
Berlin. Gelb-Blau statt Schwarz-Blau – und die Saisonpremiere der ungewohnten Ausweichtrikots brachte Glück. Der SC Paderborn 07 gewann am Samstagnachmittag im Berliner Olympiastadion vor 44.718 Zuschauern mit 2:0 gegen Hertha BSC. Matchwinner war Stürmer Filip Bilbija, der kurz vor der Pause zur Führung traf, um dann kurz nach dem Seitenwechsel per Elfmeter nachzulegen. Noch wichtiger aber als die beiden Tore: Der SCP blieb bereits zum dritten Mal in Folge ohne Gegentreffer.
Im Vergleich zum Zweitligaspiel gegen den VfL Bochum in der Vorwoche nahm Trainer Ralf Kettemann zwei Änderungen in seiner Startelf vor. Für den erkrankten Calvin Brackelmann rückte Tjark Scheller in die Dreierkette, zudem ersetzte Sebastian Klaas Nick Bätzner, der zunächst auf der Bank Platz nahm.
Vor dem Spiel: Mittelfeld-Puzzle beim SC Paderborn 07
SCP beginnt gut, die Hertha mit vielen Fehlern im Aufbauspiel
Erstmals in dieser Saison liefen die Paderborner in ihren gelben Ausweichtrikots auf. Und zumindest in den ersten Minuten schienen die Ostwestfalen davon beflügelt: Bereits in der 3. Minute eroberte Filip Bilbija kurz vor dem gegnerischen Strafraum den Ball, drang in den Sechzehner ein und schloss ab – knapp am linken Pfosten vorbei.
Die Herthaner wirkten zunächst unkonzentriert. In den ersten 15 Minuten kamen die Berliner kaum in die gegnerische Hälfte, viele Anspiele waren ungenau. Der SCP agierte derweil aufmerksam, stand kompakt, verschob gut und stach immer dann zu, wenn sich Fehler in den Berliner Spielaufbau einschlichen. Allerdings konnten auch die Gäste aus ihrer guten Anfangsphase kein Kapital schlagen.
Mit zunehmender Spieldauer kam Hertha besser in die Partie. Den Hausherren gelang es nun häufiger, das Mittelfeld zu überbrücken und für Torgefahr zu sorgen. Zunächst klärte Mattes Hansen, erneut auf der rechten Seite der Dreierkette eingesetzt, in höchster Not, ehe Dawid Kownacki zum Abschluss kam (20.). Nur zwei Minuten später dann die erste dicke Gelegenheit für die Berliner: Nach einem weiten Einwurf köpfte Kownacki aufs Tor, doch Felix Götze rettete für den bereits geschlagenen Keeper Seimen auf der Linie (22.).
Filip Bilbija schießt SC Paderborn noch vor der Pause in Führung
Und der SC Paderborn? Der brauchte zunächst etwas, um wieder Zugriff zu bekommen. Es dauerte bis zur 33. Minute, ehe die Ostwestfalen offensiv in Erscheinung traten. Nach einem Eckball zog Sebastian Klaas aus dem Rückraum wuchtig ab, sein Schuss wurde jedoch zur nächsten Ecke abgefälscht, die nichts einbrachte.
Danach erhöhte der SCP spürbar den Druck, sodass sich Hertha zeitweise kaum noch befreien konnte. Zunächst sorgte Raphael Obermair mit einem Freistoß für Gefahr, der nur am Außennetz landete (36.). Doch wenig später war es dann so weit: Auf der rechten Außenbahn setzte sich Laurin Curda stark durch, seine Flanke landete über Umwege bei Filip Bilbija – der schlenzte den Ball wiederum präzise ins lange Eck zur Führung (38.). Und diese sollte bis zur Pause Bestand haben. Das Berliner Publikum bedachte die Leistung der eigenen Mannschaft mit Pfiffen.
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SC Paderborn legt kurz nach dem Seitenwechsel nach
Während die Paderborner im zweiten Durchgang zunächst mit unverändertem Personal weitermachten, tauschte die Hertha zur Pause zweimal aus. Für Linus Gechter und Leon Jensen kamen Kevin Sessa und Julian Eitschberger ins Spiel.
Der SCP blieb derweil die etwas bessere Mannschaft, auch wenn die Gastgeber durch einen energischen Vorstoß von Marten Winkler zur ersten Gelegenheit der zweiten Halbzeit kamen (52.). Ursache war vor allem, dass die Berliner in ihrem Offensivspiel weiterhin ungenau agierten, während die Paderborner ruhig und abgeklärt blieben.
So entwickelte sich auch der erste vielversprechende Angriff der Gäste, der prompt in einem Elfmeter endete: Sebastian Klaas spielte sehenswert Santiago Castaneda frei, dessen Schuss der zur Pause eingewechselte Eitschberger mit dem Arm blockte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Filip Bilbija eiskalt zum 2:0 (58.).
