Leidenschaft und Laufleistung stimmen: Wie Paderborns Coach sein Team aufbaute

Paderborn. Die Hausherren lagen zwischenzeitlich schon am Boden. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Wiesbadens Stürmer Ivan Prtajin am Freitagabend in der 50. Minute des Zweitligaspiels zwischen dem SC Paderborn und dem SV Wehen Wiesbaden das 2:0 für die Gäste gemacht hätte? Tat er aber nicht. Stattdessen drehte der SCP binnen zehn Minuten einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung, um am Ende den ersehnten und so bitter benötigten ersten Heimsieg einzufahren. Folge: Paderborns Trainer Lukas Kwasniok kann mit seinem Team nun erst einmal in Ruhe weiterarbeiten. Es wartet auch noch sehr viel Arbeit. Dies zeigten die 90 Minuten gegen Wiesbaden, in denen Paderborn gerade vor dem Wechsel erschreckend viele Fehler begangen hatte. Der Chefcoach hätte in der Pause daher laut werden können. Sehr, sehr laut. Doch er verzichtete auf eine Kabinenpredigt. Schließlich war seine Mannschaft nach dem 0:1-Rückstand durch Kianz Froese (22.) verunsichert genug. "Der Trainer hat die richtigen Worte gefunden. Er hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir zusammenstehen und als Einheit agieren müssen", berichtete SCP-Youngster Mattes Hansen (19) nach Spielschluss. Leidenschaft und Laufleistung stimmen Kwasniok hatte hierbei erstmals in seiner Paderborner Amtszeit auch alle Ersatzspieler zur Halbzeit in die Kabine beordert. "Es ging gar nicht so sehr um die Lautstärke oder um Inhalte. Es ging darum, den Jungs das Vertrauen auszusprechen. Ich habe ihnen gesagt: Wir brauchen uns gegenseitig. Und diese Energie haben wir dann in der zweiten Hälfte auf den Platz gebracht", erklärte der SCP-Coach. Einsatzwille und Leidenschaft waren nun tatsächlich extrem groß. Davon künden auch die knapp 124 Kilometer, die die Paderborner in dieser äußerst intensiven Zweitligapartie abspulten. Der verdiente Lohn waren die Zweitliga-Premierentreffer von Sebastian Klaas (51.) und Niclas Nadj (61.), ehe der SCP in der Schlussphase einige brenzlige Situationen überstehen musste. Die Stabilität lässt nämlich weiter zu wünschen übrig. Nötige Automatismen fehlen noch immer. Und wäre der SCP auch am Freitag leer ausgegangen, was durchaus hätte passieren können, wäre wohl auch über die ein oder andere Personalentscheidung des Trainers diskutiert worden. So saßen mit Kai Klefisch, Kimberly Ezekwem und Sirlord Conteh beispielsweise drei Spieler auf der Bank, die bislang zu den besseren SCP-Akteuren gezählt hatten. Jungspund erhält ein Sonderlob Zudem hatte der Coach die nicht unriskante Entscheidung getroffen, diesmal nur mit einer Sechs zu agieren. "Es ging dabei auch um ein Signal an die Mannschaft. Wir wollten sechs offensiv orientierte Spieler auf dem Feld haben", begründete Kwasniok. Die Maßnahme sollte durchaus fruchten. So entwickelte der SCP diesmal mehr Zug zum Tor. Zudem bot Mattes Hansen als alleiniger Sechser eine starke Leistung. Der Neuzugang aus der Schalke U19 lief 12,5 Kilometer und gewann gut 80 Prozent seiner Zweikämpfe. "Was Mattes heute gespielt hat, war unfassbar", lobte Kwasniok seinen Jungspund. "Das war eine schöne Woche", bilanzierte Hansen, der in der Länderspielpause seine ersten beiden Einsätze für die deutsche U20-Nationalmannschaft gefeiert hatte. Doch auch der 19-Jährige agierte am Freitag keineswegs fehlerfrei. Mit seinem unbändigen Eifer aber war er ein Paradebeispiel dafür, wie der SCP die derzeit schwierige Situation meistern kann. "Die Jungs werden sich entwickeln und weiter Fortschritte machen. Das Wichtigste ist, dass wir ihnen, dem Trainerteam und allen Verantwortlichen vertrauen. Wir wissen, was wir machen. Das haben wir in den letzten zwei Jahren unter Beweis gestellt", warb Kwasniok weiter um Verständnis und Geduld. Kwasniok schwärmt über den Teamgeist Die gut 10.000 Zuschauer in der Home-Deluxe-Arena honorierten jedenfalls die nach dem Wechsel gezeigte Energieleistung und peitschten ihr Team bedingungslos nach vorne. "Die Spieler geben auch alles für den Verein. Das sind astreine Jungs", sagte Paderborns Coach und fügte an: "Es ist eine brutale Einheit. Ich würde sogar sagen, dass die Mannschaft intakter ist als in den vergangenen beiden Jahren. Die Spieler wissen, dass es in dieser Saison vielleicht schwierigere Phasen zu überstehen gilt." Auch der 2:1-Sieg gegen Wiesbaden kann nicht überdecken, dass sich der SCP noch immer in einer eben solchen Phase befindet. Doch die Partie lieferte gute Ansätze, wie Paderborn auch dauerhaft in die Erfolgsspur zurückfinden könnte. Alles rund um den SC Paderborn gibt es kompakt in unserem "Dauerkarte"-Newsletter. Hier geht's zur Anmeldung.

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