Bielefeld. Ich fahre mit der Straßenbahn zur Arbeit. Meine Einkäufe bringe ich mit Stoffbeuteln nach Hause. Lebensmittel schmeiße ich nicht weg, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum schon vorbei ist. In meiner Wohnung leuchten energiesparende LED-Lampen und für unterwegs habe ich immer meine Glas-Flasche dabei. Ich achte darauf, umweltbewusst zu leben, so gut es eben geht.
Doch wenn es um Weihnachten geht, hat das Umweltbewusstsein bei mir Grenzen. Ich mag es gerne traditionell. Der Tannenbaum wird erst am Vorabend des 24. Dezembers geschmückt, er wird mit Kugeln behängt und leuchtet schön. Richtig. In meiner Familie wird es einen ganz normalen Tannenbaum geben, der mit mehreren Lichterketten behangen ist. Dafür schäme ich mich nicht.
Lichterketten für die Gemütlichkeit - mit reinem Gewissen
Doch man sollte sich dafür mittlerweile wohl schämen, wenn es nach dem Willen einiger Menschen geht. "Muss das wirklich sein?", wurde ich wegen der aufgehängten Lichterketten in meiner Wohnung schon gefragt. Oder auch: "Ihr stellt euch echt noch einen toten Baum ins Wohnzimmer?"
Beides kann ich reinen Gewissens mit Ja beantworten. Ja, das muss sein. Denn die Lichterketten und ein geschmückter Tannenbaum sorgen für eine besinnliche Atmosphäre an kalten Wintertagen, für ein bisschen Gemütlichkeit und für Licht, das im Winter meistens Mangelware ist.
Sicherlich brauche ich keine 5.000 Lichter an meinem Haus oder 300 Tannenbäume in meiner Wohnung. Aber in Maßen ist das ein Luxus, den ich mir gönnen und auf den ich nicht verzichten möchte. Genauso wenig, wie andere auf die flexible Autofahrt zur Arbeit oder den Sommerurlaub mit dem Flugzug im Süden verzichten möchten.
Jede Stunde stirbt eine Fichte für Kassenbons
Problematisch wird es immer dann, wenn mit gehobenem Zeigefinger auf Menschen gezeigt wird. "Du bist ein böser Mensch, weil du Fleisch isst." Oder "Du bist ein böser Mensch, weil du Südfrüchte magst." Dabei möchte ich selbst entscheiden, auf was ich verzichte oder eben auch nicht.
Verzichten möchte ich beispielsweise auf dutzende Kassenbons, die mir ab Januar an jeder Ladentheke in die Hand gedrückt wird und wofür pro Stunde eine Fichte abgeholzt werden muss, wie Handelsforscher des Kölner EHI kalkuliert haben.
So etwas macht mich wütend. Doch bevor ich mich über gemachte Papierverschwendung aufrege, erfreue ich mich lieber an dem geschmückten Tannenbaum mit Lichterkette. Dessen Abholzung hat wenigstens noch Menschen glücklich gemacht und ist nicht für sinnlose Kassenbons drauf gegangen. In dem Sinne: viel Spaß mit eurem Baum und fröhliche Weihnachten!