SC Paderborn zieht sich zurück und verteidigt die Führung
Nach dem erneuten Nackenschlag für die eigene Mannschaft wurde das Publikum im Berliner Olympiastadion zunehmend unruhig, was dem Spiel der Hertha nicht zugutekam. Zwar war dem Team von Trainer Stefan Leitl der Wille anzumerken, doch der SCP zog sich nun etwas zurück und ließ die Gastgeber kommen. Und je näher die Berliner dem Paderborner Tor kamen, desto mehr fehlte ihnen die Überzeugung, sich entscheidend durchzusetzen.
Ganz anders der SCP, der nun verstärkt auf Konter lauerte. Einen davon trug Raphael Obermair bis zum Abschluss vor, scheiterte jedoch aus spitzem Winkel an Hertha-Keeper Tjark Ernst (72.).
Viel mehr tat sich danach nicht mehr. Der SC Paderborn verteidigte die Angriffe der Gastgeber souverän weg, während Hertha bis zum Schlusspfiff kaum noch für Gefahr sorgte. Abgesehen von Kownackis Kopfball im ersten Durchgang und Winklers Versuch kurz nach der Pause blieben die Berliner ohne nennenswerte Offensivaktion. Die Ostwestfalen vergaben in Person von Stefano Marino noch eine große Gelegenheit auf das dritte Tor. Doch der junge Angreifer scheiterte innerhalb von Sekunden zweimal an Torhüter Ernst (90.). So blieb es beim 2:0 – und für den SCP bedeutete das die Punkte neun bis elf sowie einen Platz im gesicherten oberen Tabellendrittel der 2. Bundesliga.
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Reaktionen des SC Paderborn zum Sieg in Berlin
Felix Götze: „Berlin gefällt mir. Es macht Spaß hier zu spielen in einem geilen Stadion mit einem geilen Ambiente. Mit so einer jungen Mannschaft heute hier so aufzutreten – Chapeau an alle. Wir machen es als Kollektiv einfach gut. Wir verteidigen gut, wir schmeißen uns in alles rein. Und so gewinnst du die Spiele. Vorne machen wir irgendwie einen. Und wenn du zu Null spielst, dann gewinnst du die Spiele.“
Filip Bilbija: „Wir haben von Anfang an die Kontrolle gehabt, waren sicher am Ball. Vielleicht hatten wir einen oder zwei leichte Fehler. Aber sonst haben wir souverän Fußball gespielt. Wir kamen immer zu Möglichkeiten, standen hinten sehr gut. Wir haben auf jeden Fall verdient gewonnen, würde ich sagen.“
Raphael Obermair: „In Berlin, hier im Hexenkessel, ist es immer extrem schwer. Die Stimmung kann in die eine oder die andere Richtung umschlagen. Wir haben es geschafft, dass die Atmosphäre ein bisschen für uns gespielt hat. Wir waren sehr diszipliniert gegen den Ball, haben wenig zugelassen, finde ich. Nach vorne hat ab und zu die Genauigkeit gefehlt. Aber wir haben die Tore zum absolut richtigen Zeitpunkt gemacht. Wir sind froh um den Sieg.“
Trainer Ralf Kettemann: „Es war eine Topleistung für uns. Vor allem in der Spielphase gegen den Ball. Ich muss sagen, der Verteidigungswille war absolut maximal vorhanden. Da muss ich sagen: Chapeau vor der Truppe. Natürlich mussten wir eins, zwei Momente überstehen: Felix Götze klärt auf der Linie, wenn da das 1:0 fällt, wird es ein anderes Spiel. Das Stadion hat eine brutale Wucht. Ich fühle mich auch noch leicht erschlagen. So wie wir das gespielt haben, bin ich zufrieden. Wir hatten aber ehrlicherweise auch noch Potenzial. Wir hätten uns noch einmal mehr Torchancen erspielen dürfen. Da müssen wir ran. Aber die Basis war die Phase mit Ball und die Leidenschaft und das Herz.“
„Auch wenn man das sonst nicht macht: Ich möchte heute mal unseren Capitano hervorheben, der auf der Linie klärt, wo er ein unglaubliches Herz und eine unglaubliche Leidenschaft ausstrahlt. Das war die Basis dafür, dass wir das Spiel heute gewinnen konnten.“
So spielte der SC Paderborn bei Hertha BSC:
Hertha BSC: Ernst – Gechter (46. Eitschberger), Leistner, Dardai, Zeefuik – Winkler (60. Andersen), Eichhorn (60. Krattenmacher), Cuisance, Jensen (46. Sessa), Reese – Kownacki (77. Schuler).
SC Paderborn: Seimen – Hansen, Götze, Scheller – Curda, Baur (64. Engelns), Castaneda (77. Marino), Obermair – Bilbija (90.+6 Müller), Tigges (79. Michel), Klaas (64. Bätzner).
Schiedsrichter: Florian Lechner, Thorben Siewer (1. Assistent), Michael Näther (2. Assistent), Marcel Unger (Vierter Offizieller), Pascal Müller (VAR).
Gelbe Karten: Castaneda / Eichhorn, Zeefuik, Eitschberger, Sessa.
Zuschauer: 44.718.
Tore: 0:1 Bilbija (38.), 0:2 Bilbija (58, Elfm.).