SCP-Splitter

Paderborns Trainer tröstet Hansa Rostock, Leipertz verlässt den SCP

Der SCP-Coach findet in der Pressekonferenz die richtigen Worte. Rostocker Fans sorgen wieder einmal für Verletzte. Ein Paderborner Stürmer trifft, während zwei Torhüter patzen. Ein neuer Keeper ist im Anflug. Und der nächste Abgang steht fest.

SCP-Coach Lukas Kwasniok (r.) und Hansa-Trainer Mersad Selimbegovic pflegen ein herzliches Verhältnis zueinander. Das zeigte sich auch bei der Begrüßung vor dem Anpfiff. | © picture alliance/dpa

Frank Beineke
20.05.2024 | 20.05.2024, 15:37

Mitgefühl für die Verlierer

Was den respektvollen Umgang mit Gegnern umgeht, hat Lukas Kwasniok ein gutes Gespür dafür, die richtigen Worte zu finden. Das war auch am Pfingstsonntag nach dem 2:1 (0:0)-Sieg seines SC Paderborn beim FC Hansa Rostock der Fall. So hatte Paderborns Cheftrainer tröstende Worte für die Ostseestädter parat, die den bitteren Gang in die 3. Liga antreten müssen.

„Ich wünsche Hansa viel Besonnenheit, viel Kraft und die richtigen Entscheidungen für die Zukunft. In so schwierigen Phasen ist der Zusammenhalt ein extrem wichtiges Faustpfand“, erklärte Kwasniok bei der Pressekonferenz nach dem Spiel. Zudem wünschte der SCP-Coach seinem Rostocker Kollegen Mersad Selimbegovic alles Gute. Mit dem Hansa-Trainer verbindet ihn ein freundschaftliches Verhältnis.

„Es ist für uns alle ein brutal schwieriger Moment. Es tut unheimlich weh. Es herrschen eine totale Leere und Enttäuschung“, sagte eben jener Mersad Selimbegovic, dessen Mission Klassenerhalt gescheitert ist. Ob er nun den Neuaufbau in der 3. Liga in Angriff nehmen darf, ist ungewiss.

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Mit Verspätung zu den Fans

Rund 350 Fans des SC Paderborn hatten am Pfingstsonntag die 460 Kilometer lange Anreise in Kauf genommen, um in Rostock live dabei zu sein. Der ein oder andere davon war wohl ein wenig angesäuert, als die SCP-Kicker nach dem Schlusspfiff schnurstracks in die Kabine eilten, statt mit den mitgereisten Anhängern zu feiern.

„Wir wollten den Fans gegenüber damit nicht respektlos sein, sondern respektvoll gegenüber dem Gegner, der gerade abgestiegen war“, begründete Lukas Kwasniok. Und mit ein wenig Verzögerung trotteten die Spieler dann doch noch zum Gästeblock, um sich bei ihren Fans zu bedanken. „Es war halt keine einfache Situation für alle“, erklärte Paderborns Trainer angesichts der unschönen Szenen, die sich ab der dritten Minute der Nachspielzeit im Ostseestadion abgespielt hatten.

Knallkörper sorgen für sieben Verletzte

In eben jener Nachspielzeit hatten Hansa-Fans gleich auf zwei Seiten des Stadions massiv Pyrotechnik gezündet. Leuchtraketen flogen, Bengalos und Rauchtöpfe wurden entfacht. Und vor allem ohrenbetäubende Kanonenschläge gefährdeten die Gesundheit von Spielern, Fans und Ordnungskräften. Schiedsrichter Harm Osmers musste die Partie für knapp eine halbe Stunde unterbrechen. Als sich das Geschehen beruhigt hatte, wurden dann noch die letzten drei Nachspielminuten zu Ende gespielt.

In der Nachspielzeit zündeten Hansa-Fans massiv Pyrotechnik. Die Partie musste für fast 30 Minuten unterbrochen werden. - © picture alliance/dpa
In der Nachspielzeit zündeten Hansa-Fans massiv Pyrotechnik. Die Partie musste für fast 30 Minuten unterbrochen werden. | © picture alliance/dpa

Vor dem Stadion sollte es allerdings weiter zum Einsatz von Pyrotechnik kommen. So bewarfen „Fans“ des FC Hansa die Polizei- und Ordnungskräfte mit Böllern. Sechs Polizisten und ein Hansa-Mitarbeiter erlitten dabei ein Knalltrauma. Bereits vor dem Spiel hatte es ähnliche Szenen gegeben. So waren mehr als 5.000 Rostocker Fans gemeinsam von der Innenstadt zum Stadion marschiert. Und schon da war massenhaft Pyrotechnik gezündet worden, so dass mehrere Strafanzeigen geschrieben wurden.

