, die das 249 Jahre alte Rahdener Traditions-Unternehmen Kolbus gekauft hat? Viele Menschen im Lübbecker Land waren geschockt von der Nachricht, dass das Unternehmen Kolbus verkauft wird und 200 Menschen entlassen werden. Dramatisch sei der Verlust so vieler Arbeitsplätze, sagte Rahdens Bürgermeister Bert Honsel. Das betreffe ja nicht nur die Menschen, die bei Kolbus arbeiteten. &bdquo;Das betrifft auch viele Familien in Rahden und darüber hinaus.“ Er hoffe, dass dieser Prozess dazu führe, dass Kolbus weiter erfolgreich am Markt tätig sein könne. Das sei Ziel des Investors, der offensichtlich auch spezialisiert sei auf die Übernahme von Maschinenbau-Firmen. In der Mitteilung, die am Donnerstag von Kolbus verschickt wurde, war davon die Rede, dass 250 Beschäftigte und 90 Auszubildende ihren Job behalten. Wie viele Beschäftigte dagegen entlassen werden, das wurde in der Mitteilung nicht explizit genannt. Die Zahl von rund 200 von Entlassung betroffenen Beschäftigten ergibt sich daraus, dass bei Kolbus in Rahden derzeit laut IG Metall noch rund 550 Menschen arbeiten. Weitere rund 30 Menschen verlieren ihren Job im Kolbus-Standort Krostitz im Landkreis Nordsachsen, der geschlossen wird. Laut Mitteilung wurden am Donnerstag Interessenausgleichs- und Sozialplanvereinbarungen zwischen Kolbus und dem Betriebsrat abgeschlossen. Mehr zum Thema: Mehr als 200 Kolbus-Mitarbeiter entlassen Wer das Rahdener Traditionsunternehmen gekauft hat Neuer Besitzer von Kolbus soll die Max Valier Holding werden. In der Technik-Geschichte gibt es den 1895 in Bozen geborenen und 1930 in Berlin gestorbenen Max Valier. Er gilt als einer der Wegbereiter der Raketentechnik – ebenso wie der 1893 in Absberg (Franken) und 1933 in Osnabrück gestorbene Raketenpionier Reinhold Tiling. Rechtsanwalt Maximilian Michelsen von der Kanzlei Aderhold war seit Juli Generalhandlungsbevollmächtigter nach dem Antrag von Kolbus auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Gegenüber der Redaktion hatte sich Michelsen zu Anfragen zuletzt nicht mehr geäußert. In der von der Pluta Rechtsanwalt GmbH versandten Kolbus-Mitteilung, mit der der Verkauf und die Entlassungen bekannt gegeben wurden, wird Michelsen wie folgt zitiert: &bdquo;Unser oberstes Ziel war es von Anfang an, die Substanz des Unternehmens zu bewahren und eine tragfähige Grundlage für die Zukunft zu schaffen. Mit Max Valier haben wir einen idealen Investor gefunden. Der Abbau der Arbeitsplätze ist ein harter Schnitt, aber es gibt dazu bedauerlicherweise keine Alternative. Für die Zukunft ist das Unternehmen gut aufgestellt, um wirtschaftlich arbeiten und langfristig am Markt bestehen zu können.“ Über den Käufer des Unternehmens äußert sich Kolbus in der Mitteilung wie folgt: &bdquo;Die Max Valier Holding ist spezialisiert auf den Erwerb und die Entwicklung von mittelständischen Ingenieur-, Produktions- und Dienstleistungsunternehmen aus dem gewerblichen und industriellen Bereich. Aufgrund des tiefen technischen Verständnisses ist Max Valier in der Lage, wesentliche Unternehmens- und Marktpotenziale im Detail zu erkennen und auf dieser Basis attraktive und maßgeschneiderte Nachfolgelösungen anzubieten. Ziel ist die langfristige Investition in Unternehmen, die Förderung von Innovationen sowie die Modernisierung.“ Lesen Sie auch: Insolvenzantrag trotz gut gefüllter Auftragsbücher Wie sich die Holding zusammensetzt Zur Max Valier Holding gehören die Firmen die in Deutschland und der Slowakei ansässige Boehm Group (tätig im Madchinenbau), die Schuck Group (Rohrleitungssysteme für den Energie- und Versorgungssektor), die ETM International in Saalburg (Entwicklung von Leichtbaukomponenten für die Autoindustrie), Dalex (Experte in der Schweißtechnik) und ABC ETM Poland (Kunststofflösungen für den Automobilsektor). Diese Unternehmen sind teils seit vielen Jahrzehnten am Markt, anders als die Max Valier Holding. Die wurde Ende 2021 in das Register eingetragen mit Sitz in Unterhaching bei München. Als Geschäftsführer werden Hannes Mahlknecht und Rüdiger Nitz genannt. Die Rechtsform der Max Valier Holding ist eine GmbH und als Kapital der Gesellschaft wird eine Summe von 25.000 Euro genannt. Das ist die Mindestsumme, die gesetzlich bei Gründung einer GmbH vorhanden sein muss. Zum Netzwerk der Max Valier Holding gehören auch die Max Valier 5 GmbH, die Max Valier 6 GmbH, die Max Valier 7 GmbH und die Max Valier 8 GmbH. Diese Gesellschaften werden bei den Amtsgerichten München und Ulm geführt. Als Tätigkeit wird bei allen vier GmbHs das Verwalten von eigenem Vermögen und besonders das Halten und Verwalten von Beteiligungen genannt.

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