Hamburg. Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli hatte am Ostersonntag im Heimspiel gegen den SC Paderborn zwar gewackelt. Doch der Primus fiel nicht. So kassierte der SCP eine 1:2 (0:1)-Niederlage am Hamburger Millerntor. Vor 29.391 Zuschauern waren die Gäste nach der Pause drauf und dran gewesen, die Partie zu drehen. Eine Gelb-Rote Karte (73.) für Adriano Grimaldi sollte jedoch die Paderborner Aufholjagd stoppen.
„Wir haben in der ersten Halbzeit die nötige Aggressivität vermissen lassen und unsere Offensivaktionen nicht sauber ausgespielt. Nach der Pause haben wir dann aber eine gute Moral gezeigt und uns gerade nach dem Tor zum 2:1 ganz anders präsentiert. Ärgerlich, dass es dann in dieser Phase den Platzverweis gibt“, resümierte SCP-Kapitän David Kinsombi.
Sein Trainer Lukas Kwasniok hatte sich für drei Startelfänderungen entschieden. Die angeschlagenen Spieler Koen Kostons (Infekt) und Calvin Brackelmann (Prellung am Auge) mussten auf die Bank. Dafür durften mit Adriano Grimaldi und dem Ex-Paulianer Sirlord Conteh zwei Stürmer von Beginn an ran. Mattes Hansen ersetzte unterdessen den gelbgesperrten Kai Klefisch im defensiven Mittelfeld.
Die Wechsel waren mit einer Systemumstellung auf eine Vierer-Abwehrkette verbunden. Visar Musliu und Marcel Hoffmeier bildeten die Innenverteidigung. Raphael Obermair und Aaron Zehnter beackerten die Außenbahnen. Sebastian Klaas sollte als Zehner hinter den Spitzen für kreative Momente sorgen.
St. Pauli legt los wie die Feuerwehr
Auch auf der Ersatzbank gab es einige Änderungen. Mit Platte, Schuster, Ezekwem, Rohr, Klefisch und Curda (Muskelverletzung) fehlten gleich sechs Paderborner. Und so wurden die beiden U21-Spieler Jascha Brandt und Medin Kojic in den Kader hochgezogen, der dennoch nur 19 statt der erlaubten 20 Akteure zählte. Brandt stand hierbei zum zweiten Mal in dieser Spielzeit im Aufgebot. Für Kojic war es eine Saisonpremiere. Der 18-Jährige hatte aber bereits in der vergangenen Spielzeit sein Zweitligadebüt gefeiert. Gegner war damals der FC St. Pauli. Martin Ens kam dagegen am Ostersonntag in der Regionalliga-Reserve zum Einsatz.
St. Pauli machte von Beginn an mächtig Dampf. Der SCP war gerade in den ersten zehn Minuten mit den schnörkellosen und schnellen Angriffen der Hausherren überfordert. Schon nach 30 Sekunden kam Connor Metcalfe zu einer ersten Großchance. Der Australier schoss aber zu zentral aufs Gehäuse der Gäste, so dass SCP-Keeper Pelle Boevink parieren konnte.
In Minute sechs verbuchte Paderborn die erste Torgelegenheit. Grimaldi kam nach einem bösen Pauli-Patzer und Bilbija-Vorarbeit zum Abschluss, verfehlte aber sein Ziel. Ansonsten aber brannte es fast nur im Strafraum der Ostwestfalen. So blockte SCP-Abwehrchef Visar Musliu in der sechsten Minute in höchster Not einen Schuss von Lars Ritzka.
Paderborn spielt mit dem Feuer
In der neunten Minute zappelte das Leder dann im Netz der Gäste. Aljoscha Kemlein ließ sich als vermeintlicher Torschütze feiern. Doch nach einem minutenlangen VAR-Check wurde entschieden, dass Vorlagengeber Marcel Hartel Millimeter im Abseits gestanden hatte. Und so stand es weiter 0:0. Es war nicht die einzige hauchdünne Abseitssituation, bei der Paderborn Glück hatte. Die Kwasniok-Mannen spielten mit dem Feuer.
