100 Gäste zum Hundertjährigen: Große Feier für Hillerin Helene Wüllner

Hille-Eickhorst. Sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Geburtstag gratuliert. Zwar nicht persönlich, dafür hat das Staatsoberhaupt in seinem Brief wertschätzende Worte gefunden. &bdquo;Herr Wüst hat auch geschrieben, aber nicht so schön“, sagt Helene Wüllner und lacht. Am 30. September ist die Eickhorsterin 100 Jahre alt geworden. Ein paar Monate vorher habe sie manchmal noch gesagt: &bdquo;Ich glaube, ich werde keine 100“. Andererseits wollte sie es unbedingt. Und jetzt könne sie sich durchaus vorstellen, auch 101 zu werden. Helene Wüllner, die von den meisten nur Lene genannt wird, erzählt dies mit einem verschmitzten Lächeln. Sie habe einen sehr schönen Tag gehabt, berichtet die Eickhorsterin. Es werden wohl an die 100 Gäste gewesen sein, die persönlich zum Gratulieren vorbeikamen, haben ihre Tochter und ihre Schwiegertochter gezählt. Da hätte sie sich für Frank-Walter Steinmeier gar nicht gebührend Zeit nehmen können. Die Nachbarn hatten im Vorfeld eine 100 aus Holz im Garten aufgestellt. Daneben möchte sich die Jubilarin fotografieren lassen. Den Weg dahin legt sie alleine zurück, auf Hilfe ist sie kaum angewiesen. Und ihr Gehstock darf auf keinen Fall mit aufs Foto. &bdquo;Nimm du den mal“, sagt sie und drückt der Redakteurin den Stock in die Hand. Hundertjährige Hillerin hat 13 Urenkel Zum Geburtstag haben die Viertklässler der benachbarten Schule ein Ständchen gebracht. Darüber habe sie sich besonders gefreut. Und zum Essen mit der Familie sei der Eickhorster Gerhard Storck gekommen, um Anekdoten auf Plattdeutsch zu erzählen. &bdquo;Haben wir den denn auch eingeladen?“, habe sie ihre Tochter gefragt. Wieder lächelt die alte Dame verschmitzt. 31 Personen sind auf dem Familienfoto abgebildet, das anlässlich der Feierlichkeiten aufgenommen wurde. Helene Wüllner hat eine Tochter, einen bereits verstorbenen Sohn, sieben Enkel und 13 Urenkel. &bdquo;Und alle laden mich zum Geburtstag ein“, sagt die 100-Jährige über die vielen Termine, die sie im Laufe eines Jahres hat. Sie könne schließlich nicht zu dem einen hingehen und zu dem anderen nicht. Dank der großen Familie bekäme sie aber auch viel Besuch, ist die Eickhorsterin dankbar. Mit 19 Jahren Schützengräben ausgehoben Dankbar sei sie auch darüber, morgens noch alleine aufstehen zu können. &bdquo;Da brauche ich keine Hilfe.“ Zusammen mit Schwiegertochter Ingrid, mit der sie in einem Haus lebt, teilt sie sich den Abwasch und übernimmt kleinere Arbeiten in der Küche. Sie sei Frühaufsteherin, sagt Helene Wüllner. Entsprechend sei sie abends früh müde. &bdquo;Aber das schreib besser nicht.“ Viele Sendungen im Fernsehen werden für ihren Geschmack zu spät ausgestrahlt, dafür ist die Aktuelle Stunde im WDR am Abend Pflicht. Zwar informiere sie sich gerne, schaue regelmäßig die Nachrichten, aber die Berichte über Kriege seien ihr manchmal einfach zu viel. Dafür habe sie selbst zu viel mitgemacht. Vor allem die letzten Kriegsjahre sind der 100-Jährigen noch präsent. Sie hätten oft Angst gehabt, sagt sie rückblickend. Im Alter von 19 Jahren musste sie mit anderen jungen Frauen an die holländische Grenze, um Schützengräben auszuheben. &bdquo;Es war Winter, der Boden war gefroren“, erinnert sich Helene Wüllner. Am 1. Advent seien sie abgeholt worden und mussten bis Ende Januar bleiben. Geschlafen haben sie in Hochbetten im Rathaus-Keller, Bettdecken gab es nicht. Die Kriegsgefangenen hätten für die Arbeiterinnen gekocht. &bdquo;Nach dem Krieg kamen die schönen Jahre“, sagt die Jubilarin rückblickend. In Hille geboren und ein Leben lang geblieben Denkt sie an frühere Geburtstage zurück, sind die Erinnerungen durchweg positiv. Auch wenn früher notgedrungen vieles einfacher war. &bdquo;Da gab es maximal einen süßen Stuten. Da wurden noch keine Torten gebacken“, erinnert sich Helene Wüllner an eine Zeit, in der Lebensmittel rationiert wurden und mit Brotmarken gezahlt wurde. Überhaupt kann sie sich nicht erinnern, dass in ihrer Familie - die Eickhorsterin hat fünf Schwestern - über das Essen gemäkelt wurde. &bdquo;Es wurde gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Dass man heute alles kaufen könne, sei wahrer Luxus. Helene Wüllner ist in Eickhorst geboren und geblieben. Nach der Schule absolvierte sie ihr Pflichtjahr im Haushalt eines Lehrer-Ehepaares mit Zwillingen. Wäre es nach ihrem Vater gegangen, hätte sie Näherin gelernt. &bdquo;Ich habe dann einen Schneider geheiratet“, sagt sie und lächelt beim Gedanken daran. Das war 1947. Ihr Mann sei Mofa gefahren, sie Fahrrad. Einen Führerschein haben beide nicht gemacht. &bdquo;Zu Kriegszeiten gab es in Eickhorst drei Autos. Heute stehen auf jedem Hof mehrere Fahrzeuge.“ Auch ein Telefon hätte die Familie lange nicht gehabt. Warum auch, immerhin gab es in der Nähe des Hauses eine Telefonzelle. Sie hätten telefonieren können, seien aber für andere nicht erreichbar gewesen. &bdquo;Aber auch das haben wir überstanden“, sagt Helene Wüllner amüsiert. Helene Wüllner hat alle ihre Freundinnen überlebt Helene Wüllner hat nicht nur ihren Humor bewahrt, sondern sich auch den Rat ihrer Ärztin zu Herzen genommen: Lieber ein bisschen was machen, als im Sessel zu sitzen. Sie habe immer viel gearbeitet und sei aktiv gewesen. Im Alter von 99 Jahren habe sie noch im Garten die Löcher für die Pflanzkartoffeln gemacht. &bdquo;Dann habe ich meine Schwiegertochter angelernt“, sagt sie auf Plattdeutsch. Es ist die Sprache, die sie gelernt hat. &bdquo;In der Schule war es schwierig, ins Hochdeutsche zu wechseln.“ In Eickhorst ist Helene Wüllner übrigens schon lange die Älteste, ihre Freundinnen hat sie alle überlebt. Umso mehr hat sie sich gefreut, dass &bdquo;so viele junge Bengels“ zu ihrem Geburtstag gekommen sind. &bdquo;Die sind aber auch schon um die 50“, gibt ihre Tochter Marita zu bedenken. Aber immerhin nur halb so alt wie die Jubilarin selbst.

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