Paderborn. Das Zweitligaspiel zwischen dem SC Paderborn und dem FC Hansa Rostock stand am Freitagabend kurz vor dem Abbruch. Dafür sorgten die Pyrotechnik-Exzesse der Gäste-Fans, die im Stadion zudem einen erheblichen Sachschaden verursachten. Doch letztlich wurde die Partie mit Unterbrechungen von insgesamt 30 Minuten Dauer doch zu Ende gebracht. Und die Hausherren konnten zum Hinrunden-Abschluss den dritten Sieg in Folge feiern. Der SCP gewann vor 12.260 Zuschauern in der Home-Deluxe-Arena mit 3:0 (1:0) und kann mit 27 Punkten entspannt in die Winterpause gehen.
„Der Sieg ist auch in der Höhe verdient. Wir sind sehr zufrieden. Die 27 Punkte haben wir uns alle sehr hart erarbeitet“, resümierte Lukas Kwasniok. Der SCP-Coach nahm im Vergleich zum 2:1-Sieg in Hamburg drei Startelfänderungen vor. Laurin Curda und Adriano Grimaldi ersetzten die gesperrten Jannis Heuer und Filip Bilbija. Kai Klefisch rückte für Mattes Hansen auf die Sechs. Auf den Rängen ging es in den ersten zwölf Minuten äußerst ruhig zu.
Beide Fanlager beteiligten sich am bundesweiten Stimmungsboykott, mit dem gegen den von der Deutschen Fußball Liga geplanten Investoreneinstieg protestiert wird. Das war auch völlig in Ordnung. Doch als die besagten zwölf Minuten abgelaufen waren, sorgten die Anhänger der Gäste für den ersten Eklat. Leuchtraketen und Silvesterkracher flogen durch die Arena. Schiedsrichter Wolfgang Haslberger unterbrach die Partie und schickte beide Teams für gut fünf Minuten in die Kabinen.


Beide Fanlager intonierten „Scheiß-DFL“-Gesänge. Von vorweihnachtlicher Stimmung war nichts zu spüren. Doch nach neun Minuten rollte wieder der Ball. Und die Hausherren übernahmen das Kommando. Das erste Ausrufezeichen setzte Klefisch, der einen Volleyschuss aus 16 Metern an die Latte donnerte (26.). Dann scheiterte Raphael Obermair an Hansa-Keeper Markus Kolke, der zur Ecke klärte (30.). Eben jene Ecke wurde zunächst abgewehrt, doch der Ball landete vor den Füßen von Adriano Grimaldi, der mit seinem vierten Saisontreffer das 1:0 (31.) erzielte. Und der SCP blieb am Drücker. Florent Muslija setzte das Leder aus spitzem Winkel knapp übers Tor (37.).
Kolke reagiert glänzend und sieht dann Rot
Grimaldi hätte dann in Minute 43 nach starker Vorarbeit von Ilyas Ansah fast zum 2:0 eingeköpft, doch Kolke reagierte glänzend. In der Defensive musste Paderborn gegen die pfeilschnellen Rostocker zwar stets auf der Hut sein. Doch in Sachen spielerischer Klasse waren die Kwasniok-Schützlinge haushoch überlegen.
Kurz nach Wiederanpfiff musste die Partie erneut unterbrochen werden. Zunächst nur kurz. Aus dem Hansa-Block war ein Böller aufs Spielfeld geworfen worden. Anschließend verhinderte Kolke mit einer Glanztat gegen Sebastian Klaas das 2:0 (53.), ehe die Situation im Gästebereich wieder eskalierte. Bengalos und Raketen wurden entzündet. Und die Mannschaften verschwanden für fast 20 Minuten in den Kabinen. Dann ging’s weiter.
