Der SC Paderborn vor dem Saisonstart: Mit mehr Routine zum großen Wurf?

Paderborn. Neunter, Siebter, Sechster. 47, 51 und 55 Punkte. Der SC Paderborn hat sich in der 2. Bundesliga seit dem Erstliga-Abstieg anno 2020 kontinuierlich gesteigert. Und wenn das Team von Trainer Lukas Kwasniok in der Saison 2023/24 nun einen weiteren Schritt nach vorne machen sollte, wäre der dritte Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte keine Utopie mehr. Los geht’s an diesem Sonntag (13.30 Uhr) mit dem Gastspiel beim Angstgegner SpVgg Greuther Fürth. In der vergangenen Zweitliga-Spielzeit war der SCP als Spitzenreiter nach Fürth gereist. Die Kwasniok-Schützlinge hatten über weite Strecken der Hinrunde ganz oben mitgemischt. Paderborn bot erfrischenden Angriffsfußball und stellte am Saisonende mit 68 Treffern die zweitbeste Offensive der Liga. Doch letztlich fehlten die nötige Cleverness und Abgezocktheit, über die gerade die beiden Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt verfügten. "Außerhalb des Platzes hatten wir immer liebe Kerle. Aber leider waren sie an der ein oder anderen Stelle auch auf dem Platz zu lieb", urteilte Cheftrainer Lukas Kwasniok unlängst über das Team der Vorsaison. Und so entschied sich der Verein nun dafür, in diesem Sommer nicht nur verheißungsvolle Talente aus der 3. und 4. Liga zu verpflichten. Testspiele steigern die Zuversicht Der SCP holte vielmehr gestandene Profis wie Adriano Grimaldi (32) und David Kinsombi (27), um zugleich für Visar Musliu (28) und Filip Bilbija (23) sechsstellige Ablösesummen auf den Tisch zu legen. Für bundesweite Schlagzeilen sorgte aber vor allem die Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Max Kruse (35). Nicht wenige Fans sehen darin eine Abkehr von der bewährten Vereinsphilosophie. Klubführung und sportliche Leitung sind dagegen guter Dinge, mit exakt diesen Transfers die noch fehlenden Puzzleteile gefunden zu haben. "Ich hoffe, dass wir mit der Erfahrung und der Qualität der Neuzugänge künftig auch mal Partien ziehen können, in denen eigentlich der Gegner besser war. Ich bin zuversichtlich, dass die Kinsombis, Kruses und Muslius uns bei diesem Vorhaben helfen werden", betont Kwasniok. Die Testspiele steigerten die Zuversicht des Trainers. In sechs Partien gab es fünf Siege. Beste Torschützen waren Florent Muslija (4 Treffer) sowie Sirlord Conteh und Adriano Grimaldi (je 3 Tore). Als Topscorer trat aber Max Kruse in Aktion, der sich bislang prima ins Team eingefügt hat. "Es gibt von seiner Seite keine Sonderwünsche. Max ist ein ganz normaler Fußballer, der die Atmosphäre in der Kabine und eine Mannschaft, in der er kicken kann, extrem vermisst hat", sagt SCP-Coach Kwasniok und fügt an: "Er kann Mitspieler in Szene setzen und sie besser machen." Mallorca-Vorfall als Damoklesschwert In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob die neue Paderborner Mannschaft tatsächlich besser geworden ist. Leise Zweifel sind sicherlich erlaubt. Schließlich hat der SCP gerade durch die Abgänge von Kapitän Ron Schallenberg und Julian Justvan auch viel Qualität verloren. Sollte der Saisonstart misslingen, könnten die Stimmen all jener, die die Transferstrategie kritisieren, ziemlich schnell lauter werden. Und dann wären da noch die schweren Vorwürfe gegen Lukas Kwasniok, der Ende Mai auf Mallorca vorübergehend in Gewahrsam genommen worden war. Eine 25-Jährige hatte ihn bezichtigt, sexuell übergriffig geworden zu sein. Es ist offen, ob das Verfahren eingestellt wird oder ob es zu einer Anklage kommt. Die Ermittlungen der spanischen Behörden können sich noch monatelang hinziehen. Auf die tägliche Trainingsarbeit hatte all dies bislang so gut wie gar keinen Einfluss. Doch sollte es zum Prozess kommen, hätte nicht nur der Trainer, sondern der gesamte Verein ein großes Problem. Die bisherigen Transfers des SC Paderborn Neuzugänge: Visar Musliu (FC Ingolstadt, ca. 500.000 Euro Ablöse), Filip Bilbija (Hamburger SV, ca. 300.000 Euro), David Kinsombi (SV Sandhausen), Adriano Grimaldi (1. FC Saarbrücken), Mattes Hansen (U19 FC Schalke 04), Max Kruse (vereinslos), Laurin Curda (TSG Balingen), Kimberly Ezekwem (SC Freiburg, Leihe), Arne Schulz (Arminia Bielefeld), Paul Donner (eigene U21), Ilyas Ansah, Florian Pruhs (beide eigene Jugend), Marcel Mehlem, Jesse Tugbenyo, Justus Henke (alle Rückkehr nach Leihe). Abgänge: Ron Schallenberg (FC Schalke 04, ca. 2,5 Millionen Euro), Julian Justvan (TSG Hoffenheim, ca. 1,5 Millionen Euro), Dennis Srbeny (SpVgg Greuther Fürth), Leopold Zingerle (RB Leipzig), Moritz Schulze (Hallescher FC), Jonas Carls (Waldhof Mannheim), Robin Bormuth (Karlsruher SC), Jasper van der Werff (Hansa Rostock, Leihe), Richmond Tachie (1. FC Kaiserslautern), Marvin Pieringer (FC Schalke 04), Bashir Humphreys (FC Chelsea), Johannes Dörfler (eigene U21), Uwe Hünemeier (Karriere-Ende).

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