
Bielefeld. Ingmar Lundström sagt: „Mein erstes Mal werde ich nie vergessen.“ An dieser Stelle sollte man schnell hinzufügen, dass der 43-Jährige von der Teilnahme am Hermannslauf redet. 14 Mal hat er den Kultlauf aus Ostwestfalen mittlerweile bewältigt.
Seine Premiere feierte er 1992. Als erster durchs Ziel auf der Promenade nahe der Sparrenburg lief er im Jahr 1999 – Hand in Hand mit Carsten Breitenbach. Lundström ist also mithin ein alter Hase, der sein Wissen über die legendären 30,6 Kilometer zwischen Detmold und Bielefeld gerne weiterreicht. Exklusiv in der Neuen Westfälischen gibt er Tipps, wie sich die Hobbyläufer für den „Hermann“ am 26. April optimal präparieren können. Lundström hat sich dabei in der ersten von zwei Folgen die letzten zwei Wochen für dem Wettkampf vorgenommen. „In dieser Phase kannst du sehr viel falsch machen. Die meisten Leute überdrehen, da der Hermann immer näher rückt. Du denkst öfter als zuvor an den Wettkampf und wirst nervöser. Dabei sollte man möglichst cool bleiben“, rät der Gütersloher: „In den 14 Tagen vor dem Hermannslauf geht es ausschließlich darum, seine Form zu veredeln.“
Der Fachterminus aus der Trainingslehre dazu heißt: tapern (wird englisch ausgesprochen). Das „Tapern“ ist eine effektive Methode, um sich von einer hohen Trainingsbelastung zu erholen und sich optimal auf einen Wettkampf vorzubereiten. Der Nutzen des „Tapering“ wurde bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Doch was ist die optimale Länge und wie sollte das Training in der „Taperphase“ aussehen?
"Du kannst Dir noch sehr viel kaputt machen"
Für den Hobbyläufer, der den Hermannslauf zwischen 2:50 und 3:40 Stunden bewältigen will, sieht das wie folgt aus. „Umfang runter, aber im Rhythmus bleiben“, empfiehlt Lundström. Schließlich wolle man ausgeruht an den Start gehen. Deshalb fordert der Laufprofi: „Keine Wettkämpfe mehr und schon gar keine exzessiven Belastungen. Die Form, die du jetzt noch nicht hast, holst du dir in den nächsten 14 Tagen auch nicht mehr. Im Gegenteil: Du kannst dir noch sehr viel kaputt machen.“ Aus diesem Grund gibt Lundström seinen rund 150 Laufschützlingen, die er an den Hermann heranführt, vor: „Reiz und Spannung halten – aber alles moderat.“- 12. April: letzter längerer Lauf mit lockerem Tempo im Teuto (18 bis 20 km).
- 13. April: 50 Minuten langsam laufen.
- 15. April: Tempotraining auf der Bahn (6x800m).
- 17. April: 60 Minuten locker laufen.
- 19. April: eineinhalb Stunden mit mäßigem Tempo im Teuto laufen.
- 20. April: 40 Minuten locker laufen.
- 22. April: 20 Minuten erwärmen, 15 Minuten im Renntempo absolvieren, 15 Minuten Auslaufen.
- 24. April: 30 Minuten moderat laufen plus drei Steigerunsläufe üner etwa 120 Meter.
- 26. April: Wettbewerb Hermannslauf.
Im Trainingsplan für Lundströms Hobbyläufer, die bis dato drei- bis viermal die Woche trainiert haben, steht deshalb ein reduzierter Ablauf (siehe Kasten) – getreu dem Motto: Weniger ist mehr. Dennoch sollte die Anzahl der Termine gleich bleiben. Für mit am wichtigsten hält Lundström das Training am letzten Mittwoch vor dem Wettkampf. 22. April: 20 Minuten erwärmen, 15 Minuten im Renntempo absolvieren, 15 Minuten Auslaufen. „Bei der Übung zeige ich meinem Körper noch einmal, welches Tempo ich am Sonntag von ihm verlange“, erklärt er.
An die gleichen Prinzipien hält sich Lundström selbstverständlich auch selber. Der Hermannslaufsieger von 1999 und Ironman-Finisher auf Hawaii ist aktuell in guter Form. Das deutete er Mitte März bei der 33. Auflage des Klassikers über 33,333 Kilometer von Hörnum nach List an. Dort ließ er sich auch von stürmischem Wind (Stärke sechs bis sieben) und fiesem Nieselregen nicht schrecken – und gewann in 2:11:28 Stunden. Beim 44. Hermannslauf am 26. April möchte er wieder einmal deutlich unter zwei Stunden laufen.