Platte beendet die Torflaute

Das Sportliche geriet angesichts der traurigen Begleitumstände am Sonntag ein wenig in den Hintergrund. Dabei hatte die Partie im Ostseestadion durchaus die ein oder andere interessante Geschichte zu bieten. Beispielsweise die Tatsache, dass Felix Platte endlich seine Torflaute beendete. Der SCP-Stürmer war in der 69. Minute eingewechselt worden und erzielte drei Minuten später mit einem Distanzschuss aus 22 Metern den 1:1-Ausgleich für Paderborn.

Es war Plattes erster Treffer seit seinem Doppelpack, den er am 5. November 2023 beim 3:0-Sieg in Karlsruhe geschnürt hatte. Ab Mitte Februar war der verletzungsanfällige Angreifer allerdings wegen eines Innenbandanrisses auch fast drei Monate ausgefallen. Unterm Strich verbuchte Platte in dieser Saison nur 759 Pflichtspielminuten, in denen ihm vier Tore gelangen. Zum Vergleich: In der Saison 2021/22 hatte es der gebürtige Lipper immerhin auf 1.329 Minuten gebracht. In der vergangenen Spielzeit waren es 1.337 Minuten.

Hansa-Keeper Markus Kolke steht nach Spielschluss die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. - © picture alliance/dpa
Hansa-Keeper Markus Kolke steht nach Spielschluss die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. | © picture alliance/dpa

Lukas Kwasniok freute sich für seinen leidgeprüften Stürmer. „Aber in erster Linie tut mir Markus Kolke leid“, erklärte Paderborns Trainer mit Blick auf den Hansa-Torwart, der bei Plattes Treffer böse gepatzt hatte. So ließ Kolke den Ball über seine Finger flutschen, nachdem er bis dato der beste Rostocker gewesen war. So hatte der Keeper zuvor mit Glanzparaden gegen Bilbija (10.) und Grimaldi (63.) Gegentreffer verhindert.

Am Ende aber war der sonst so zuverlässige Kolke wie schon im Hinspiel die tragische Figur, denn der 33-jährige Torhüter hatte am 15. Dezember 2023 bei der 0:3-Pleite in Paderborn wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen.

Teilschuld für Brackelmann

Vor Kolke hatte sich auch Paderborns Keeper Pelle Boevink einen folgenschweren Fauxpas geleistet. Der 26-jährige Niederländer traf in der 48. Minute nach einem Rückpass von Calvin Brackelmann die falsche Entscheidung. Statt das Leder sofort nach vorne zu dreschen, nahm Boevink den Ball mit dem Außenrist an. Hansa-Stürmer Nils Fröling setzte nach und stocherte das Spielgerät aus kurzer Distanz zum 1:0 über die Linie. Es war ein Treffer, der das Zeug zum „Kacktor des Monats“ hat.

„Es hätte aber erst gar nicht zu dieser brenzligen Situation kommen dürfen“, erklärte SCP-Coach Lukas Kwasniok. So gehe das Gegentor zu 50 Prozent auf die Kappe von Calvin Brackelmann. „Er hatte keine Aktivität und spielt einen Ball, der fast verhungert. Natürlich hätte Pelle das dann anders lösen müssen, aber Calvin war genauso beteiligt“, urteilte Kwasniok.

Fernduell mit Fürth

Beim FC Hansa Rostock wurde am Sonntag gebannt darauf geschaut, wie es im Parallelspiel zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem FC St. Pauli steht. Schließlich lieferten sich die Ostseestädter mit den Hessen ein Fernduell um Relegationsplatz 16. Zwischen der 48. und 72. Minute stand Rostock in der Blitztabelle vor Wiesbaden. Doch dann schlug der SCP zurück.

Mit den zwei Treffern zum 2:1-Sieg sicherte sich Paderborn nicht nur die Saisonzähler 50 bis 52 und Tabellenplatz sieben. Zudem verbucht der OWL-Zweitligist bei den TV-Geldern nun Mehreinnahmen in Höhe von 800.000 Euro, weil die SpVgg Greuther Fürth auf Distanz gehalten werden konnte. Eben jene Fürther siegten am Sonntag mit 2:0 gegen Schalke und standen in der Blitztabelle zwischen der 67. und 87. Minute vor dem SCP.

