SCP-Fankolumne

Drei-Hasen-Grätsche: Ein Paderborner Wunschzettel ans Christkind

Kurz vor Weihnachten richtet unser Fan-Kolumnist Markus Lüttgens einige Wünsche für die Rückrunde des SC Paderborn 07 an das Christkind.

Andreas Ludwig (l.) und Markus Lüttgens sind die beiden Autoren unserer SCP-Fankolumne "Drei-Hasen-Grätsche". | © HERBERT AHNEN (C)2017

20.12.2023 | 20.12.2023, 17:00

Er selbst bezeichnet sich als „Lipper mit Migrationshintergrund“. Schließlich stammt Markus Lüttgens vom Niederrhein, ehe es ihn 2009 in den schnuckeligen Leopoldshöher Ortsteil Bexterhagen verschlug. Von dort aus ist es nicht weit nach Bielefeld, doch um Arminia macht Markus Lüttgens lieber einen großen Bogen. Er hat sein Herz an den SC Paderborn verloren. Er wechselt sich mit Andreas Ludwig als Autor unserer Fankolumne „Drei-Hasen-Grätsche“ ab.

Liebes Christkind,

ja, ihr lest richtig. Heute wende ich mich ausnahmsweise mal nicht an die Fans des SC Paderborn 07, sondern an eine höhere Macht. Denn Weihnachten steht vor der Tür und das ist die Zeit, in der so mancher Wunsch in Erfüllung geht.

Und obwohl eine über weite Strecken sehr zähe Hinrunde mit drei Siegen in Folge, 27 Punkten und Tabellenplatz sechs ein wirklich gutes Ende genommen hat, gibt es doch einige Dinge, die ich mir für die Rückrunde (und vielleicht darüber hinaus) für unseren Herzensverein wünsche. Fangen wir also an.

Newsletter
SC Paderborn 07
Wöchentlich alle News rund um den SC Paderborn.

1. Weniger Verletzte!

Gerade in Phasen, in denen es in der Hinrunde sportlich nicht so gut lief, hörte man in Fankreisen immer wieder den Vorwurf, dass unser Cheftrainer Lukas Kwasniok keine feste Startelf finden würde. Abgesehen davon, dass er selbst zugegeben hat, dass es diese feste Elf in seinem Spielsystem gar nicht gibt, stelle ich die Frage: Wie hätte er sie denn finden sollen?

Denn die Hinrunde war über weite Strecken eine Seuchensaison. In kaum einem Spiel konnte unser Trainer aus dem Vollen schöpfen. Verletzungen und Krankheiten zogen sich wie ein roter Faden durch die ersten 17 Spieltage.

Mit Spielern wie Robert Leipertz, Jannis Heuer oder Maximilian Rohr fielen Leistungsträger der vergangenen Saison wochen- oder sogar monatelang aus. Gerade bei Rohr tut mir die erneute schwere Verletzung besonders leid. Er macht gerade eine richtig harte Zeit durch.

Gleiches gilt für Leihgabe Kimberly Ezekwem, der zu Saisonbeginn als Linksverteidiger gesetzt war, bei dem aber unklar ist, wann er zurückkommt. Auch Youngster Niclas Nadj schien gerade richtig in Fahrt zu kommen, als ihn sein Körper ausbremste.

Eine solche Verletztenmisere hätte wohl die meisten Zweitligisten nachhaltig geschwächt und ist für mich ein Grund, warum unsere Mannschaft über weite Strecken der Hinrunde die spielerische Leichtigkeit vermissen ließ, die sie in der vergangenen Saison oft an den Tag gelegt hatte. Wenn sich das Lazarett des SCP07 in der Rückrunde lichtet, kann es eigentlich nur besser werden und wir erleben vielleicht noch das eine oder andere Fußballfest in der heimischen Arena.

2. Florent Muslija muss (vorerst) bleiben!

Dass die Tage von Florent Muslija in Paderborn spätestens am Saisonende gezählt sind, dürfte jedem klar sein. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und mit seinen Leistungen ist er auf dem Radar vieler höherklassiger Vereine im In- und Ausland.

Die bittere Pille aus Sicht des Vereins ist die Tatsache, dass er nach dieser Saison ablösefrei wechseln kann. Bei einem Verkauf in der Winterpause würde der SCP hingegen noch eine stattliche Ablösesumme kassieren. Dennoch hoffe ich inständig, dass es nicht dazu kommt.

Denn sportlich ist Muslija derzeit nicht zu ersetzen. Nicht nur wegen seines feinen Füßchens, sondern auch als Motor und Antreiber auf dem linken Flügel ist er der Spieler, der den Unterschied ausmacht und ein Garant für Tore und Erfolge ist. Wie sehr er fehlt, konnte man in den Spielen gegen Nürnberg und in Elversberg sehen. Es war sicher kein Zufall, dass die Mannschaft dort ihre schwächsten Leistungen zeigte und zwei herbe Niederlagen kassierte.

