Verkauf von Kolbus in Rahden: Offene Fragen und Spekulationen um Verträge

Rahden. Die Hiobsbotschaft machte in Rahden schnell die Runde – und sie ist das Gesprächsthema in der Stadt und umzu. Das 249 Jahre alte Traditions-Unternehmen Kolbus wird an einen Finanzinvestor verkauft. Sollte das Verfahren so ablaufen wie nun geplant, wird die Max Valier Holding aus München und Bozen zum 1. Januar neuer Besitzer. Mit dem Verkauf verlieren mehr als 200 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Kolbus hatte Mitte Juli Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. In das Verfahren waren seitdem die Pluta Rechtsanwalts GmbH und als Generalhandlungsbevollmächtigter Rechtsanwalt Maximilian Michelsen von der Kanzlei Aderhold involviert. Auf die Tätigkeit von Pluta und Aderhold war auch in einer Kolbus-Mitteilung vom vergangenen Donnerstag hingewiesen worden. Diese Mitteilung hatte eine Münchener PR-Agentur im Auftrag von Kolbus verschickt. Wie viele Bieter gab es eigentlich? Die Belegschaft war am Donnerstag über den Verkauf informiert worden. Die Stimmung sei wie auf einer Beerdigung gewesen, wurde anschließend die Atmosphäre dieser Betriebsversammlung beschrieben. Die künftigen Eigentümer waren in der im Auftrag von Kolbus verschickten Mitteilung dahingehend zitiert worden, dass sie das Unternehmen &bdquo;lange halten und wieder in die Erfolgsspur führen wollen“. Wie viele Bieter gab es? Was den Ausschlag gab, Kolbus an die vor drei Jahren im Register eingetragene Max Valier Holding zu verkaufen, das fragte die Redaktion die Pluta Rechtsanwalts GmbH. Die Redaktion fragte auch, ob es weitere Bieter gab und ob auch bisherige Gesellschafter ein Angebot abgaben. Zudem galt eine Frage den Gebäuden und Grundstücken, die ausweislich des Konzernabschlusses für das Jahr 2022 verkauft worden waren, um offensichtlich neue Liquidität zu gewinnen. Der Abschluss 2022 weist bekanntlich eine deutliche Verringerung der Verbindlichkeiten von Kolbus bei den Banken aus. Dafür wird genannt, dass die Belastungen durch Leasing deutlich angestiegen sind. Die Redaktion fragte, wie der Verkauf des Unternehmens an die Max Valier Holding mit dem Besitzer von Gebäuden und Grundstücken geregelt wird. Keine einzige Frage der Redaktion wurde bislang von Pluta beantwortet. In einer über die Münchener PR-Agentur übermittelten Antwort heißt es, dass das Insolvenzverfahren nicht-öffentlich sei und Fragen nicht beantwortet werden könnten und dürften. Investor an seinen Taten messen Wie könnte es nun weitergehen für die noch verbleibenden 250 Beschäftigten und die derzeit noch rund 90 Auszubildenden? Laut Kenntnis der Industriegewerkschaft Metall könnte der Investor den 250 Beschäftigten neue Arbeitsverträge vorlegen. Andreas Bilz von der IG Metall in Minden verweist auf Spekulationen, dass in den neuen Arbeitsverträgen eine höhere Zahl an Wochenarbeitsstunden festgeschrieben sei als in den bisherigen. Hinsichtlich der Anzahl der Ausbildungsplätze sprach Bilz von vagen Hinweisen, dass deren Gesamtzahl künftig reduziert werden könnte. Wer die Kündigung erhalte, der könne als Mitglied der Gewerkschaft auf Rechtsbeistand der IG Metall bei einer Kündigungsschutzklage zählen, sagte Bilz. Der Mindener Gewerkschafter hat in den vergangenen Tagen verstärkt Anfragen bekommen. Beschäftigte würden um Beratung bitten. Ob dazu auch Menschen zählten, die bleiben könnten, wisse er aktuell nicht. Die Gewerkschaft werde versuchen, eine Versammlung für ihre Mitglieder anzubieten. &bdquo;Wir werden die Arbeitszeugnisse auf Wunsch unserer Mitglieder prüfen“, merkte Andreas Bilz an. Das werde eines der Angebote der IG Metall sein. &bdquo;Ich wünsche allen Beschäftigten, egal, ob sie bleiben oder gehen müssen, alles Gute“, betonte der Gewerkschafter. Den Investor müsse man jetzt an seinen Taten messen. Andreas Bilz: &bdquo;Nun zählt die Fortentwicklung des Standortes zu vernünftigen, fairen Bedingungen.“

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