Paderborn und die Platzverweise: Dominanz in Überzahl, Debakel in Unterzahl

Paderborn. Im Fußball gibt es den Mythos, dass sich Mannschaften in Überzahl oft schwer tun, während Teams in Unterzahl mit einer Jetzt-erst-recht-Einstellung über sich hinauswachsen. Letztlich zeigen aber alle Statistiken, dass die Siegchancen bei Überzahl signifikant steigen. Und gerade beim SC Paderborn scheinen Platzverweise extrem große Auswirkungen zu haben. Im Zweitliga-Auftaktspiel bei der SpVgg Greuther Fürth leitete eine frühe Rote Karte am vergangenen Sonntag das Paderborner 0:5 (0:3)-Debakel ein. Innenverteidiger Visar Musliu war nach einem selten dämlichen Foul schon in Minute acht vom Platz geflogen. "Das konnten wir nicht kompensieren. Wir wollten den Ball haben und das Spiel kontrollieren. Aber das war danach nicht mehr möglich", konstatiert SCP-Akteur Maximilian Rohr, der am Sonntag 14 seiner 17 Zweikämpfe gewann. Sein Team entschied insgesamt 60 Prozent aller direkten Duelle für sich. Doch auch diese Zweikampf-Statistik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Paderborner Gegenwehr an diesem verkorksten Sonntag doch arg in Grenzen gehalten hatte. So beging der SCP trotz der deutlichen Unterlegenheit lediglich vier Fouls. Das war immer noch eines zuviel, könnte man sagen. Aber auch Cheftrainer Lukas Kwasniok stellte sich anschließend die Frage, warum beispielsweise der Fürther Konter zum 1:0 nicht durch ein taktisches Foul unterbunden wurde. Das Abwehrverhalten war mitunter hanebüchen. Die Hausherren erhielten bei ihren Toren eher Paderborner Geleitschutz statt auf Widerstand zu treffen. Konzept stößt an Grenzen "Eine frühe Rote Karte sollte uns nicht allzu häufig widerfahren. Dann benötigen wir Elemente im Spiel, die wir mit unseren Spielertypen nicht so abdecken können", erklärt Kwasniok. Diese Erfahrung musste sein Team schon in der vergangenen Saison bei der 0:2-Heimpleite gegen Bielefeld machen. Damals hatte Torwart Jannik Huth ebenfalls nach acht Minuten Rot gesehen. Bei den Siegen in Kaiserslautern (1:0) sowie gegen Rostock (3:0) und Regensburg (3:0) agierte der SCP dagegen lange in Überzahl. In diesen Partien konnten die Paderborner ihren gewünschten Ballbesitzfußball aufziehen, um die Gegner nahezu vollständig zu kontrollieren. In Unterzahl aber stößt das SCP-Konzept schnell an seine Grenzen. "Es gibt Mannschaften, die sich darauf fokussieren, defensiv stabil zu stehen. Wir haben andere Fußballer eingekauft und definieren uns über andere Elemente des Spiels", sagt Paderborns Coach und fügt an: "Wir sind von unserem Weg überzeugt. Der wurde in Fürth halt nur nach acht Minuten völlig zerschlagen. Aber im Elf gegen Elf können wir guten Fußball spielen und Spiele gewinnen." Muslija und Rohr sind guter Dinge Kwasniok ist daher zuversichtlich, dass die Auftaktpleite im Frankenland keine Langzeitschäden mit sich bringt. "Ich habe keine Angst, dass wir in eine Negativspirale geraten. Es war das erste Spiel. Und wir können es schon am Freitag wiedergutmachen", sagt auch SCP-Spieler Florent Muslija mit Blick auf das anstehende Heimspiel gegen Aufsteiger VfL Osnabrück (Freitag, 18.30 Uhr, Home-Deluxe-Arena). Die Partie in Fürth war somit angesichts der 85-minütigen Unterzahl einerseits ein Muster ohne Wert. Andererseits kamen einige Dinge zum Vorschein, die bedenklich stimmen. Denn allein mit Spielstärke ist es schwierig, in der 2. Bundesliga zu bestehen. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie stark das neuformierte Team tatsächlich ist. Maximilian Rohr ist dabei ziemlich optimistisch. "Wir sind wirklich gut. Ich mache mir keine Sorgen. Wir werden unsere Punkte holen", erklärt der 28-Jährige. Am besten fängt seine Mannschaft schon am Freitag mit dem Punktesammeln an. Sonst werden die Stimmen der Zweifler und Kritiker noch deutlich lauter.

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