Ein Paderborner Aufstiegsheld berichtet über seine bewegte Karriere

Paderborn. Philipp Klement hatte noch einmal auf ein Angebot aus der 2. Fußball-Bundesliga oder aus dem Ausland gehofft. Doch der ehemalige Aufstiegsheld des SC Paderborn, dessen Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern im Sommer ausgelaufen war, hoffte vergeblich. Nun zog Klement einen Schlussstrich. Der gebürtige Ludwigshafener hat im Alter von 33 Jahren seine Profikarriere beendet. Für das Sportmagazin &bdquo;Kicker“ blickt der Ex-Paderborner in einer Art Tagebuch auf seine bewegte Fußballerlaufbahn zurück. Hierbei zeigt sich, dass Klement nicht nur über jede Menge Spielintelligenz verfügte, sondern auch abseits des Platzes ein verdammt helles Köpfchen ist. Der Mittelfeldstratege schreibt mit viel Selbstironie, Selbstkritik und einer schonungslosen Offenheit über seine insgesamt fünf Profi-Stationen. Die ersten Schritte, die er als 18-Jähriger beim 1. FC Nürnberg machte, waren dabei äußerst beschwerlich. Auch beim FSV Mainz 05 bleibt ihm der Durchbruch im Profibereich verwehrt. Klement schafft den besagten Durchbruch erst mit 25 Jahren in Diensten des SC Paderborn. Markus Krösche lotst den damaligen Mainzer im Januar 2018 an die Pader. Klements Vertrag läuft aber erst einmal nur bis zum Saisonende. In Paderborn wohnt Klement mit dem Trainer im selben Hotel Und so wohnt der SCP-Neuzugang in seinem ersten halben Jahr in Paderborn im Landgasthof Alt-Enginger Mühle in Elsen. Zu dessen Hotelgästen zählt auch Cheftrainer Steffen Baumgart, der beim Abendessen nur einige Tische von ihm entfernt sitzt. &bdquo;Spätestens nach der Vorspeise denke ich mir: Man oh man, der hat ein ganz schön lautes Organ“, erinnert sich Klement an seine Anfangszeit mit dem neuen Coach und fügt an: &bdquo;Wie soll das zu mir passen? Für meine Lautstärke bin ich wahrlich nicht bekannt. Das kann ja heiter werden hier in Paderborn.“ Doch die Bedenken sind unnötig, denn Klement merkt ziemlich schnell: &bdquo;Der Trainer mit dem lauten Organ passt doch ziemlich gut zu mir.“ Am Saisonende steigt der SCP in die 2. Bundesliga auf. Und Klements Vertrag verlängert sich automatisch um zwei Jahre. Die Saison 2018/19 wird dann die mit Abstand beste Spielzeit in der Karriere des Edeltechnikers. Klement steuert 16 Tore zum Durchmarsch in die Bundesliga bei. Vor dem Saisonfinale in Dresden ist er allerdings ziemlich nervös. Sollte Paderborn noch von Rang zwei auf drei zurückfallen, müsste der SCP in der Relegation gegen den VfB Stuttgart ran. &bdquo;Der Verein, dem ich mündlich schon für einen Vereinswechsel im Sommer zugesagt habe. Meine engsten Vertrauten wissen von dieser Konstellation“, erläutert Klement und ergänzt: &bdquo;Eine Relegation gegen meinen künftigen Arbeitgeber. Da kann ich nur verlieren.“ Im Sommer 2021 scheitert die Rückkehr zu Steffen Baumgart Zunächst einmal verliert der SCP das Spiel in Dresden mit 1:3. Folge: Union Berlin darf nicht beim VfL Bochum gewinnen, sonst wäre Paderborn nur Dritter. Schiedsrichter Sven Jablonski berichtet Klement, dass Union kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt hat. &bdquo;Mit dem Schlusspfiff sagt er dann zu mir, Union sei mit 3:2 in Führung gegangen. In meinem Kopf ging das Rattern los“, so Klement. Doch Jablonski liefert eine Fehlinformation. Das Spiel in Bochum endet 2:2. Seine Mitspieler rennen feiernd in die Kurve. Dann begreift auch Klement als vermutlich