Hansa-Fans verursachen wohl sechsstelligen Sachschaden
Und Rostock geriet schnell in Unterzahl. Kolke hatte mit einer Notbremse gegen Ansah einen sicheren Treffer verhindert (62.). Zunächst entschied Haslberger auf Gelb und Elfmeter. Doch nach VAR-Intervention gab’s zurecht Freistoß und Rot. Den fälligen Freistoß von Muslija konnte der neue Hansa-Torhüter Nils Körber zwar parieren, doch Obermair staubte zum 2:0 (66.) ab. Der SCP kannte nun keine Gnade. Klaas hämmerte den Ball an den Pfosten (70.). Dann köpfte Klefisch eine Ecke des überragenden Obermair zum 3:0 (75.) ein. Die Joker Robert Leipertz (86.), Marco Schuster (90.) und Felix Platte (90.+3) verpassten weitere Treffer.
„Es war ein kurioses Spiel. Durch die Unterbrechungen verlierst du den Flow. Aber wir haben die Konzentration dann immer wieder schnell wieder hochgefahren. Das war der Schlüssel“, bilanzierte Kai Klefisch, der ebenso wie Raphael Obermair seine wohl beste Hinrundenleistung gezeigt hatte. „Paderborns Plan ist aufgegangen. Unser nicht“, konstatierte derweil Rostock Interimstrainer Uwe Speidel.
Die angekündigte Lichtshow, mit der der SCP nach dem Abpfiff die neue LED-Technik im Stadion präsentieren wollte, fiel aus. Das war auch die einzig richtige Entscheidung, denn im Gästeblock hatte es Verletzte und Gewaltexzesse gegeben. So wurden Cateringstände, Einlasskontrollen und Sanitäranlagen zerstört. „Es wurde alles kurz und klein geschlagen. Das war Krieg“, sagte SCP-Geschäftsführer Martin Hornberger, der den Sachschaden auf rund 100.000 Euro bezifferte. Darin enthalten sind noch nicht die zwei Fahrzeuge der Polizei, die zerstört wurden. Und sowohl auf Seiten der Fans als auch auf Seiten der Einsatzkräfte gab es Verletzte.
Diese Partie wird somit ein Nachspiel haben. Zumindest bei dem ein oder anderen Auswärtsspiel könnte dem FC Hansa nun ein Fan-Ausschluss drohen. Und die Geldstrafe des Deutschen Fußball Bundes könnte ebenfalls in den sechsstelligen Bereich gehen.
Das Spiel zum Nachlesen:
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Fans protestieren gegen Investorenpläne der DFL
In den ersten zwölf Minuten des Zweitligaspiels zwischen dem SC Paderborn und dem FC Hansa Rostock ging es am Freitagabend auf den Rängen der Home-Deluxe-Arena ausgesprochen ruhig zu. Die Aktive Fanszene der beiden Klubs schwieg, ehe die beiden Fanlager in Minute 13 mit ihrem Support begannen. Exakt dieses Prozedere wird sich an diesem Wochenende wohl zumindest in der 1. und 2. Bundesliga bei allen Profifußball-Spielen in Deutschland wiederholen.
Grund: Mit diesem bundesweiten Stimmungsboykott protestieren die Fanszenen gegen die am Montag getroffene Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL), den Weg für einen Investorendeal freizumachen. In einer gemeinsamen Erklärung bezeichnen sie den Beschluss als „Dammbruch für die Bundesliga“. „Von der während der Pandemie beschworenen Demut des Profifußball ist wenig geblieben“, betonen die Fanszenen.
Diese kritisieren die Pläne, einen Finanzinvestor über eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren prozentual an TV-Erlösen zu beteiligen, aufs Schärfste. „Der Vertrag (...) öffnet auf lange Sicht die Büchse der Pandora. (...) Seid Euch sicher, die unbändige Gier nach Profit wird sich mit der Zeit nicht legen, gleichzeitig aber die finanziellen Zwänge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur noch mehr zunehmen“, heißt es in der Stellungnahme.
Und die Fanszenen fügen unter anderem an: „Die Freiheit unserer Kurven und damit auch die der Vereine, denen wir unermüdlich folgen, ist für uns unverhandelbar! Der angebliche Dialog auf Augenhöhe mit der Basis war schon lange eine leere Worthülse – nun müssen wir uns anderweitig Gehör verschaffen! Und um gehört zu werden, wird man von uns nichts hören.“ Als vielbeschworener 12. Mann werde man daher zwölf Minuten schweigen. „Wir werden kein Teil eures Deals sein“, erklären die Fanszenen.