Personelle Fehlentscheidungen: Paderborns Cheftrainer übt Selbstkritik

Paderborn. Lukas Kwasniok nahm am Samstag nach der 1:3 (0:3)-Heimpleite gegen den 1. FC Nürnberg kein Blatt vor den Mund. "Das war die schlechteste erste Halbzeit, seitdem ich hier Trainer bin", kommentierte der Trainer des SC Paderborn die ersten 45 Minuten, in denen extrem spielstarke Nürnberger bei ihren drei Treffern auf wenig Widerstand getroffen waren. Diverse SCP-Spieler hatten restlos enttäuscht. "Sie haben ihre Leistung nicht gezeigt", sagte Kwasniok und fügte zugleich an: "Aber das gilt auch für mich." So gab ein selbstkritischer Chefcoach zu, dass er bei einigen Personalentscheidungen daneben gelegen hatte. "Ich habe Kai Klefisch fälschlicherweise nicht auf der Sechs spielen lassen und Mattes Hansen gebracht, der in keinem guten Rhythmus war. Kai habe ich in eine Position gebracht, auf der er Flo Muslija ersetzen sollte und auf der er sich nicht wohlgefühlt hat. Damit habe ich beiden Spielern geschadet. Das geht auf meine Kappe", betonte Kwasniok. Hansen, der in den vergangenen beiden Spielen aufgrund einer Muskelverletzung gefehlt hatte, kam gegen die quirligen Nürnberger kaum in die Zweikämpfe und leistete sich zahlreiche Ballverluste. Der 19-jährige Neuzugang aus Schalke gab dann auch bei den Treffern von Kanji Okunuki (39.) und Lukas Schleimer (44.) zum 0:2 und 0:3 keine gute Figur ab. Die Lücken in der Mittelfeldzentrale waren riesig. Und auch auf den Außenbahnen lag einiges im Argen. Die zweiten Bälle gehen an Nürnberg An Klefisch liefen in der ersten Halbzeit das Spiel, der Ball und die Gegenspieler vorbei. Gleiches galt für seinen Vordermann Robert Leipertz. Und als linker Halbverteidiger war David Kinsombi eine Fehlbesetzung. "Mein Bauchgefühl hatte mir gesagt, dass dort eigentlich Marcel Hoffmeier spielen sollte. Aber ich habe es leider anders entschieden", so der SCP-Coach. Als rechter Halbverteidiger patzte unterdessen Laurin Curda, der unter anderem beim 0:1 (8.) durch Jens Castrop ziemlich schlecht aussah. Und auch im Paderborner Offensivspiel sollte es in Durchgang eins gewaltig hapern. Kwasniok hatte mit Adriano Grimaldi und Felix Platte zwei Zielspieler aufgeboten. "Wir wollten zweite Bälle erobern. Aber die zweiten Bälle sind leider nur an Nürnberg gegangen", erklärte SCP-Keeper Jannik Huth. Und da die geschickt verteidigenden Franken nach Ballgewinnen schnell und schnörkellos nach vorne spielten, bekam Huth vor der Pause jede Menge zu tun. "Die erste Halbzeit war ein Flop", urteilte Lukas Kwasniok, der nach Spielschluss aber auch konstatieren konnte: "Die zweite Halbzeit war top." 18:1 Torschüsse nach der Pause "Der Trainer hat klare Worte gefunden", berichtete Filip Bilbija von einer Halbzeitansprache, in der sein Trainer nicht laut geworden sei. Kwasniok appellierte vielmehr an das Ehrgefühl seiner Spieler und nahm zudem einen Dreifachwechsel vor. Curda, Hansen und Leipertz wurden erlöst. Marcel Hoffmeier, Sebastian Klaas und Niclas Nadj kamen in die Partie. Klefisch rückte auf die Sechs, Kinsombi wechselte auf die rechte Abwehrseite. Und die Kräfteverhältnisse sollten sich vor den 12.249 Zuschauern in der Home-Deluxe-Arena nun grundlegend wandeln. Vor allem nach der Roten Karte, die Nürnbergs Jens Castrop nach einer Stunde für ein grobes Foul an Klaas gesehen hatte, spielte fast nur noch der SCP. Allein Aktivposten Bilbija, bester Paderborner Feldspieler an diesem Tag, hatte drei dicke Torgelegenheiten (56./68./78.). Und Stoßstürmer Adriano Grimaldi, der in der ersten Hälfte komplett abgemeldet gewesen war, brillierte nun wieder als Wandspieler, der Bälle festmachte, geschickt ablegte oder selbst torgefährlich wurde. Die Hausherren kamen in Hälfte zwei auf ein Torschussverhältnis von 18:1. Aber nur ein Kopfball von Grimaldi, der nach einer Ecke von Raphael Obermair sein drittes Saisontor erzielte, fand in der 78. Minute den Weg ins Ziel. Doch obwohl der SCP am Ende 26:13 Torschüsse, 73 Prozent Ballbesitz und 12:2 Ecken verbucht hatte, ist der Nürnberger Sieg verdient. Denn nicht nur drei, vier Paderborner Spieler, sondern auch Lukas Kwasniok hatten einfach einen schlechten Tag erwischt.

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