2. Bundesliga

Wahnsinn auf Schalke: Paderborn dreht das Spiel und kassiert spät das Tor zum 3:3

Der SCP liegt auf Schalke bis zur 60. Minute mit 0:2 zurück, um dann gewaltig aufzudrehen. Ein Traumtor von Zehnter sowie Treffer von Kinsombi und Klaas sorgen für eine 3:2-Führung, ehe Schalke in der Nachspielzeit dank eines Youngsters das 3:3 erzielt.

SCP-Stürmer Ilyas Ansah (r.), der hier von Schalkes Brandon Soppy bearbeitet, zählte zu den Paderborner Aktivposten. | © Bernd Thissen

09.03.2024 | 09.03.2024, 16:30

Gelsenkirchen. Der SC Paderborn war am Samstag im Gastspiel beim FC Schalke 04 schon auf die Verliererstraße eingebogen. Spielerisch limitierte Hausherren führten vor 61.475 Zuschauern in der heimischen Veltins-Arena nach einer Stunde mit 2:0. Doch dann sollten die Gäste in beeindruckender Manier das Spiel drehen und die Königsblauen gewaltig schocken. Ein Traumtor von Aaron Zehnter (60.), ein verwandelter Handelfmeter von David Kinsombi (78.) und ein Jokertor von Sebastian Klaas bescherten dem SCP eine 3:2-Führung. Schalke hatte aber noch eine Antwort parat: Youngster Keke Topp traf in der Nachspielzeit zum 3:3-Endstand.

„Die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen. Und wenn du in dieser Arena 0:2 hinten liegst, musst du letztlich auch mit einem Punkt leben können", resümierte Lukas Kwasniok nach einer verrückten Zweitligapartie. Paderborns Coach hatte erneut nur eine Startelfänderung vorgenommen. Aaron Zehnter rückte für Vizekapitän Robert Leipertz auf die linke Außenbahn. Der 19-jährige Winterneuzugang aus Augsburg feierte damit seinen zweiten Startelf-Einsatz in Liga zwei, nachdem er beim 0:0 in Osnabrück ein eher unglückliches Debüt gegeben hatte. Und angesichts zahlreicher Ausfälle standen diesmal nur 18 statt der erlaubten 20 Spieler im Kader der Gäste.

Schalkes Trainer Karel Geraerts ließ seine erste Elf im Vergleich zum 3:1-Heimsieg gegen St. Pauli gänzlich unverändert. Der Ex-Paderborner Ron Schallenberg spielte zudem wieder in der Innenverteidigung. S04-Talent AssanOuedraogo (17) stand nach auskurierter Verletzung erstmals seit Ende Oktober wieder im Kader der Königsblauen.

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Die erste Halbzeit verläuft zäh

Es entwickelte sich eine ziemlich zähe erste Hälfte. Die Hausherren ließen spielerisch fast alle Wünsche offen, hielten nicht viel von einem geordneten Spielaufbau und setzten vornehmlich auf lange Bälle. Paderborn ließ wie schon zuletzt gegen Wiesbaden und Magdeburg so gut wie keine gegnerischen Chancen zu. Doch im Spiel nach vorne blieb bei den Gästen ebenfalls vieles Stückwerk.

Unterm Strich waren die Paderborner mit ihren wenigen gelungenen Vorstößen aber in den ersten 45 Minuten die bessere Mannschaft. In den Anfangsminuten sorgten Flanken von Aaron Zehnter (3.) und Koen Kostons (5.) für Gefahr im Schalker Strafraum. Bei letztgenannter Hereingabe bekam SCP-Stürmer Ilyas Ansah den Ball beim Versuch einer Direktabnahme nicht aufs Tor.

Ansonsten aber war es ein typisches 0:0-Spiel, bei dem die Schalker nach einer guten halben Stunde dann doch zur schmeichelhaften Führung kamen. Der SCP hatte es mit den Kurzpässen im Spielaufbau ein wenig übertrieben. Die Gastgeber eroberten das Spielgerät. Kenan Karaman versuchte im Strafraum Filip Bilbija zu überlupfen. Dem Paderborner Angreifer sprang der Ball an den linken Arm. Und Schiedsrichter Robert Kampka pfiff Elfmeter. Die Entscheidung hielt auch dem VAR-Check stand. Karaman blieb cool und versenkte den Strafstoß mittig unter die Latte. Und so stand es plötzlich 1:0 für Schalke.

Nur wenig Nennenswertes vor der Pause

Die Führung bescherte dem S04 etwas Oberwasser. Doch die einzigen beiden nennenswerten Torgelegenheiten, die es bis zur Pause noch gab, hatte der SCP. In der 36. Minute spielte Zehnter einen langen Ball auf Ansah. Schalkes Keeper Marius Müller eilte aus seinem Kasten. Und Ansah verfehlte mit einem anspruchsvollen Heber-Versuch das Tor.

Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff hatte Paderborn dann eine noch weitaus dickere Chance zum Ausgleich. Bilbija spielte auf Obermair, der den Ball flach in den Strafraum spielte. Dort tauchte wieder Bilbija auf, doch dessen Abschluss geriet zu lasch (45.+5). Dann ging es erst einmal in die Kabinen.

Ohne personelle Änderungen ging es in die zweite Hälfte. Schalkes Sechser Paul Seguin sah nach einem Foul an Bilbija seine fünfte Gelbe (46.) und ist damit im nächsten Spiel gesperrt. Ein individueller Fehler bescherte den Königsblauen dann aber schnell das 2:0. SCP-Verteidiger Laurin Curda verschätzte sich bei einem langen Ball von Derry Murkin. S04-Stürmer Bryan Lasme hatte freie Bahn und schlenzte das Leder ins lange Eck (49.). Es war das vierte Saisontor des Ex-Bielefelders.

SCP antwortet prompt auf das Schalker 2:0

„Es fühlte sich bis dahin eigentlich nicht nach einem 0:2 an. Wir haben so gut wie nichts zugelassen", kommentierte SCP-Trainer Kwasniok den Rückstand, auf den sein Team dann aber gleich mehrere Antworten fand. So setzten die Paderborner die Gastgeber ab der 53. Minute gewaltig unter Druck. Den Anfang machte Bilbija, der den Ball nach Ansah-Vorarbeit fast ins Tor gespitzelt hätte. Vier Minuten später war Bilbija auf links durch, um nach innen zu passen. Doch auch der ansonsten unauffällige Koen Kostons hatte mit seinem Hackentrick-Abschluss kein Glück.

Der nächste Versuch sollte aber sitzen. Und es war ein Traumtor. Zehnter donnerte die Kugel nach einer zunächst abgewehrten Obermair-Flanke per Dropkick aus 16 Metern zum 2:1-Anschlusstreffer (60.) in den Winkel. Der SCP hatte längst Morgenluft gewittert und wechselte offensiv. Stürmer Adriano Grimaldi kam für Verteidiger Laurin Curda (66.).

Doch Schalke hatte sich wieder gefangen und konnte nach 72 Minuten kurzzeitig auf den zweiten Elfmeter hoffen. Kai Klefisch und Simon Terodde waren im Strafraum zusammengeprallt. Kein Schalker beschwerte sich, doch Schiedsrichter Kampka schaute sich die Szene auf VAR-Intervention noch einmal auf dem TV-Monitor an. Doch es gab zurecht keinen Strafstoß.

Kinsombi netzt mit etwas Glück ein

Dafür erhielt der SCP vier Minuten später einen Handelfmeter. Ansah hatte aus 18 Metern abgezogen. S04-Verteidiger Tomas Kalas wollte per Kopf abwehren, fälschte den Ball aber mit dem linken Arm ab. SCP-Kapitän David Kinsombi schritt zum Punkt und netzte mit etwas Glück zum 2:2 (78.) ein. S04-Keeper Müller war noch dran gewesen.

Es folgte ein Paderborner Vierfachwechsel: Sirlord Conteh, Robert Leipertz, Mattes Hansen und Sebastian Klaas kamen für Kostons, Bilbija, Klefisch und Ansah (80.). Und in der 86. Minute hatten die Gäste durch eine Co-Produktion der Joker endgültig das Spiel gedreht. Contehs Flanke landete bei Leipertz. Dieser bediente Klaas, der die Schalker Defensive auswackelte und zum 3:2 einschoss. Wahnsinn!

„Die Freude nach dem 3:2 war mir allerdings etwas zu groß. Da war ich ein wenig böse", kommentierte Lukas Kwasniok die Jubelszenen. Schließlich galt es den Fokus zu wahren, denn die Paderborner mussten noch eine achtminütige Nachspielzeit überstehen. Und das taten sie nicht, denn eine feine Einzelleistung von Youngster Keke Topp sollte die Schalker Pleite verhindern. So traf der 19 Jahre junge S04-Joker in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 3:3. Dann hatte der Wahnsinn ein Ende. Und beide Teams einen Punkt in der Tasche.

„Jeder sieht gerne Tore. Und die gab es heute. Und jeder muss heute mit diesem Ergebnis leben", bilanzierte Schalkes Trainer Karel Geraerts. Dessen Team hatte ebenso wie der SCP Moral bewiesen. Und so ging das 3:3 unterm Strich auch in Ordnung.

Weiter geht’s für den SC Paderborn bereits am kommenden Freitag, 15. März, wenn der Tabellenvorletzte Eintracht Braunschweig um 18.30 Uhr in der Home-Deluxe-Arena gastiert. Dann gibt’s ein Wiedersehen mit dem waschechten Paderborner Daniel Scherning, der seit dem 7. November Cheftrainer der Eintracht ist. Schalke muss derweil am Sonntag, 17. März, um 13.30 Uhr bei Hertha BSC Berlin ran.

Unser NW-Ticker zum Nachlesen:



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