Berlin. Gleich der erste Spieltag der Zweitliga-Saison geriet für den SC Paderborn zum Fußball-Festtag. Der OWL-Zweitligist gewann am Samstag mit 2:1 (1:0) bei Hertha BSC Berlin, siegte damit erstmals in seiner Vereinsgeschichte im Berliner Olympiastadion und erwischte damit einen perfekten Start in die neue Spielzeit. Neuzugang Felix Götze und Filip Bilbija trafen vor 48.591 Zuschauern für die Gäste.
SCP-Coach Lukas Kwasniok hatte sich in seiner Anfangsformation für neun Spieler entschieden, die in der vergangenen Woche einen 2:0-Testspielsieg gegen die A-Elf von Twente Enschede eingefahren hatten. Einzige Änderungen: Sebastian Klaas, der gegen Enschede wegen eines Magen-Darm-Infekts gefehlt hatte, rückte für Luca Herrmann ins defensive Mittelfeld. Visar Musliu ersetzte den verletzten Calvin Brackelmann.
SCP-Novize Tjark Scheller blieb etwas überraschend in der ersten Elf, erhielt damit den Vorzug vor Marcel Hoffmeier und feierte so sein Zweitliga-Startelfdebüt. Für die Neuzugänge Felix Götze und Santiago Castaneda war es die erste Zweitligapartie überhaupt.
Partie beginnt für Bilbija schmerzhaft
Calvin Brackelmann, Mattes Hansen und Felix Platte mussten verletzungsbedingt passen. Marco Pledl und Jungspund Luis Engelns standen nicht im 20er-Kader und spielten unterdessen für die Regionalliga-Reserve in Köln. Bei der Hertha durfte der Ex-Paderborner Diego Demme wie erwartet von Beginn an ran. Der gebürtige Herforder fungierte auch gleich als Kapitän.
Für Filip Bilbija sollte die Partie unterdessen ziemlich schmerzhaft beginnen. In der zweiten Minute blieb der SCP-Stürmer in einem Luftduell an der Mittellinie nach einem harten Ellenbogen-Einsatz des Berliners Marc Oliver Kempf benommen liegen. Kempf sah dafür Gelb. Bilbija zog sich eine Platzwunde zu und musste vorerst mit einem Dieter-Hoeneß-Gedächtnisturban weiterspielen.
Schon diese Szene zeigte, wie giftig die Hausherren zu Werke gingen. Die zweikampfstarken Berliner erstickten das Paderborner Kombinationsspiel zumeist schon im Keim und hatten ihrerseits mehr Ballbesitz. Zu nennenswerten Chancen sollte die Hertha allerdings erst einmal nicht kommen.
Paderborn im Pfostenglück
Die erste gute Gelegenheit hatte stattdessen der SCP. Sven Michel bediente Aaron Zehnter, der auf der linken Seite viel Platz hatte und nach innen flankte. Der Ball landete bei Bilbija, dessen Abschluss aber zur Ecke geblockt wurde (21.). Eben jener von Zehnter getretene Eckball sorgte ebenfalls für Gefahr.
Dann hatten die Gäste allerdings großes Glück. Ein missglückter Rückpass von Scheller geriet zur perfekten Vorlage für Haris Tabakovic. Der Hertha-Torjäger vernatzte noch Götze und schoss das Leder dann an den linken Innenpfosten (24.).
Fünf Minuten später waren Glücksgöttin Fortuna und Schiedsrichter Wolfgang Haslberger dagegen auf Seiten der Hausherren. Kempf hatte sich ein weiteres hartes Einsteigen gegen Bilbija geleistet. Doch der Referee ließ die Gelb-Rote Karte stecken und entschied noch nicht einmal auf Foulspiel. Und Hertha-Coach Cristian Fiél wechselte seinen Innenverteidiger sicherheitshalber flugs aus. Marton Dardai kam für Kempf in eine Partie (35.), die vor dem Pausenpfiff dann doch noch einen Paukenschlag zu bieten hatte.