Mein Wunschszenario wäre daher, dass der Verein in der Winterpause einen potenziellen Nachfolger holt, der in der Rückrunde im Schatten von Muslija aufblühen kann und dann seine Rolle übernimmt, wenn Flo sich im Sommer verabschiedet.

3. Klassenerhalt für die U21!

Nachdem unsere zweite Mannschaft nach dem Aufstieg in die Regionalliga zu Saisonbeginn frech aufspielte und von weit oben in der Tabelle grüßte, geriet der Lauf zum Ende des Jahres ins Stocken, so dass sich der Blick in der Tabelle nun eher nach unten richtet. Doch noch steht unsere U21 über dem Strich. Und das soll hoffentlich auch bis zum Saisonende so bleiben.

Denn die Hinrunde hat gezeigt, wie wichtig der Aufstieg in die Regionalliga war. Mit nur zwei Klassen Unterschied zur ersten Mannschaft ist das Leistungsgefälle deutlich geschrumpft und die Durchlässigkeit zwischen beiden Kadern größer geworden.

NW-Kolumnist Markus Lüttgens hat kurz vor Weihnachten noch einen Wunschzettel ans Christkind geschrieben. - © Frank Beineke
NW-Kolumnist Markus Lüttgens hat kurz vor Weihnachten noch einen Wunschzettel ans Christkind geschrieben. | © Frank Beineke

Bestes Beispiel ist Ilyas Ansah, der zu Saisonbeginn noch in der zweiten Mannschaft auf sich aufmerksam gemacht hatte, dann aber schnell in den Profikader aufrückte und zum Ende der Hinrunde regelmäßig in der Startelf stand. Sein erstes Profi-Tor im Hamburger Volksparkstadion war die vorläufige Krönung seines Aufstiegs.

Auch Moritz Flotho sammelte bereits Einsatzminuten in der zweiten Liga, Spieler wie Calvin Brackelmann oder Martin Ens trainieren mit dem Profikader. Für einen Ausbildungsverein wie den SCP ist gerade diese Durchlässigkeit vom Nachwuchs zu den Profis wichtig.

4. Mehr Rückendeckung für die Fans durch den Verein!

Wenn alles gut läuft, schmückt sich der Verein gerne mit den Darbietungen der Fanszene - ein Blick auf das Motiv der aktuellen Dauerkarte mit einer Choreografie ist dafür Beweis genug. Wenn es aber mal Probleme gibt, wenn zum Beispiel Pyrotechnik gezündet wird, dann wird das in der Regel mit deutlichen Worten kritisiert.

Wobei ich das Martin Hornberger nicht einmal zum Vorwurf machen kann. Er kann sich nicht über Recht und Gesetz stellen und ist als Geschäftsführer verpflichtet, wirtschaftlichen Schaden vom Verein abzuwenden.

Was ich ihm aber vorwerfe, ist die Tatsache, dass man auf ähnlich klare Worte meist vergeblich wartet, wenn die eigenen Fans zu Opfern werden. Diese Chance hat der Verein in der Hinrunde gleich zweimal leichtfertig vertan.

Nachdem SCP07-Fans nach dem Auswärtsspiel in Braunschweig von Polizeikräften verletzt worden waren, gab der Verein erst Wochen später eine sehr allgemein gehaltene Stellungnahme ab, in der unter dem Strich lediglich die Gewalt auf beiden Seiten verurteilt wurde.

Dabei hatte es bereits kurz nach dem Vorfall klare und vor allem übereinstimmende Stellungnahmen der aktiven Fanszene und des Fanprojekts gegeben, in denen die Vorfälle geschildert wurden und aus denen klar hervorging, dass die Reaktion der Polizei völlig unangemessen und ihre anschließende Pressemitteilung in der Sache unzutreffend war. Warum diese Polizeigewalt von Vereinsseite nicht mit klaren Worten verurteilt wurde, ist nicht nur mir ein Rätsel.

Als SCP-Fans beim Spiel in Hamburg von HSV-Anhängern mit vereisten Schneebällen und anderen Gegenständen beworfen wurden, gab es nicht einmal eine offizielle Stellungnahme des Vereins. Die Fans sind bereit, den SCP mit vollem Einsatz zu unterstützen. Ist es da zuviel verlangt, die gleiche Unterstützung vom Verein zu erwarten, wenn es zu Gewalt gegen die eigenen Fans kommt?

Zumindest dieser Wunsch sollte eigentlich zu erfüllen sein. Sogar ganz ohne Christkind...

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen schon mal frohe Weihnachtstage und einen guten Rutsch!


Paderborn Mann für Mann


Alle Artikel zu allen Personen rund um SC Paderborn 07