Ein Abiturient als Jungprofi: Paderborns Toptalent mit Köpfchen

Benidorm. Im Trainingslager in Tirol hatte Luis Engelns im vergangenen Sommer alle überrascht. Der 17-Jährige präsentierte sich im Training und in den Testspielen des SC Paderborn erstaunlich stark und selbstbewusst. Dennoch hatte damals wohl kaum jemand damit gerechnet, dass Engelns in der Hinrunde bereits zehn Pflichtspiel-Einsätze bei den Zweitligaprofis verbuchte. Und so ist das noch immer 17 Jahre junge Eigengewächs im Winter-Trainingslager, das der SCP am Freitag im spanischen Urlaubsort Benidorm bezog, kein absoluter Newcomer mehr. Engelns ist vielmehr auf einem guten Weg, sich den Titel &bdquo;Rookie der Saison“ zu sichern. Zur Belohnung durfte er kurz vor dem Weihnachtsfest seinen ersten Profivertrag unterschreiben. &bdquo;Die letzten sechs Monate waren schon genial“, bilanziert der jüngste Zweitliga-Startelfdebütant der SCP-Vereinsgeschichte. Dabei hatte Engelns vor einem Jahr noch in der Paderborner U17 gekickt. Doch über das besagte Trainingslager in Tirol, das regelmäßige Training mit dem Zweitligateam, Testspiel-Einsätze und die Matchpraxis in der Regionalliga-Reserve schaffte der Mittelfeldspieler in Rekordzeit den Sprung in den Profibereich. &bdquo;Es waren sehr schnelle Schritte, die auch mich überrascht haben“, sagt das SCP-Eigengewächs. Urgroßvater kickte für Traditionsverein - Vater ist Profitrainer Keine Überraschung ist dagegen, dass Engelns’ Herz schon früh für den Fußball schlug. Sein Urgroßvater Franz Farke spielte einst unter anderem für Borussia Dortmund und erzielte in der Oberliga-West-Saison 1952/53 satte 21 Treffer für den BVB. Mit seinem Opa, der beim SV Grün-Weiß Steinhausen kickte, absolvierte Luis Engelns so manche zusätzliche Trainingseinheit. Und sein Vater ist Fußball-Coach Daniel Farke, der Norwich City zweimal in die Premier League geführt hatte und der dieses Kunststück nun mit dem englischen Zweitliga-Spitzenreiter Leeds United wiederholen möchte. Mehr aus Spanien: Liveticker: So läuft das Trainingslager des SC Paderborn &bdquo;Ich habe schon mit drei Jahren mit Fußball angefangen. Und es hat mir sofort riesigen Spaß gemacht“, erinnert sich Luis Engelns an seine ersten Schritte beim Hövelhofer SV. Seit U11-Zeiten spielt er nun beim SCP. &bdquo;Und ich habe schon in jungen Jahren immer viel Fußball geschaut“, berichtet Engelns. Auch dies dürfte ein Grund dafür sein, dass der 1,88 Meter große Blondschopf das Spiel verstanden hat. Denn Engelns ist für sein Alter nicht nur körperlich, sondern auch mental schon erstaunlich weit. &bdquo;Sein Kopf ist schneller als die Beine der meisten Spieler“, gab SCP-Coach Lukas Kwasniok am 25. Oktober nach Engelns’ Startelfdebüt in Köln zu Protokoll. Und bei seinem Hinrundenfazit urteilte Paderborns Cheftrainer unlängst: &bdquo;Luis hat einfach die Gabe, ein Spiel lesen zu können. Er weiß, was im nächsten und übernächsten Schritt passiert.“ Luis Engelns meistert eine Doppelbelastung Diese mentale Stärke war bei seinen ersten Zweitliga-Einsätzen besonders gefragt. Sein Debüt als Joker feierte Engelns auf dem Lauterer Betzenberg. Beim 2:1-Sieg in Köln stand der 17-Jährige dann erstmals in der Startelf. Und das vor 50.000 Zuschauern. &bdquo;Als ich ins Stadion eingelaufen bin, war ich schon sehr nervös. Aber das legte sich mit den ersten Ballkontakten“, berichtet Engelns. Vier weitere Startelf-Einsätze folgten. Unterm Strich stehen für ihn zur Hälfte der Saison inklusive der Regionalligapartien satte 1.230 Minuten zu Buche. &bdquo;Ich bin viel reifer und selbstbewusster geworden. Aber ich habe vor allem körperlich zugelegt“, sagt Engelns, der in den vergangenen Monaten so manche Extraschicht mit Athletiktrainer Ruben Solis und Reha-Coach Nils Vogt einlegte. Eigentlich wollte der SCP das Ausnahmetalent etwas behutsamer aufbauen. Schließlich geht der angehende Abiturient des Reismann-Gymnasiums noch zur Schule. &bdquo;Aber irgendwann kamen wir an Luis nicht mehr vorbei“, sagt Lukas Kwasniok. Und so musste Engelns in der Hinrunde keine einfache Doppelbelastung meistern, denn nach den ersten beiden Schulstunden ging es zumeist ab zum Training. Lesen Sie auch: Erfolgreich mit Engelns und Co.: Paderborns Jungspunde bereiten Freude Für den Führerschein fehlen dem SCP-Talent noch Praxisstunden &bdquo;Da muss man gerade in den Abifächern schon viel nacharbeiten. Aber ich bekomme das ganz gut hin“, erklärt der SCP-Jungspund, der am 11. März seinen 18. Geburtstag feiert. Bis dahin dürfte er seinen Führerschein in der Tasche haben. Die Theorieprüfung ist bereits gemeistert. &bdquo;Mir fehlen jetzt nur noch sechs, sieben Praxisstunden“, erklärt Engelns, der in der kurzen Winterpause aber auf einen Besuch in der Fahrschule verzichtete. Der Jungprofi besuchte stattdessen seinen Vater in Leeds und schaute sich zwei United-Spiele live vor Ort an. Sein Papa ist zugleich sein wichtigster Berater. &bdquo;Er hilft mir sehr und gibt mir wertvolle Tipps. Das hat mir sicher den Sprung zu den Profis erleichtert“, sagt Luis Engelns. Vielleicht spielt er ja irgendwann einmal in einem Team, das von seinem Vater trainiert wird. &bdquo;Ein großer Traum von mir ist das aber nicht“, erklärt Luis mit einem Schmunzeln und fügt an: &bdquo;Ich möchte lieber meinen eigenen Weg gehen.“ Und dabei scheint er sich derzeit auf dem richtigen Weg zu befinden.

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