Eine Ecke führt zum Erfolg
In der 42. Minute schlug Zehnter erneut eine scharf getretene Ecke in den Hertha-Strafraum. Michel blockte geschickt Hertha-Keeper Tjark Ernst. Und der neue SCP-Abwehrchef Felix Götze köpfte mit seinem ersten Zweitligatreffer zum etwas schmeichelhaften 0:1 ein. Es war zugleich der Pausenstand.
Beide Teams nahmen die zweite Hälfte ohne weitere personelle Änderungen in Angriff. Und die Paderborner mussten gleich in Minute 47 ganz tief durchatmen. Hertha-Neuzugang Michael Cuisance hatte auf 15 Metern abgezogen. SCP-Keeper Pelle Boevink verhinderte den Einschlag (47.). Stattdessen führte Paderborn keine 60 Sekunden später mit 2:0. Michel setzte sich im Strafraum klasse durch und bediente Bilbija, der in der Mitte völlig freistand. Und der SCP-Stürmer netzte in seiner Heimatstadt eiskalt ein.
Nach gut einer Stunde gab es dann den ersten Wechsel auf Paderborner Seite. Neuzugang Luca Herrmann rückte für Sebastian Klaas auf die Doppel-Sechs. (61.). Weitere sieben Minuten später folgte ein Doppelwechsel in der SCP-Angriffsreihe. Adriano Grimaldi und Ilyas Ansah ersetzten Koen Kostons und Filip Bilbija (69.).
Angriff ist die beste Verteidigung
Auf dem feinen Hybridrasen des Berliner Olympiastadions schienen die Gäste die Partie nun relativ sicher im Griff zu haben. Das 0:2 hatte der Hertha den Wind aus den Segeln genommen. Bis zur 72. Minute. Da nämlich fasste sich Hertha-Akteur Ibrahim Maza aus 20 Metern ein Herz. Und sein Schuss schlug unhaltbar für Boevink zum 1:2 im rechten unteren Eck ein. Es war ein Treffer aus dem Nichts.
Die Hertha und ihre Fans waren wieder da. Und der SCP verstärkte die Defensive. David Kinsombi kam für Angreifer Sven Michel (78.). 60 Sekunden später hätte es fast 1:3 gestanden. SCP-Verteidiger Visar Musliu köpfte eine Zehnter-Ecke wuchtig, aber leider auch etwas zu zentral aufs Tor, so dass Hertha-Keeper Ernst parieren konnte.
In der 83. Minute setzte sich Kinsombi im Berliner Strafraum ganz stark durch. Doch auch er fand in Ernst seinen Meister. Doch mit der Devise „Angriff ist die beste Verteidigung" brachten die Paderborner den Vorsprung über die Zeit. Denn weitere Hertha-Chancen blieben aus. Und so setzte der SCP gleich am ersten Spieltag ein dickes Ausrufezeichen.
Weiter geht’s für den SCP am kommenden Sonntag, 11. August, mit dem ersten Heimspiel der Saison. Im Duell gegen Erstliga-Absteiger SV Darmstadt 98 können die Kwasniok-Mannen dann mit ganz breiter Brust in die Partie gehen.
Das Spiel zum Nachlesen:
INFORMATION
Hertha BSC Berlin - SC Paderborn 1:2 (0:1)
Hertha BSC Berlin: Ernst - Kenny, Gechter, Kempf (35. Dardai), Dudziak (67. Karbownik) - Demme - Winkler (67. Schuler), Cuisance, Maza, Dardai (55. Derry Scherhant) - Tabakovic
SC Paderborn: Boevink - Scheller, Götze, Musliu - Obermair, Castaneda, Klaas (61. Herrmann), Zehnter - Bilbija (69. Ansah), Kostons (69. Grimaldi), Michel (78. David Kinsombi)
Schiedsrichter: Wolfgang Haslberger (St. Wolfgang)
Tore: 0:1 Götze (42.), 0:2 Bilbija (48.), 1:2 Maza (72.)
Gelbe Karten: Kempf, Schuler - Michel
Zuschauer: 48.591
Spielstatistik: 10:11 Torschüsse, 56:44 Prozent Ballbesitz, 86:78 Prozent Passquote, 54:46 Prozent Zweikämpfe, 15:7 Fouls, 1:8 Ecken, 116:119 Kilometer Laufdistanz.