Das Tempo blieb auch anschließend hoch, die Zahl der Torchancen nahm aber ab. Bis zur 32. Minute. Da hebelte ein Hackentrick von Johannes Eggestein an der Mittellinie die SCP-Defensive aus. Pauli-Kapitän Jackson Irvine setzte Marcel Hartel in Szene. Und der erzielte mit einem technisch perfekten Lupfer sein 15. Saisontor und die verdiente 1:0-Führung. Es war ein Treffer, der die ganze Klasse des Tabellenführers aufzeigte.
Filip Bilbija hatte fünf Minuten später das 1:1 auf dem Fuß, scheiterte aber aus spitzem Winkel an Pauli-Torwart Nikola Vasilj. Im Gegenzug verpasste Kemlein aus 14 Metern das 2:0. Und da Boevink anschließend noch einen Irvine-Schuss entschärfte (40.), führten die Hausherren zur Pause nur mit 1:0.
Grimaldis Foul-Hattrick hat Folgen
Ohne personelle Änderungen ging es in die zweite Hälfte. Und schon 65 Sekunden nach Wiederanpfiff sollte der SCP den nächsten Nackenschlag kassieren. Lars Ritzka hatte 17 Meter vor dem SCP-Tor zu viel Platz, ließ die Kugel noch einmal auftropfen und nagelte das Spielgerät trocken und humorlos zum 2:0 (47.) ins linke Eck.
Die Paderborner meldeten sich allerdings nur wenig später zurück. Klaas eroberte gegen Eric Smith den Ball, der bei Bilbija landete. Bilbija passte auf Conteh. Dieser legte zielgenau quer, so dass Grimaldi mühelos zum 2:1-Anschlusstreffer (56.) einschieben konnte. Plötzlich waren die Gäste am Drücker. Kinsombi setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte in die Mitte. Dort köpfte Grimaldi wuchtig aufs Tor. Doch Vaslij lenkte das Leder über die Latte (65.).
Dann hatte Adriano Grimaldi zunächst großes Glück. Der SCP-Torschütze hatte in der 66. Minute Gelb gesehen, ehe er sich drei Minuten später ein recht hartes Foul an Smith leistete. Schiedsrichter Benjamin Brand ließ die Ampelkarte stecken. Doch als Grimaldi dann wiederum nur eine Minute später den Paulianer Saliakas ziemlich unnötig weit vor dem eigenen Strafraum unsanft von den Beinen holte, sah er Gelb-Rot (73.).
Ein Fernschuss führt fast zum 2:2
Dabei hatten Robert Leipertz, Koen Kostons und Ilyas Ansah schon zur Einwechslung bereit gestanden. Stattdessen gab es in Minute 82 sogar einen Paderborner Fünffach-Wechsel. Leipertz, Kostons und Ansah sowie Jannis Heuer und Calvin Brackelmann kamen in die Partie. Zehnter, Obermair, Conteh, Klaas und Hansen mussten raus.
Und die nächste Chance hatte die Mannschaft in Unterzahl. Joker Brackelmann zwang Paulis Keeper mit einem satten 30-Meter-Schuss zu einer Glanzparade (85.). Die Gäste warfen mit dem Mute der Verzweiflung noch einmal alles nach vorne, doch die Oster-Überraschung in Unterzahl blieb aus. Der SCP hatte zwar einmal mehr Comeback-Qualitäten bewiesen, trat die Heimreise aber mit leeren Händen an.
„Wir waren nach dem 2:1 verunsichert und nicht stabil. Paderborn hat es dann sehr gut gemacht. Aber mit der Gelb-Roten Karte kippte das Spiel wieder auf unsere Seite“, bilanzierte Pauli-Coach Fabian Hürzeler, dessen Team den nächsten großen Schritt Richtung Erstliga-Aufstieg machte.
Auf den SC Paderborn wartet nun eine kurze Trainingswoche. So geht es bereits am kommenden Freitag, 5. April, mit dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin (18.30 Uhr) weiter.
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