Paderborns Cheftrainer sollte das Geschehen im Frankenland aber nicht sonderlich interessieren. „Ehrlich gesagt habe ich erst nach unserem 1:1-Treffer das erste Mal gefragt, wie es in Fürth steht“, erklärte Lukas Kwasniok. Dessen Team musste nach einer halbstündigen Spielunterbrechung dann noch den 2:1-Vorsprung über die Ziellinie bringen. Ein Gegentreffer hätte dem SCP die besagten 800.000 Euro gekostet. Doch das Vorhaben gelang. „Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich reagiert hätte, wenn wir noch das 2:2 kassieren“, sagte Paderborns Trainer.

Geschenk an einen Ex-Paderborner

Der Paderborner Sieg in Rostock sorgte am Sonntag beim SV Wehen Wiesbaden für Jubel. Die Hessen verteidigten damit nämlich trotz einer 1:2-Heimniederlage gegen Zweitligameister FC St. Pauli ihren 16. Platz. Und so erhalten die Wiesbadener die Chance, in der Relegation gegen Jahn Regensburg doch noch den Klassenerhalt einzuheimsen.

Nils Döring kann sich somit bei seinem Ex-Klub bedanken. Wiesbadens Interimstrainer kickte einst von 2006 bis 2008 für den SC Paderborn. Am Pfingstsonntag sollte sich Döring nach dem Spiel erst einmal bei seiner Mannschaft entschuldigen. Grund: Der 44-Jährige hatte in der 56. Minute regelkonform die Rote Karte gesehen, weil er am Spielfeldrand gegen eine Wasserflasche getreten hatte.

„Es tut mir leid, aber da war pures Adrenalin in meinem Körper“, erklärte Döring, der nun wohl zumindest das Relegations-Hinspiel in Regensburg (Freitag, 24. Mai, 20.30 Uhr) verpassen wird. Das Rückspiel steigt dann am Dienstag, 28. Mai, in Wiesbaden.

Ein Sachse fürs SCP-Tor?

Der SC Paderborn hat für die kommende Saison bereits einen neuen Torhüter verpflichtet, der Jannik Huth ersetzen soll. Um wen es sich dabei handelt, ist allerdings noch ein Geheimnis. In der Transfer-Gerüchteküche tauchte zuletzt der Name Ben Voll auf. Der 23-Jährige ist Stammkeeper des Drittligisten Viktoria Köln. Allerdings hat Voll noch einen laufenden Vertrag. Der SCP müsste somit wohl eine mittlere sechsstellige Summe in die Hand nehmen. Und das ist unwahrscheinlich.

Weitaus heißer dürfte daher ein anderes Gerücht sein. So steht Markus Schubert nach einem Bericht von „transfermarkt.de“ vor einem Wechsel an die Pader. Der gebürtige Sachse wäre ablösefrei zu haben, denn sein Vertrag beim niederländischen Erstliga-Absteiger Vitesse Arnheim läuft am Saisonende aus. Der 25-Jährige war in dieser Spielzeit nur Ersatzkeeper und kam lediglich im Pokal zum Einsatz. Für Dynamo Dresden, Eintracht Frankfurt und den FC Schalke 04 verbuchte Schubert unterdessen neun Erstliga- sowie 40 Zweitliga-Einsätze.

Leipertz verabschiedet sich

Robert Leipertz wird seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag beim SC Paderborn nicht verlängern. Via Instagram verkündete der 31-Jährige am Pfingstmontag seinen Abschied. Dort postete Leipertz ein Foto, das ihn im SCP-Trikot zeigt und das er mit folgendem Satz versah: „Es war mir eine Ehre.“ Wenige Stunden später folgte ebenfalls per Instagram die Bestätigung von Vereinsseite. „Lieber Leipi, wir wünschen Dir alles Gute für Deinen weiteren sportlichen und privaten Weg“, erklärte der SCP.

Sein Joker-Einsatz in Rostock war somit sein letzter Auftritt für Paderborn. Dabei konnte er mit der Vorarbeit zum 1:1 noch einmal einen Assist verbuchen. In den vergangenen beiden Spielzeiten absolvierte „Leipi“ insgesamt 61 Pflichtspiele für den SCP, in denen er auf 14 Treffer und acht Assists kam. Nun könnte es den gebürtigen Jülicher zurück in die Heimat ziehen. So wird Leipertz mit seinem Ex-Klub Alemannia Aachen in Verbindung gebracht.


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