letzter Paderborner, dass der SCP aufgestiegen ist. Wenige Tage später schaut er mit seinen Kumpels die Relegationsspiele zwischen dem VfB und Union. &bdquo;Ich habe noch nie in meinem Leben bei einem Fußballspiel so sehr mitgefiebert“, betont Klement. Dem Mitfiebern folgt die Enttäuschung. Stuttgart steigt in die 2. Bundesliga ab. Der VfB schafft zwar die direkte Rückkehr in die Bundesliga, so dass Klement zum dritten Mal in Folge aufsteigt. Doch unterm Strich fällt seine persönliche Bilanz beim VfB bescheiden aus. Vor der Saison 2021/22 liebäugelt Klement daher mit einem Vereinswechsel. &bdquo;Der Trainer mit dem lauten Organ, Steffen Baumgart, ist mittlerweile Trainer ihn Köln. Wir telefonieren in der Sommerpause. Er signalisiert sein Interesse. Das wäre doch optimal. Ich male mir aus, wie ich die Bundesliga aufmischen werde. Man darf ja wohl mal träumen. Doch der Wechsel kommt nicht zustande und auch in den kommenden Jahren mische ich die Bundesliga nicht auf“, schreibt Klement. Der goldene Herbst in der Pfalz bleibt aus Der damals schon 29 Jahre alte Fußballer bleibt beim VfB, wird aber im Januar 2022 für die Rückrunde an den SC Paderborn ausgeliehen. &bdquo;Eine lehrreiche Zeit, denn unter Trainer Lukas Kwasniok lerne ich eine neue Vielfalt an taktischen Ideen und Mut kennen“, bilanziert Klement. Doch auch aufgrund von Verletzungsproblemen kann er nicht ansatzweise an die Galaform der Saison 2018/19 anknüpfen. Immerhin verbucht er bei seinem zweiten Gastspiel an der Pader sechs Scorerpunkte in elf Partien. Im Sommer 2022 kehrt Klement zum 1. FC Kaiserslautern zurück, für den er schon in der Jugend gekickt hat. Die Hoffnungen, dass seine Karriere von einem goldenen Herbst gekrönt wird, sollen sich aber nicht erfüllen. Diverse Trainerwechsel, Verletzungsprobleme und Formschwächen prägen seine drei Spielzeiten bei den Roten Teufeln. &bdquo;Ich bin sensibel und laufe nur zur Höchstform auf, wenn ich spüre, dass ich unangefochtener Stammspieler bin“, bekräftigt Klement. Doch in den vergangenen beiden Spielzeiten kommt er bei den Pfälzern nur noch auf 20 Pflichtspiel-Einsätze. Sein Vertrag beim FCK wird nicht verlängert. Klement hält sich fit, findet aber keinen neuen Arbeitgeber. Und so zieht er nun einen Schlussstrich. &bdquo;Die meisten Tage fühlen sich entschleunigt an, die anderen Tage eher unstrukturiert und unproduktiv. Mein Tagesablauf war über 14 Jahre nicht gerade von Selbstbestimmung geprägt. Das ist eine Umstellung, die mir nicht leicht fällt“, berichtet der 33-Jährige. Klement strebt eine zweite Karriere im Profifußball an Zugleich genießt Klement das Familienleben mit Frau und Tochter, frischt sein Sportbusiness-Management-Studium auf und schaut regelmäßig bei seinem Heimatverein TuS Wachenheim vorbei. So steht er beispielsweise beim Sportfest hinter der Theke. Darüber hinaus nimmt er an einem neuen Management-Lehrgang des DFB teil. Und Klement erwirbt seine ersten Trainerlizenzen, denn seine berufliche Zukunft sieht er weiterhin im Spiel mit dem runden Leder. &bdquo;Mein Ziel ist es, eine zweite Karriere im Profifußball zu starten. Dafür bereite ich mich vor und sprudle mittlerweile nur so vor Ideen. Ich liebe den Fußball einfach zu sehr, um mir ein Leben ohne ihn vorstellen zu können“, betont der 33-Jährige. Und vielleicht verschlägt ihn diese Karriere ja irgendwann ein drittes Mal nach Paderborn.

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